Katharina von Medici (German Edition)
hat die Mönche als Stützen, als Helfershelfer, als Spione. Als Vormund des Hauses Valois, welches es zu vernichten gedenkt, wirft es sich zum Schützer des Thrones auf, den es sich anmaßen will. Wenn wir uns entschließen, die Waffen zu ergreifen, so geschieht es, weil es sich zur nämlichen Zeit um die in gleicher Weise bedrohten Freiheiten des Volkes und Interessen des Adels handelt. Ersticken wir in seinen Anfängen einen ebenso verhaßten Aufstand wie den der Bourguignonen, die ehedem Paris und Frankreich in Feuer und Blut tauchten. Eines Ludwigs des Elften bedurfte es, um dem Streite der Bourguignonen und der Krone ein Ende zu bereiten; heute aber wird ein Prinz von Condé die Lothringer zu verhindern wissen, einen ähnlichen heraufzubeschwören. Es ist kein Bürgerkrieg, sondern ein Zweikampf zwischen den Guisen und der Reformation, ein Kampf auf Leben und Tod: wir werden ihre Köpfe herunterschlagen, oder sie werden unsere abmähen.«
»Wohl gesprochen!« rief der Prinz.
»Unter sotanen Umständen, Christoph,« fügte la Renaudie hinzu, »wollen wir nichts versäumen, um unsere Partei zu stärken; denn es gibt eine Partei in der Reformation, die Partei der verletzten Interessen, der den Lothringern aufgeopferten Adligen, der alten Hauptleute. Übel hat man denen in Fontainebleau mitgespielt: der Kardinal verbannte sie, indem er Galgen errichten ließ, um die daran aufzuhängen, welche vom Könige Geld für ihre Musterung und den rückständigen Sold verlangten.«
»Das, mein Kind,« fuhr Chaudieu fort, als er ein gewisses Entsetzen bei Christoph bemerkte, »verpflichtet uns, mit den Waffen anstatt durch Überzeugung und Martyrium zu kämpfen. Die Königin-Mutter steht im Begriff auf unsere Pläne einzugehen; nicht daß sie abschwören will, so weit ist sie noch nicht, wird aber vielleicht durch unseren Triumph dazu gezwungen werden. Wie immer dem auch sein möge, gedemütigt und verzweifelt wie sie ist, die Macht, die sie nach des Königs Tode auszuüben hoffte, in der Guisen Hände übergehen zu sehen, erschreckt über den Einfluß, welchen die junge Königin Maria, der Guisen Nichte und Bundesgenossin, erringt, muß die Königin Katharina geneigt sein, ihre Hilfe den Fürsten und edlen Männern angedeihen zu lassen, die, um sie zu befreien, einen Handstreich wagen wollen. Wiewohl sie anscheinend den Guisen in diesem Momente ergeben ist, haßt sie sie, wünscht sie ihr Verderben und wird sich unserer wider sie bedienen; der gnädige Herr aber wird sich ihrer wider uns bedienen. Die Königin-Mutter wird ihre Einwilligung zu unseren Plänen geben. Für uns werden wir den Konnetabel haben, den der gnädige Herr eben in Chantilly getroffen hat, der sich aber nur auf seiner Herren Befehl rühren will. Da er des gnädigen Herrn Oheim ist, wird er ihn niemals in der Klemme sitzen lassen, und der edle Prinz will sich ungesäumt in die Gefahr stürzen, damit Anne von Montmorency sich entscheidet. Alles ist bereit, und wir haben ein Auge auf Euch geworfen, um der Königin Katharina unseren Bündnisvertrag, die geplanten Edikte und die Basen der neuen Regierung mitzuteilen. Der Hof ist in Blois. Viele der Unsrigen sind gleichfalls dort; die aber sind unsere künftigen Häupter und dürfen wie der gnädige Herr«, sagte er, auf den Prinzen zeigend, »niemals beargwöhnt werden. Wir alle müssen uns für sie opfern. Die Königin-Mutter und unsere Freunde sind Gegenstand einer so genauen Überwachung, daß man unmöglich eine bekannte oder einigermaßen gewichtige Persönlichkeit als Mittelsmann benutzen kann. Sofort würde sie in Verdacht geraten und sich nicht mit Frau Katharina in Verbindung setzen können. Gott schuldet uns in diesem Augenblick den Hirten David und seine Schleuder, um Goliath von Guise anzugreifen. Euer Vater – zu seinem Unglück ist er ein guter Katholik – ist Kürschner der beiden Königinnen und hat ihnen immer irgendwelchen Putz abzuliefern. Setzt es durch, daß er Euch an den Hof schickt. Ihr werdet keinen Argwohn erwecken und die Königin Katharina in keiner Weise bloßstellen. Mit ihrem Kopfe könnten alle unsere Führer eine Unvorsichtigkeit bezahlen, die glauben ließe, daß die Königin-Mutter mit ihnen unter einer Decke stecke. Da wo die Großen, einmal ertappt, die Aufmerksamkeit auf sich lenken, hat das für einen Kleinen wie Euch gar keine Folgen. Seht, die Guisen haben so viele Spione, daß wir nur den Fluß für uns hatten, um furchtlos miteinander plaudern zu können. Ihr
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