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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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fünfzehnten Jahrhunderts, Ambrosius Paré, gewährte. Ihm hatte der es zu verdanken, daß er sich seinen Studien widmen konnte. Bei allen Schwierigkeiten, die unter Kaufleuten eintraten, zeigte Lecamus sich konziliant. Auch befestigte die allgemeine Schätzung seine Stellung unter seinesgleichen, wie sein scheinbarer Charakter ihm des Hofes Gunst bewahrte. Nachdem er aus Politik in seiner Pfarrei nach den Ehren des Kirchenvorstandes gehascht hatte, tat er das Notwendige, um im guten Geruch der Heiligkeit bei dem Pfarrer von Saint-Pierre aux Boeufs zu bleiben, der ihn für einen Mann hielt, der sich der katholischen Religion mit Leib und Seele verschrieben hatte. Auch ward er zur Zeit der Einberufung der Generalstände dank dem Einflusse der Pariser Pfarrer, welcher zu der Zeit unbeschreiblich groß war, einstimmig zum Repräsentanten des dritten Standes gewählt. Dieser Greis war einer jener heimlichen und kraß ehrgeizigen Männer, die sich zwanzig Jahre lang vor jedem bücken, indem sie von Posten zu Posten gleiten, ohne daß man eigentlich weiß, wie sie dazu gekommen sind; die dann aber ruhig an einem Ziele dasitzen, auf das selbst der kühnste nicht zu Beginn des Lebens ein Augenmerk zu richten wagen würde: so groß war die Entfernung, so viele Abgründe waren zu überschreiten, in die man doch hineinfallen konnte! Lecamus, der heimlich ein riesiges Vermögen besaß, wollte keine Gefahr laufen und bereitete seinem Sohn eine glänzende Zukunft vor. Statt jenen persönlichen Ehrgeiz zu besitzen, welcher die Zukunft so häufig der Gegenwart opfert, besaß er den Familienehrgeiz – ein heute abhanden gekommenes Gefühl, da es durch die törichte Verfügung unserer Gesetze über die Erbschaft erstickt worden ist. Als ersten Präsidenten sah Lecamus sich im Pariser Parlament in der Person seines Enkels. Christoph, dem Patenkind des berühmten Historikers Thou, war die solideste Erziehung zuteil geworden. Doch hatte sie ihn zum Zweifel und zur Prüfung geführt, die bei den Studenten und den Fakultäten der Universität um sich griffen.
    In diesem Augenblick lag Christoph seinen Studien ob, um als Advokat zu debütieren und damit die erste Stufe des Richterstandes zu erklimmen. Der alte Kürschner spielte hinsichtlich seines Sohnes den Unschlüssigen; bald wollte er Christoph allem Anscheine nach zu seinem Nachfolger machen, bald sollte er Advokat werden. Im Ernste zielte sein Ehrgeiz danach, diesem Sohne eine Ratstelle im Parlament zu verschaffen. Der Kaufherr wollte die Familie Lecamus zu dem Range jener alten und berühmten Pariser Bürgerfamilien erheben, aus welchen die Pasquier, die Molé, die Miron, die Sequier, Lamoingnon, du Tillet, Lecoigneux, die Goix, die Arnauld, die berühmten Schöffen und die großen Vorsteher der Kaufmannschaft hervorgegangen sind, unter denen der Thron so viele warme Verteidiger fand. Damit Christoph seinen Rang eines schönes Tages auch behaupten könne, wollte er ihn mit der Tochter des reichsten Goldschmieds der Altstadt, seines Gevatters Lallier, verheiraten, dessen Neffe Heinrich dem Vierten die Schlüssel von Paris darreichen sollte. Der Plan, welchen dieser Bürger in seines verschwiegenen Herzens geheimstem Kämmerchen hätschelte, ging darauf hinaus, die Hälfte seines und die Hälfte von des Goldschmieds Vermögen für den Erwerb einer großen und schönen adligen Besitzung zu verausgaben, was zu jenen Zeiten eine schwierige und lange Zeit in Anspruch nehmende Angelegenheit war. Dieser tiefe Politiker kannte aber seine Zeit zu gut, als daß er nicht um die großen sich vorbereitenden Bewegungen gewußt hätte. Er sah gut und sah richtig, indem er die Spaltung des Königreichs in zwei Feldlager vorausahnte. Die zwecklosen Hinrichtungen auf dem Wippgalgenplatze, die Tötung des Schneiders Heinrichs des Zweiten, die des Rates Anne du Bourg, welche noch neueren Datums war, das augenblickliche Einverständnis der großen Herren, das einer Favoritin unter Franz' des Ersten Herrschaft mit den Reformierten waren schreckliche Anzeichen. Was immer auch kommen sollte, der Kürschner war fest entschlossen, katholisch, königstreu und Parlamentsmitglied zu bleiben. Ganz im stillen paßte es ihm aber, daß sein Sohn der Reformation angehörte. Er wußte sich reich genug, um Christoph loszukaufen, wenn er sich allzusehr bloßstellen sollte. Wenn Frankreich dann aber calvinistisch werden sollte, konnte sein Sohn seine Familie bei einem jener furchtbaren Pariser Aufstände retten, deren

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