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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Erinnerung in dem Bürgertume lebte, das sie während vier Regierungen immer wieder neu anzetteln sollte. Ebenso wie Ludwig der Elfte teilte der alte Kürschner diese Gedanken aber nur sich selber mit; seine Unergründlichkeit ging so weit, daß er sogar sein Weib und seinen Sohn täuschte. Diese ernste Persönlichkeit war seit langem das Oberhaupt des reichsten und bevölkertsten Pariser Stadtteiles, des Zentrums, unter dem Titel eines Viertelsmeisters, welcher fünfzehn Jahre später so berühmt werden sollte. Wie alle vorsichtigen Bürgersleute, die den Gesetzen gegen den Aufwand gehorsamten, in Tuch gekleidet, trug Ehren Lecamus – er legte Wert auf diesen Titel, welchen Karl der Fünfte den Pariser Bürgern gewährt hatte und der ihnen erlaubte, Adelherrschaften zu kaufen und ihren Frauen den schönen Titel Demoiselle beizulegen – weder eine Goldkette noch Seide, sondern ein derbes Wams mit dicken angelaufenen Silberknöpfen, Wollhosen, die bis an die Knie reichten, und lederne Spangenschuhe. Sein feines Leinenhemd bauschte sich üppig der Zeitmode entsprechend aus seiner halboffenen Weste und seinen Kniehosen heraus.
    Wiewohl des Greises schönes und schmales Antlitz alle Helligkeit der Lampe empfing, war es Christoph doch unmöglich, die Gedanken zu erraten, welche unter der kräftigen holländischen Hautfarbe seines alten Vaters begraben lagen; nichtsdestoweniger begriff er, daß der Alte jeden Vorteil aus seiner Liebe zu der hübschen Babette Lallier ziehen wollte. Als Mensch, der seinen Entschluß gefaßt hat, lächelte Christoph bitter, als er seine Zukünftige eingeladen werden hörte.
    Als die Burgunderin mit den Lehrlingen abgezogen war, schaute der alte Lecamus sein Weib an, nun seinem ganzen festen und absoluten Charakter Ausdruck verleihend.
    »Nicht eher wirst du zufrieden sein, als bis du das Kind mit deiner verdammten Zunge an den Galgen gebracht hast'«, sagte er mit strenger Stimme zu ihr.
    »Ich möchte ihn lieber gerichtet, aber gerettet, als lebendig und hugenottisch sehen«, erklärte sie mit düsterer Miene. »Kann man es sich denn nur denken, daß ein Kind, das neun Monate in meinem Schoße hauste, kein guter Katholik ist und von Nickels Kuh frißt Volkstümlicher Ausdruck für protestantisch sein. und für alle Ewigkeiten im Höllenpfuhle schmachten wird?«
    Sie hub zu weinen an.
    »Alte Närrin,« sagte der Kürschner zu ihr, »laß ihn doch leben, und wär's auch nur, um ihn zu bekehren! Vor unseren Lehrlingen hast du ein Wort geäußert, daß Feuer an unser Haus zu legen vermag; wir können dann allgesamt wie Flöhe in Strohsäcken braten.«
    Die Mutter schlug ein Kreuz, setzte sich und schwieg. »Nun denn, du,« sagte der Biedermann, seinem Sohne einen Richterblick zuwerfend, »erkläre mir doch, was du auf dem Wasser tatest mit .... Komm hierher, daß ich mit dir spreche«, sagte er, seinen Sohn beim Arme greifend und ihn an sich heranziehend, ... mit dem Prinzen von Condé«, flüsterte er dem bebenden Christoph ins Ohr. »Glaubst du etwa des Hofes Kürschner kenne nicht alle seine Gesichter? Und meinst du etwa, ich wüßte nicht, was vorgeht? Der Herr Großmeister hat den Befehl erteilt, Truppen nach Amboise zu bringen. Aus Paris die Truppen zurückziehen und sie nach Amboise senden, wenn der Hof in Blois ist, und sie dann über Chartres und Vendôme gehen anstatt die Orleanser Straße ziehen zu lassen, da liegt's doch auf der Hand, daß es Trubel geben soll. Wenn die Königinnen ihre Schauben haben wollen, werden sie sie sich holen lassen. Der Prinz von Condé hat vielleicht beschlossen, die Herren von Guise über den Degen springen zu lassen; die ihrerseits hoffen sich seiner vielleicht zu entledigen. Um sich zu verteidigen, wird der Prinz sich der Hugenotten bedienen. Wozu würde ein Kürschnersohn in diesem Handel taugen? Wenn du erst verheiratet, wenn du erst Parlamentsadvokat bist, wirst du ebenso vorsichtig sein wie dein Vater. Um der neuen Religion anzugehören, muß ein Kürschnersohn warten, bis jedermann ihr anhängt. Ich verurteile die Reformatoren nicht, das ist nicht meines Amtes; aber der Hof ist katholisch, die beiden Königinnen sind katholisch, das Parlament ist katholisch; all die versorgen wir mit Ware, ergo müssen auch wir katholisch sein. Du wirst nicht von hier weggehn, Christoph, oder ich stecke dich zu deinem Paten, dem Präsidenten Thou; Tag und Nacht wird der dich bei sich behalten und dich gar viel Papier schwärzen lassen. Dann wird deine Seele

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