Katharina von Medici (German Edition)
schon nicht in der Küche jener verdammten Genfer schwarz werden.«
»Mein Vater«, sagte Christoph, sich auf die Lehne des Stuhles stützend, in welchem sein Vater saß; »schickt mich doch nach Blois, laßt mich der Königin Maria die Schaube bringen und bei der Königin-Mutter unser Geld eintreiben; sonst bin ich ja verloren. Und Ihr hängt doch an mir ...«
»Verloren?« antwortete der Greis, ohne das geringste Erstaunen zu zeigen. »Wenn du hierbleibst, wirst du nicht verloren sein; immer werd' ich dich wiederfinden.«
»Man wird mich töten ...«
»Wie?«
»Die glühendsten Hugenotten haben ein Auge auf mich geworfen, um sich meiner in irgendwelcher Sache zu bedienen. Wenn ich nicht tue, was ich eben versprach, werden sie mich am hellichten Tage, auf der Straße, hier umbringen, wie man Minard getötet hat. Wenn Ihr mich aber in Euren Angelegenheiten an den Hof sendet, könnt' ich mich wohl in gleicher Weise nach zwei Seiten hin rechtfertigen. Entweder werde ich Erfolg haben, ohne irgendeine Gefahr gelaufen zu sein, und mir so eine schöne Stellung in der Partei erwerben, oder wenn die Gefahr zu groß ist, werd' ich nur Eure Angelegenheit betreiben.«
Der Vater sprang auf, wie wenn sein Sessel aus glühendem Eisen gewesen wäre. »Liebe Frau,« sagte er, »verlaß uns und wache darüber, daß wir ganz allein sind, Christoph und ich.«
Als Mademoiselle Lecamus hinausgegangen war, faßte der Kürschner seinen Sohn bei einem Rockknopfe und führte ihn in die Zimmerecke, welche in die Brücke hineinsprang.
»Christoph«, flüsterte er ihm in die Ohrmuschel, wie vorhin, als er von dem Prinzen von Condé gesprochen hatte, »sei ein Hugenott, wenn du dem Laster fröhnst, aber sei es mit Vorsicht, in der Tiefe des Herzens und nicht so, daß man im Stadtviertel mit den Fingern auf dich zeigt. Was du mir eben anvertrautest, beweist mir, welch Vertrauen die Häupter in dich setzen. Was sollst du denn bei Hofe tun?«
»Ich wüßte es Euch nicht zu sagen,« antwortete Christoph, »weiß ich's ja doch selber noch nicht.«
»Hm, hm«, machte der Greis, seinen Sohn anschauend.
»Der Schelm will seinen Vater duppen, da kennt er mich aber schlecht. – Nun denn,« fuhr er mit leiser Stimme fort, »du gehst nicht an den Hof, um den Herren von Guise oder dem kleinen König, unserm Gebieter, oder der kleinen Königin Maria irgend etwas Gutes zuzustecken. All' diese Herzen sind katholisch; doch möcht ich drauf schwören, daß die Italienerin der Schottländerin oder den Lothringern etwas am Zeuge flicken will; ich kenne sie. Sie hat eine rasende Lust, die Hand überall im Spiele zu haben. Der selige König fürchtete sie so sehr, daß er tat, wie die Uhrmacher tun; er entkräftete den Diamanten durch den Diamanten, ein Weib durch das andere. Daher stammt der Haß der Königin Katharina gegen die arme Herzogin von Valentinois, der sie das schöne Schloß von Chenonceaux abnahm. Ohne den Herrn Konnetabel würde die Herzogin zum mindesten erdrosselt worden sein .... Achtung, mein Sohn, begib dich nicht in die Hände dieser Italienerin, deren Liebe nur im Gehirne sitzt: ein schlechtes Stück von einem Weibe. Ja, was man dich am Hofe tun lassen will, wird dir vielleicht tüchtige Kopfschmerzen bereiten«, rief der Vater, als er sah, daß Christoph nahe daran war zu antworten. »Mein Kind, ich habe Pläne für deine Zukunft, du würdest sie nicht stören, wenn du dich der Königin Katharina nützlich machtest; doch, bei Jesus Christus, setz deinen Kopf nicht aufs Spiel. Jene Herren von Guise würden ihn dir heruntersäbeln, wie unsere Burgunderin eine Kohlrübe abschneidet, denn die Leute, die dich benutzen, werden dich in jeder Weise verleugnen.«
»Das weiß ich, mein Vater«, sagte Christoph.
»Und doch machst du dich stark dazu? Du weißt es und wagst es!«
»Ja, mein Vater.«
»Alle Wetter,« schrie der Vater, der seinen Sohn in seine Arme preßte, »wir können uns verständigen; du bist deines Vaters würdig. Mein Kind, du wirst die Ehre der Familie werden, und ich sehe, daß dein alter Vater sich mit dir aussprechen kann. Solltest du aber nicht hugenottischer sein als die Herren von Coligny? Zieh nicht den Degen, du sollst ein Mann der Feder sein, verharre in deiner zukünftigen Juristenrolle. Nun denn, sag mir also nichts vor dem glücklichen Ausgange. Wenn du mich vier Tage nach deiner Ankunft in Blois nichts hast wissen lassen, soll dies Schweigen mir sagen, daß du in Gefahr schwebst. Der Alte wird dann den
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