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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Gruppe. Da stieß Chiverni zu ihr. Sie stand an der Terrassenecke gegenüber der Sankt Nikolauskirche, und dort brauchte sie keinerlei Indiskretion zu befürchten. Die Mauer reichte da bis zur Turmhöhe hinauf, und die Guisen berieten sich immer noch in der anderen Terrassenecke, unten an dem begonnenen Turm, indem sie von der Hühnerleiter der Bretonen nach der Galerie über die Brücke, welche das Parterre, die Galerie und die Hühnerleiter miteinander verband, kamen und gingen.
    Chiverni ergriff der Königin-Mutter Hand, um sie zu küssen, und ließ ein kleines Briefchen von Hand zu Hand gleiten, ohne daß die beiden Italiener es gesehen hätten. Katharina wandte sich lebhaft um, trat in die Ecke der Brüstung und las folgendes:
    ›Ihr seid, mächtig genug, um das Gleichgewicht zwischen den Großen herzustellen und sie, wenn es Euch zum Vorteil gereicht und beliebt, einander bekämpfen zu lassen. Ihr habt Euer Haus voller Könige und braucht weder die Bourbonen noch die Guisen zu befürchten, wenn Ihr die einen den andern entgegenstellt; denn die einen wie die anderen wollen Euren Kindern die Krone rauben. Seid Herrin, nicht Sklavin Eurer Ratgeber, haltet die einen mit den anderen in Schach, sonst wird das Königreich vom Schlimmen zum Schlimmsten gelangen und schwere Kriege werden es durchtoben.
    L'Hôpital.‹    
     
    Die Königin schob die Zeilen in die Höhlung ihres Mieders und nahm sich fest vor, sie zu verbrennen, sobald sie allein sei.
    »Wann habt Ihr ihn gesehen?« fragte sie Chiverni.
    »Als ich vom Konnetabel zurückkehrte, in Melun, wo er mit der Herzogin von Berry durchkam, die er nach Savoyen bringen wollte, voller Ungeduld, hierher zurückzukehren und den Kanzler Olivier aufzuklären, der übrigens von den Lothringern an der Nase herumgeführt wird. Herr de L'Hôpital entschließt sich, Eure Interessen für die seinigen anzusehen, wenn er das Ziel erkennt, wonach die Herren von Guise trachten. Auch will er sich nach aller Möglichkeit mit seiner Rückkehr beeilen, damit er Euch seine Stimme im Rate gibt.«
    »Ist er aufrichtig?« fragte Katharina. »Wenn die Lothringer ihn in den Rat eintreten ließen, so geschah es, um sie dort herrschen zu lassen; das wißt Ihr ja.«
    »L'Hôpital ist ein Franzose von zu altem Schrot und Korn, um nicht aufrichtig zu sein«, sagte Chiverni; »überdies verpflichtet ihn sein Briefchen doch sehr stark.«
    »Wie lautet des Kronfeldherrn Antwort an die Lothringer?«
    »Er nennt sich des Königs Diener und wird seine Befehle erwarten. Um jeden Widerstand zu vermeiden, wird der Kardinal auf diese Antwort hin seines Bruders Ernennung zum Reichsverweser vorschlagen.«
    »Schon?« fragte Katharina schreckensstarr. »Nun gut, hat Herr von L'Hôpital Euch irgendwelchen andern Rat für mich gegeben?«
    »Er hat mir gesagt, daß Ihr, Madame, allein Euch zwischen die Krone und die Herrn von Guise stellen könntet.«
    »Meint er denn aber, ich könnte mich der Reformierten als spanischer Reiter bedienen?«
    »Ach, Madame,« rief Chiverni, von solcher Scharfsinnigkeit hingerissen, »nicht geträumt haben wir davon, Euch in solche Schwierigkeiten zu stürzen.«
    »Wußte er, in welcher Lage ich bin?« fragte sie mit ruhiger Miene.
    »Beinahe. Seiner Meinung nach seid Ihr die Betrogene gewesen, als Ihr nach des seligen Königs Ableben Eurerseits die Brocken aus Madame Dianas Ruin fischtet. Die Herren von Guise glaubten der Königin gegenüber quitt zu sein, wenn sie die Frau befriedigten.«
    »Ja,« sagte die Königin, die beiden Gondis anschauend, »damals hab ich einen großen Fehler begangen.«
    »Einen Fehler, wie ihn die Götter begehn«, erwiderte Karl von Gondi.
    »Meine Herren,« sagte die Königin, »wenn ich mich offen zu den Reformierten schlage, werde ich Sklavin einer Partei.«
    »Madame,« erwiderte Chiverni lebhaft, »ich billige Euren Entschluß durchaus. Doch muß man sich ihrer bedienen, nicht ihnen dienen.«
    »Wenn für den Augenblick dort auch Euer Schutz liegen mag,« sagte Karl von Gondi, »so wollen wir uns doch nur ja nicht verheimlichen, daß Erfolg und Niederlage in gleicher Weise gefährlich sind.«
    »Das weiß ich!« sagte die Königin. »Einen falschen Schritt werden die Guisen sofort als Vorwand nehmen, um sich meiner zu entledigen.«
    »Die Papstnichte, die Mutter von vier Valois, eine Königin von Frankreich, des hitzigsten Hugenottenverfolgers Witwe, eine italienische Katholikin, Leos des Zehnten Tante könnte mit der Reformation gemeinsame

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