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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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eine Schwiegertochter nicht liebt, vor allem wenn sie die Krone getragen hat und sie sich bewahren will, was die unvorsichtige Katharina sich nur allzusehr hatte anmerken lassen. Ihre frühere Lage, als Diana von Poitiers noch den König Heinrich den Zweiten beherrschte, war erträglicher gewesen: zum mindesten wurden ihr damals die einer Königin gebührenden Ehren und der Respekt des Hofes zuteil, während in diesem Augenblicke der Herzog und der Kardinal, die nur ihre Geschöpfe um sich sahen, sich scheinbar ein Vergnügen daraus machten, sie zu demütigen. Von Höflingen umgeben, empfing Katharina nicht nur täglich, sondern stündlich Schläge, die ihre Eigenliebe verletzten; denn die Guisen waren ihr gegenüber bestrebt, das System fortzusetzen, welches der verstorbene König wider sie angewendet hatte.
    Die sechsunddreißig Jahre der Unglücksfälle, die Frankreich an den Rand der Verzweiflung führen sollten, haben vielleicht mit der Szene ihren Anfang genommen, in welchem dem Sohne des Kürschners der beiden Königinnen die gefährlichste der Rollen zugeschoben worden war; darum bildet er denn auch die Hauptfigur in dieser Novelle. Die Gefahr, in die dieser eifrige Reformierte geraten sollte, wird an dem nämlichen Morgen offenbar, da er mit kostbaren Dokumenten bewaffnet, welche die höchsten Häupter des Adels bloßstellten, den Hafen von Beaugency verließ, sich in Begleitung eines verschmitzten Parteigängers nach Blois einschiffte und dank dem unermüdlichen la Renaudie nach dem vor ihm liegenden Hafen gelangte.
    Während das Fährboot, worauf Christoph sich befand, von einem leichten Westwinde dahingetrieben, die Loire hinanfuhr, betrachteten der berühmte Kardinal Karl von Lothringen und der zweite Herzog von Guise, einer der größten Kriegshelden seiner Zeit, wie zwei Adler von hohem Felsen herab ihre Lage und spähten vorsichtig um sich, bevor sie zu jenem starken Schlage ausholten, mit dem sie zum ersten Male die Reformation in Frankreich, zu Amboise, zu töten versuchten, ein Beginnen, das zwölf Jahre später am vierundzwanzigsten August 1572 zu Paris wieder aufgenommen ward.
    In der Nacht waren drei Edelleute, die eine große Rolle in jenem Drama der zwölf Jahre spielten, welches diesem Doppelkomplott, das in gleicher Weise von den Guisen wie den Reformierten angezettelt ward, folgte, jeder mit verhängten Zügeln angelangt. Ihre Pferde ließen sie halbtot am Ausfalltore des Schlosses zurück, das von Hauptleuten und Soldaten bewacht wurde, die dem Herzoge von Guise völlig ergeben waren, war er doch der Kriegsleute Idol. Ein Wort über diesen großen Mann, ein Wort, welches von vornherein erklärt, woher sein Glück rührte.
    Seine Mutter war Antoinette von Bourbon, eine Großtante Heinrichs des Vierten. Wozu Verbindungen nicht alles dienen! In diesem Augenblick trachtete er seinem Vetter, dem Prinzen von Condé, nach dem Leben. Seine Nichte war Maria Stuart, sein Weib aber Anna, des Herzogs von Ferrara Tochter. Der stolze Kronfeldherr Anne von Montmorency redete den Herzog von Guise brieflich: Gnädiger Herr, wie einen König, an und unterfertigte seinen Brief mit einem: Euer sehr ergebener Diener. Als Großmeister des königlichen Hauses antwortete Guise ihm: Herr Kronfeldherr und unterzeichnete, wie er für das Parlament unterzeichnete: Euer wohlgeneigter Freund. Was den Kardinal anlangt, den man den transalpinen Papst nannte, und der von Estienne: Seine Heiligkeit genannt wurde, so hatte der die ganze mönchische Kirche Frankreichs für sich und verhandelte mit dem Papste wie mit seinesgleichen. Er war eitel auf seine Beredsamkeit, und man hielt ihn für einen der besten Theologen seiner Zeit; Frankreich und Italien überwachte er zu gleicher Zeit durch drei religiöse Orden, welche ihm durchaus ergeben waren, Tag und Nacht für ihn arbeiteten und ihm als Spione und Ratgeber dienten.
    Diese wenigen Worte erklären, zu welcher Machthöhe der Kardinal und der Herzog gelangt waren. Trotz ihrer Reichtümer und der Einkünfte aus ihren Ämtern aber waren sie in jeder Beziehung uneigennützig und ließen sich durch den Lauf ihrer Politik mit fortreißen; waren auch so edelmütig, daß sie alle beide stets in Schulden steckten, zweifelsohne aber in der Weise, wie es bei Cäsar der Fall war. Als Heinrich der Dritte den ihn so sehr bedrohenden zweiten Balafré niedermachen ließ, war das Haus Guise notwendigerweise ruiniert. Die ein Jahrhundert lang gemachten Ausgaben, um sich der Krone zu

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