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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Katharinas Gedächtnis dem Abscheu heutiger Geschlechter weiht, dem Besucher am unteren Rande des Getäfels und auf dem Fußboden eine ziemlich plumpe Platte, die sich hebt und unter der sich noch geschickt angebrachte Federn befinden. Wenn die Königin auf eine so versteckte Feder drückte, konnte sie die nur ihr bekannten Füllungen öffnen, hinter denen sich in der Mauer ein wie die Füllung oblonges, aber mehr oder minder tiefes Versteck befindet. Noch heute würde das geübteste Auge nur schwer unter all diesen Füllungen die herauskennen, welche sich in unsichtbaren Scharnieren bewegen. Wenn die Augen aber durch Farben und Vergoldungen, die geschickt kombiniert sind, um die Spalten zu verdecken, ergötzt werden, wird man leicht glauben, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ist, ein oder zwei Füllungen unter diesen zweihundert herauszukennen.
    Im Moment, da Maria Stuart die Hand auf die Klinke des ziemlich komplizierten Schlosses dieses Kabinetts legte, hatte die Italienerin, die sich von der Größe der Prinz Condéschen Pläne bereits hatte überzeugen können, die in der Platte verborgene Feder spielen lassen, eine der Füllungen hatte sich jäh in den Scharnieren zurückgeklappt und Katharina drehte sich um und wollte die Papiere vom Tisch nehmen, um sie zu verstecken und für die Sicherheit des ergebenen Boten, welcher sie ihr brachte, zu sorgen. Als sie die Tür sich öffnen hörte, erriet sie, daß nur die Königin Maria kommen könnte, ohne sich anmelden zu lassen.
    »Ihr seid verloren,« sagte sie zu Christoph, als sie merkte, daß sie weder die Papiere verstecken, noch die Füllung so schnell zu schließen vermöchte, daß das Geheimnis ihres Verstecks nicht aufgespürt wurde.
    Christoph antwortete mit einem Heldenblick. »Povero mio!« flüsterte Katharina, ehe sie ihre Schwiegertochter anblickte.
    »Verrat, Madame, ich habe sie ertappt!« schrie sie dann. »Lasset den Kardinal und den Herzog kommen. Daß der,« sagte sie, auf Christoph zeigend, »nicht entwischt!«
    In einem Augenblick hatte dies geschickte Weib die Notwendigkeit erkannt, den armen jungen Mann zu opfern. Sie konnte ihn nicht verbergen, unmöglich war's, ihn und andere zu retten. Acht Tage früher wäre noch Zeit gewesen, seit diesem Morgen aber kannten die Guisen das Komplott, mußten die Listen besitzen, die sie in der Hand hielt, und lockten die Reformierten augenscheinlich in eine Falle. So war sie denn sehr glücklich, bei ihren Widersachern den Geist zu finden, den sie ihnen gewünscht hatte; die Politik verlangte aber, daß, nachdem der heimliche Anschlag einmal ausgespürt, sie sich das zum Verdienste machte. Diese furchtbaren Berechnungen wurden in dem jähen Augenblicke angestellt, während welchem die junge Königin die Tür aufriß. Einen Moment blieb Maria Stuart still. Ihr Blick verlor seine Heiterkeit und nahm jene Schärfe an, welche der Verdacht jedwedem Auge verleiht. Bei ihr sah das dem jähen Kontrast zufolge schrecklich aus. Ihre Augen flogen von Christoph zur Königin-Mutter und von der Königin-Mutter zu Christoph und drückten boshafte Vermutungen aus. Dann griff sie nach einer Glocke, auf deren Geräusch hin eine von den Damen der Königin-Mutter hereinkam.
    »Fräulein von Rouet, laßt den diensthabenden Hauptmann kommen«, sagte Maria Stuart zu der Ehrendame, die Etikette mißachtend, die unter sotanen Umständen notwendigerweise verletzt werden mußte.
    Während die junge Königin diesen Befehl erteilte, hatte Katharina Christoph betrachtet und ihm mit ihrem Blicke Mut eingeflößt.
    Der Reformierte verstand alles und antwortete mit einem anderen Blick, der sagen wollte: ›Opfert mich, wie sie mich opfern!‹
    »Zählt auf mich«, sagte Katharina mit einer Geste. Dann, als ihre Schwiegertochter sich umdrehte, versenkte sie sich in die Papiere.
    »Ihr gehört der reformierten Religion an?« fragte Maria Stuart Christoph.
    »Ja, Madame«, antwortete er.
    »Ich hatte mich nicht getäuscht«, fügte sie murmelnd hinzu, als sie in des Reformierten Augen jenen nämlichen Blick wiederfand, worin Kälte und Haß sich unter einem demütigen Ausdruck verstecken.
    Pardaillan zeigte sich plötzlich, von den beiden lothringischen Fürsten und dem Könige geschickt. Der von Maria Stuart verlangte Offizier folgte dem jungen Manne, der einer der ergebensten Guisenanhänger war.
    »Geht und sagt dem Könige, dem Großmeister und dem Kardinal meinerseits, sie möchten sich hierher bemühen, wobei Ihr ihnen zu bedenken geben

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