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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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dort befindet, unterfertigen laßt, wird Euer liebenswürdiges Wort ohne Wirkung bleiben.«
    »Ihr seid sehr viel kecker, als es sich für einen Untertan schickt, mein Freund«, äußerte Maria Stuart. »Königlichen Worten schenkt Ihr also keinen Glauben?«
    Der König zeigte sich mit seinen seidenen Trikots, seinen Schenkelhosen, den Beinkleidern jener Zeit, bekleidet, aber ohne Wams und Mantel; er trug einen reichen samtenen Überrock, der mit Grauwerk eingefaßt war; dies Wort der modernen Sprache kann allein den Begriff von des Königs Negligé geben.
    »Wer ist der Schelm, der an Eurem Worte zweifelt?« fragte der junge Franz der Zweite, welcher trotz der Entfernung seines Weibes letztes Wort hörte.
    Die Kabinettür war durch das königliche Bett verdeckt. Dies Kabinett ward später ›altes Kabinett‹ genannt, um es von dem reich ausgemalten Kabinett zu unterscheiden, das Heinrich der Dritte am anderen Ende dieses Gemaches auf der Seite des Generalständesaals einrichten ließ. Heinrich der Dritte ließ die Mörder sich in dem alten Kabinett verbergen und dem Herzog von Guise sagen, daß er ihn dort aufsuchen solle, während er bei dem Morde im neuen Kabinett versteckt blieb. Das verließ er nur, um jenen kühnen Untertanen, für welchen es weder Gefängnis, noch Gericht, weder Richter noch Gesetze im Königreiche gab, verscheiden zu sehen. Ohne diese schrecklichen Umstände würde der Historiker heute die Bestimmung dieser Säle und Kabinette, die voller Soldaten sind, schwerlich wiedererkennen. Ein Feldwebelschreiber kritzelt einen Brief an seine Liebste an dem nämlichen Platze, wo einst Katharina in tiefem Sinnen sich zu ihrem Kampfe mit den Parteien entschloß.
    »Kommt, mein Freund«, sagte die Königin-Mutter; »Ihr wollt bezahlt werden. Der Handel muß leben, und das Geld ist sein Hauptnerv.«
    »Geht nur, mein Lieber,« rief die Königin lachend, »meine erlauchte Mutter versteht sich besser als ich auf Handelsgeschäfte.«
    Katharina wollte hinausgehn, ohne auf dies neue Epigramm zu antworten, dachte aber, ihre Gleichgültigkeit möchte einen Argwohn erwecken und antwortete ihrer Schwiegertochter lebhaft:
    »Und Ihr, meine Liebe, versteht Euch besser auf Liebesgeschäfte ...«
    Dann stieg sie die Treppe hinunter.
    »Schließt all das weg, Dayelle. ... Und gehn wir zum Conseil, mein Herr«, sagte die junge Königin zum König. Entzückt war sie, die so schwerwiegende Frage der Reichsverweserschaft in der Königin-Mutter Abwesenheit zur Entscheidung bringen zu können. Maria Stuart nahm den König beim Arm. Dayelle ging als erste hinaus und sagte den Pagen ein Wort. Einer von ihnen, der junge Téligny, der in der Bartholomäusnacht so elendiglich ums Leben kommen sollte, rief:
    »Der König!«
    Als die beiden Arkebusiere dies Wort hörten, schulterten sie ihre Büchsen und die beiden Pagen schritten voran nach dem Conseilzimmer inmitten des Spaliers, das die Höflinge und die Ehrenfräulein beider Königinnen bildeten. Alle Ratsmitglieder verfügten sich dann an die Türe dieses Saales, die sich in einer kleinen Entfernung von der Treppentür befindet. Der Großmeister, der Kardinal und der Kanzler gingen den beiden jungen Souveränen entgegen. Diese lächelten einigen jungen Damen zu oder antworteten auf die Fragen einiger Höflinge, die ihnen näherstanden als die übrigen. Die augenscheinlich aber sehr ungeduldige junge Königin zog Franz den Zweiten in den riesigen Beratungssaal. Als der dumpfe Ton der Arkebusen auf dem Estrich widerhallte und damit ankündigte, daß das Königspaar eingetreten war, setzten die Pagen ihre Mützen wieder auf den Kopf, und die privaten Unterhaltungen zwischen den Edelleuten über den Ernst der Geschäfte, die zur Erledigung kommen sollten, setzten wieder ein. »Den Kronfeldherrn wollte man durch Chiverny holen lassen, aber er hat der Aufforderung nicht Folge geleistet«, sagte einer.
    Der Kanzler und Herr von Tournon waren recht sorgenvoll.
    »Kein Prinz von Geblüt ist da«, bemerkte ein anderer.
    »Der Großmeister hat dem Reichssiegelverwahrer sagen lassen, er solle es nicht unterlassen, sich zu diesem Conseil einzufinden, zweifelsohne wird's einige Bestallungen regnen.«
    »Wie, und die Königin-Mutter bleibt unten in ihren Gemächern in solch einem Augenblick?«
    »Man wird uns übel zurichten«, sagte Groslot zum Kardinal von Châtillon.
    Kurz, jeder brachte ein Wort an. Die einen kamen und gingen in diesem Riesensaale, andere umflatterten die Hofdamen der

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