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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Kreuzkirche, die später von Heinrich dem Vierten vollendet ward – damit wollte er einen Beweis von der Aufrichtigkeit seiner Bekehrung geben – im Bau, und ihre Umgebung, wo Steine aufgeschichtet lagen und Zimmerhöfe den Weg versperrten, ward von den Guisen occupiert, die im heute zerstörten Bischofspalaste wohnten.

Die Stadt wurde militärisch besetzt, und die Maßnahmen, welche die Lothringer trafen, zeigten an, wie wenig Freiheit sie den Generalständen einzuräumen gedachten, deren Mitglieder in die Stadt strömten, wodurch die Mieten für die kleinsten Löcher furchtbar in die Höhe geschraubt wurden. Der Hof, die Bürgermiliz, der Adel und das Bürgertum waren denn auch eines Staatsstreiches gewärtig, und ihre Erwartung ward bei der Ankunft der Prinzen von Geblüt nicht getäuscht. Als die beiden Prinzen des Königs Gemach betraten, bemerkte der Hof mit Entsetzen des Kardinals von Lothringen Unverschämtheit, der, um seinen Absichten öffentlich Ausdruck zu verleihen, bedeckten Hauptes verharrte, während der König von Navarra mit gezogenem Hute vor ihm stand. Katharina von Medici schlug die Augen nieder, um ihre Entrüstung nicht sehen zu lassen. Es fand dann eine feierliche Auseinandersetzung zwischen dem jungen Könige und den beiden Häuptern des jüngeren Zweiges statt. Sie war von kurzer Dauer. Denn auf die ersten Worte, die der Prinz von Condé äußerte, schloß sie Franz der Zweite mit folgenden schrecklichen Worten:
    »Meine Herren Vettern, ich hatte gemeint, die Amboiser Angelegenheit sei erledigt, dem ist nicht so, und man will uns die Duldsamkeit, die wir dort bezeigten, bereuen lassen.« »Nicht mehr der König, sondern die Herren von Guise sprechen zu uns«, erwiderte der Prinz von Condé.
    »Lebt wohl, mein Herr«, erklärte der kleine König, dem der Zorn Purpurröte ins Gesicht jagte.
    In dem großen Saale wurde dem Prinzen der Weg von den beiden Wachhauptmännern versperrt. Als der der französischen Kompagnie vortrat, zog der Prinz einen Brief aus seinem Wams und sagte angesichts des versammelten Hofes:
    »Wollt Ihr mir das hier vorlesen, Herr von Maillé-Brézé?«
    »Gern«, erwiderte der Hauptmann der französischen Kompagnie.
    »Mein Vetter, kommt in aller Sicherheit; mein königliches Wort gebe ich Euch, daß Ihr es könnt. Wenn Ihr eines Geleitsbriefes bedürft, mögen Euch diese Zeilen dazu dienen.«
    »Unterzeichnet?...« rief der boshafte und mutige Bucklige.
    »Unterzeichnet: Franz«, sagte Maillé.
    »Nein, nein,« fuhr der Prinz fort, »da steht: Euer guter Vetter und Freund Franz! Meine Herren,« rief er den Schottländern zu, »ich folge Euch in das Gefängnis, wohin Ihr mich seitens des Königs zu führen beauftragt seid. Genug Adlige stehen hier im Saale herum, um das zu verstehen.«
    Das tiefe Schweigen, das im Saale herrschte, hätte die Guisen aufklären müssen; auf Schweigen aber hören Fürsten am wenigsten.
    »Gnädiger Herr,« sagte der Kardinal von Tournon, der dem Prinzen folgte, »seit der Amboiser Affaire habt Ihr in Lyon und in Mouvans in der Dauphiné Dinge wider die königliche Autorität unternommen, von denen der König keinerlei Kenntnis besaß, als er Euch dies schrieb.«
    »Schurkerei!« schrie lachend der Prinz.
    »Ihr habt eine öffentliche Erklärung gegen die Messe und für die Ketzerei abgegeben...«
    »Die Herren sind wie in Navarra«, sagte der Prinz.
    »Ihr wollt sagen in Béarn? Aber der Krone schuldet Ihr Ehrfurcht«, antwortete der Präsident von Thou.
    »Ach, Ihr seid hier, Präsident?« schrie der Prinz voller Hohn. »Seid Ihr mit dem ganzen Parlamente hier?«
    Nach diesen Worten warf der Prinz dem Kardinal einen Blick voller Verachtung zu und verließ den Saal. Er begriff, daß es um seinen Kopf ging. Als am folgenden Morgen die Herren von Thou, von Viole, von Espesse, der Generalprokurator Bourdin und Hauptgerichtsschreiber du Tillet sein Gefängnis betraten, ließ er sie stehend verharren und drückte ihnen sein Bedauern aus, sie mit einer Angelegenheit betraut zu sehen, die sie nichts angehe; dann sagte er zu dem Schreiber:
    »Schreibt!«
    Und er diktierte folgendes:
    »Ich, Ludwig von Bourbon, Prinz von Condé, Pair des Königreichs, Marquis von Conti, Graf von Soissons, Prinz vom Geblüte Frankreichs, erkläre ausdrücklich, mich zu weigern, irgendeine Kommission anzuerkennen, die ernannt worden ist, mich zu richten, sintemalen ich in meiner Eigenschaft und kraft des Privilegs, das mit jedem Gliede des königlichen Hauses

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