Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
unternehmungslustigsten Prinzen des Hauses Bourbon befehligte Protestanten die Bevölkerungen aufzuwiegeln gesucht. Diese Kühnheit nach den blutigen Amboiser Bestrafungen setzte die lothringischen Fürsten in Erstaunen. Um nun der Ketzerei mit Mitteln, deren Geheimnis von ihnen gewahrt wurde, ein Ende zu machen, schlugen sie vor, die Generalstände in Orleans zusammenzurufen. Mit Freuden hatte Katharina von Medici, die in der Volksvertretung eine Stütze für ihre Politik erblickte, dareingewilligt. Der Kardinal wollte seine Beute wieder fassen und das Haus Bourbon niederschlagen und rief die Stände nur zusammen, um den Prinzen von Condé und den König von Navarra, Anton von Bourbon, Heinrichs des Vierten Vater, dorthin kommen zu lassen. Dann wollte er sich Christophs bedienen, um den Prinzen, wenn es ihm nochmals gelänge, ihn in des Königs Gewalt zu bringen, des Hochverrats zu überführen.
    Nachdem er zwei Monde im Gefängnis zu Blois verbracht, ward Christoph eines schönen Morgens in einer Sänfte, auf einem Bette liegend, in ein Fahrboot gebracht und fuhr nach Orleans hinauf, wohin ihn ein Westwind trieb. Dort kam er am Abend an und wurde in den berühmten Saint-Aignanturm gebracht. Christoph, der nicht wußte, was er von einer solchen Überführung zu halten hatte, war genügend Zeit geblieben, um über seine Aufführung und seine Zukunft nachzudenken. Dort blieb er zwei weitere Monate auf seiner elenden Matratze, ohne die Beine rühren zu können. Ihre Knochen waren gebrochen. Als er den Beistand eines Chirurgen der Stadt verlangte, antwortete ihm der Kerkermeister, daß die Befehle, wie er sich ihm gegenüber zu verhalten habe, so streng seien, daß er nicht einmal die Sorge, ihm Nahrungsmittel zu bringen, jemand anderem überlassen könne. Diese Strenge – man wollte damit bewirken, daß niemand etwas von seinem Verbleib erführe – setzte Christoph in Erstaunen: er konnte sich nur denken, daß man ihn hängen oder freilassen könnte; die Amboiser Ereignisse waren ihm gänzlich unbekannt.
    Trotz der heimlichen Aufforderungen, zu Hause zu bleiben, die Katharina von Medici ihnen zukommen ließ, waren die beiden Häupter des Hauses Bourbon zu dem Entschlusse gelangt, sich zu den Ständen zu begeben, solche Sicherheit hatten die handschriftlichen Briefe des Königs in ihnen erweckt. Und als der Hof sich in Orleans einrichtete, erfuhr man, nicht ohne Erstaunen, von Groslot, dem Kanzler von Navarra, der Fürsten Ankunft.
    Franz der Zweite ließ sich im geräumigen Hause des Kanzlers von Navarra nieder, der auch Schultheiß von Orleans war. Dieser Groslot, dessen Doppelstellung eine der Wunderlichkeiten jener Zeit war, wo die Reformierten Abteien besaßen, Groslot, der, wie Jacques Coeur der Finanzmann von Bourges, der von Orleans war, einer der reichsten Bürgerlichen jener Epoche, hinterließ seinem Hause nicht einmal den Namen. Später wurde es die Ballei genannt, denn zweifelsohne ward es von den Erben entweder an die Krone oder die Provinz verschachert, die das Gericht darin unterbrachte. Diesen reizvollen Bau verdankt man dem Bürgertum des sechzehnten Jahrhunderts. Er vervollständigt so gut die Geschichte jener Zeit, wo der König, der Adel und das Bürgertum in Anmut, Gefälligkeit und Reichtum der Bauten ihrer Behausung wetteiferten. Beweise davon sind Varangeville, Angos herrliche Besitzung, und das sogenannte Herkuleshotel in Paris. Es besteht zwar noch in unseren Tagen, befindet sich aber in einem Zustande, daß die Archäologen und Freunde des Mittelalters darüber schier außer sich geraten vor Verzweiflung. Unmöglich kann man in Orleans gewesen sein, ohne dort auf dem Estapeplatze das Stadthaus gesehen zu haben. Dies Stadthaus ist die ehemalige Ballei, das Hotel Groslot, das berühmteste und das am meisten vernachlässigte Haus von Orleans.
    In den Augen der Archäologen zeigen die Überreste dieses Hotels an, wie prachtvoll es zu einer Epoche war, wo die Bürgerhäuser mehr aus Holz als aus Steinen erbaut wurden, und die Edelleute allein das Recht besaßen sich steinerne Wohnsitze zu errichten. Um dem König zu einer Zeit, wo der Hof soviel Luxus und Pomp entfaltete, als Wohnsitz zu dienen, mußte das Hotel Groslot damals das größte und glänzendste Haus in Orleans sein. Auf diesem Estapeplatze ließen die Guisen und der König die Bürgergarde, der man während des Königs Anwesenheit Herrn von Cypierre als Oberhaupt gab, an sich vorbeiziehen. Zu jener Epoche befand sich die heilige

Weitere Kostenlose Bücher