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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Mühe zu machen, sich zu erheben, betrachtete er den gefesselten Dämon. „So sieht man sich wieder, Graf … Erinnern Sie sich noch an mich?“
    Wolfenhagen musterte Achmed von oben herab.
    „Bist du nicht dieser verlauste Bursche aus Jerusalem, der nachts in das Lager meiner Kreuzfahrer eingebrochen war?“
    „Gratuliere! Sie haben ein gutes Gedächtnis.“
    „Habe ich richtig gehört? Du hast es hier bis zum General gebracht?“, fragte Wolfenhagen höhnisch. „Du müsstest mir dankbar sein, dass ich dich damals ins Jenseits befördert habe.“
    Achmeds Kinnmuskeln arbeiteten.
    „Wenn dieser Mord einen Sinn hatte, dann den, dass ich Sie hier in Katharsia unschädlich machen konnte!“
    Wolfenhagens von klaffenden Platzwunden entstelltes Gesicht verzerrte sich zu einem breiten Grinsen. „Unschädlich? Du überschätzt dich, Bursche!“
    Doch Achmed winkte ab, gab seinen Leuten die knappe Anweisung: „Weg mit ihm! Er wird seine gerechte Strafe erhalten.“
    Hände griffen nach ihm. Und während er versuchte, sie abzuschütteln, rief der Graf: „Dass ich nicht lache! Du wirst draußen kein Gericht mehr vorfinden, das mich verurteilen könnte.“
    „Wir werden sehen …“
    Einer gab Wolfenhagen einen Stoß. „Vorwärts!“
    „Moment, eines noch!“ Wolfenhagen sträubte sich. „Du machst einen Fehler, General!“
    Achmed hob spöttisch die Brauen.
    „Ach, wirklich?“
    „Glaub nicht, dass ich schon am Ende bin! Du wirst noch dein blaues Wunder erleben!“
    Achmed ließ sich nicht beirren. „Machen Sie sich nicht lächerlich, Graf! Es ist vorbei mit Ihnen!“
    „Du solltest mich ernst nehmen! Leere Drohungen sind nicht meine Sache.“
    „Worauf spielen Sie an? Etwa auf Ihre Seelen im Synthesewerk?“
    Das Synthesewerk! Sando fuhr der Schreck in die Glieder. Hier in die Festung war nur ein kleiner Teil der Seelen des Dämons eingedrungen. Das Gros wartete an der Syntheseanlage auf den Einsatz. Wenn Wolfenhagen nun, wie auch immer, ein Zeichen geben würde, was dann?
    Aber Achmed schien die Ruhe selbst.
    „Ihre Seelen sind unseren Ortungsgeräten natürlich nicht entgangen, Graf.“
    In die Augen Wolfenhagens trat eine leichte Irritation.
    Achmed bemerkte dies und setzte nach: „Wir haben sie längst unschädlich gemacht.“
    Sando atmete auf. Mit der Selbstsicherheit des Grafen war es nun vorbei. Er zischte: „Du lügst, Bursche! Das ist nicht möglich!“
    Achmed versetzte spöttisch: „Haben Sie schon einmal etwas von Seelenkanonen gehört? Nein? Doktor Fasin hätte Sie davon unterrichten sollen. Es ist die neueste Errungenschaft der Waffentechnik, die wir erfolgreich eingesetzt haben.“
    Sando hörte mit gemischten Gefühlen vom Einsatz der Seelenkanonen. Einerseits freute ihn die Tatsache, dass Wolfenhagens Hauptstreitmacht außer Gefecht gesetzt war, andererseits grauste ihn die Vorstellung, dass nun die Wüste rings um das Synthesewerk mit Überresten Tausender Seelen, einem unentwirrbaren Brei von Erinnerungen, Vorstellungen und Träumen, bedeckt sein musste. Niemand wusste, welche Bedrohungen eines Tages daraus erwachsen konnten.
    „Schafft ihn mir aus den Augen!“
    Die Stimme Achmeds riss Sando aus seinen Gedanken. Gleichzeitig zuckten Blitzlichter auf. Waren hier Reporter unterwegs?
    „Wie kommt denn die Presse hier herein?!“, hörte er den General unwirsch fauchen.
    Sando schaute sich um und entdeckte zu seinem Erstaunen Vitelli. Er machte einen abgespannten Eindruck. Seine sonst so freundlich dreinblickenden Augen lagen tief in den Höhlen. Die schwere Tasche mit der Fotoausrüstung, die er mit sich schleppte, zog seine Schulter ein wenig schief.
    Keuchend wandte er sich an Achmed: „Bitte gestatten Sie, Herr General, noch einige Fotos von dem Gefangenen.“
    Achmed, der den berühmten Moderator kannte, entspannte sich und bedeutete der Eskorte, zu warten. Skeptisch fragte er: „Haben Sie ernsthaft vor, das alles im Fernsehen zu zeigen, Herr Vitelli?“
    „Fernsehen?“ Vitelli verzog schmerzlich den Mund. „Es gibt kein Fernsehen mehr, Herr General.“
    „Tatsächlich? Kommen Sie direkt aus New York?“
    „Ja, mein Interkontinentalgleiter ist das einzige, was meinem Verlag an Gerätschaften geblieben ist. Es hapert allerdings an Treibstoff.“
    „Wie sieht es denn aus in der Hauptstadt?“
    Vitellis Miene verfinsterte sich.
    „Ersparen Sie mir die Beschreibung, es ist grauenhaft.“
    Vitelli entging nicht das höhnische Grinsen Wolfenhagens, das seiner Antwort

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