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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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sein, dass sie im Inneren der geometrisch klar definierten Struktur des fremden Artefakts einen derartig unebenen Ort auffand?
    Die Lampe hoch erhoben, atmete Ezri tief durch und begann, ins Dunkel vorzudringen. Sie rief nach Julian und Nog, und ihre Stimme schien bis zur Unendlichkeit und wieder zurück zu hallen – das akustische Äquivalent eines Spiegelkabinetts.
    Eine Antwort blieb allerdings aus. Ezri war allein, mit nichts als dem Donnerschlag ihres eigenen Herzens, dem rhythmischen Knirschen des Drecks unter ihren Sohlen und den fernen Klängen der eigenartigen Fast-Musik.
    Als plötzlich hinter ihr eine Stimme erklang, zuckte sie erschrocken zusammen. »Ezri.«
    Sofort wirbelte sie herum und machte einen Ausfallschritt, um mehr Abstand zwischen sich und die Besitzerin der Stimme zu bringen. Vielleicht war sie ja auf Ärger aus.
    Zu ihrer Überraschung, fand sie sich ihrer eigenen Mutter gegenüber. Ärger in Reinform.
    »Du kannst nicht hier sein«, stieß Ezri hervor und bemerkte, dass sie unterbewusst eine Angriffsposition angenommen hatte, die sie noch aus den Tagen ihrer Nahkampfausbildung an der Sternenflottenakademie kannte. Schätze, ich brauche Dax doch nicht für alles.
    »Einzig darum geht es hier, richtig?«, erwiderte Yanas Tigan, dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Züge.
    Ein herablassendes Lächeln, wie Ezri fand. Typisch. »Wie bitte?«
    Yanas klang wie eine Lehrerin, die eine absichtlich störrische Schülerin tadelte. »Um deine Beziehung zu Dax.«
    »Wann habe ich dir gegenüber je Dax erwähnt, Mutter?«
    »Oh, bitte. Wenn du schon akzeptierst, dass ich hier bei dir im Gamma-Quadranten bin, warum überrascht es dich dann, dass ich deine Gedanken höre?«
    Touché , dachte Ezri. Doch dies konnte nicht ihre Mutter sein. Es musste sich um eine Manifestation des Artefakts handeln. Aber warum würde eine fremde Intelligenz ausgerechnet ihre Mutter als Kommunikationsmittel auswählen?
    Das Yanas-Ding lächelte. »Ich bedaure, dass dein Leben bei der Sternenflotte nicht so verlief, wie du es dir vorgestellt hattest. Aber ich kann nicht behaupten, dass es mich nicht freut, dich zurück in New Sydney zu wissen. Du kannst mir helfen, die Bodenschätze planmäßig abzubauen.«
    New Sydney? Ach, deshalb kommt mir hier alles so vertraut vor. Ich bin zurück in den Pergium-Minen des Sappora-Systems.
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder. Und sie erkannte, dass es mehr als eine Version der letzten paar Jahre ihres Lebens geben musste. Widersprüchliche Bilder kollidierten vor ihrem geistigen Auge, überlappten sich: Brinner Finok, mit dem sie auf der Destiny eine kurze Liebelei hatte. Die Gräuel des Dominion-Krieges, der ihr Brinner nahm. Dax’ Ankunft in ihrem Leben. Ihre aufblühende Romanze mit Julian …
    … und ihr Austritt aus der Sternenflottenakademie, nur wenige Wochen vor ihrem Abschluss. Ihre Heimkehr in Schande, alle Karriereaussichten von dieser unerbittlichen Naturgewalt namens Mutter vernichtet.
    Yanas schüttelte den Kopf, war offensichtlich noch immer in ihren Gedanken. »Das ist nicht fair, Ezri. Du bist heimgekommen, weil du wusstest, wem du wirklich verpflichtet bist. Es sei denn, du glaubst, was mit Norvo und Janel geschah, sei irgendwie meine Schuld.«
    Mit einem Mal schämte sich Ezri. »Natürlich nicht, Mutter.« Sie wusste noch gut, wie schwer ihr die Entscheidung gefallen war, die Akademie aufzugeben. Doch nachdem ihre beiden Brüder bei diesem Höhleneinsturz den Tod gefunden hatten – und das Familienunternehmen kurz davor stand, ihnen zu folgen –, hatte sie die einzig mögliche Entscheidung getroffen.
    Mutter brauchte mich. Ich konnte ihr die Verantwortung für die Mine nicht allein überlassen. Das hätte sie nie geschafft.
    Yanas’ Lächeln wurde breiter, enthielt aber keinerlei Wärme. »Was für eine pflichtbewusste Tochter. Ich verstehe übrigens gut, warum du eben so desorientiert warst. Du hast immer schon Wert darauf gelegt, so wenig Zeit wie möglich hier unten in den Minen zu verbringen.«
    Ezris Magen zog sich zusammen, entspannte sich aber sofort wieder. Sie legte eine Hand auf den Bauch. Dorthin, wo Dax einst gewesen war, dachte sie – und rügte sich sogleich für ihre verwirrenden Gedanken. Wer zum Donnerwetter ist Dax?
    »Jetzt niemand mehr«, sagte Yanas beiläufig. »Ich glaube, Dax war ein Symbiont, aber er starb kurz nachdem sein Wirt im Dominion-Krieg ums Leben kam. Das muss dich nicht kümmern.«
    Hat es nie , dachte Ezri. Mit einem Mal

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