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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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regelrecht zu blutigen Klumpen zerstückelt worden.
    Nog rannte. Nichts anderes hatte in seinem Kopf mehr Platz, nur das Bestreben, ihren Mördern einen Schritt voraus zu bleiben. Ungefragt hallte Onkel Quarks Stimme in seinen Gedanken wider: Vielleicht wächst du doch noch zu einem richtigen Ferengi heran. Anders als dein Vater.
    Schmerzen in seiner Seite. Ihm war, als bohrten sich Dolchspitzen in sein Fleisch, und doch ignorierte er die Pein, klammerte sich an seinen Phaser, eilte weiter – so schnell es diese absurde Gegend erlaubte. Es war fast völlig dunkel, und die unregelmäßig geformten Felsformationen, die jeden Quadratmeter dieser Chin’toka-Hölle zu bedecken schienen, machten es ihm unmöglich, seine Verfolger kommen zu sehen. Doch er hörte sie! Das Geräusch Dutzender hämmernder Schritte drang an seine feinfühligen Ohren. Und sie kamen in seine Richtung – unnachgiebig und so erbarmungslos wie der Tod.
    Nog wusste, dass er außer Atem war. Er wusste auch, dass seine Verfolger nie ermüdeten. Früher oder später würden die Jem’Hadar zu ihm aufschließen. So viel stand fest. Er würde anhalten, seinen Mann stehen und sie bekämpfen müssen. Sie – die unerbittlichsten, albtraumhaftesten Gegner, die er sich nur vorstellen konnte.
    Die Erinnerung an AR-558 war noch frisch. Damals hatten sie ihn angeschossen – beim Kampf um die Kontrolle über eine Kommunikationsphalanx des Dominion –, und Dr. Bashir hatte sein Bein amputieren müssen. Beim Gedanken daran zog ein Schauer über Nogs Ohrläppchen und Wirbelsäule. Neben einem großen Felsvorsprung hielt Nog an, um zu Atem zu kommen, doch die staubige Luft ließ ihn husten.
    Er sah an sich hinab, auf seine völlig normalen Beine. Schoss mir wirklich ein Jem’Hadar ins Bein? Die Erinnerung war wie ein verblassender Traum. Nog wusste noch, wie Captain Sisko und Onkel Quark vor sechs Jahren kurzzeitig in die Hände der Jem’Hadar gefallen waren. Damals hatten er und sein bester Freund, der inzwischen als vermisst geltende Jake Sisko ihr Bestes gegeben, um sie zu retten. Und zum Glück war an diesem Tag nur Onkel Quarks Würde ernsthaft verletzt worden.
    Da war ein seltsames Bild in Nogs Erinnerungen. War es überhaupt eine Erinnerung? Es zeigte ihn in der Uniform der Sternenflotte. Im Dienst auf einem Raumschiff. Im Kampf, Seite an Seite mit den Tapfersten, die er je gekannt hatte – und zwar hier, an diesem entlegenen Ort! Das war Chin’toka, er wusste es einfach.
    Bevor er den Gedanken weiterverfolgen konnte, sprang ihn jemand an! Eine enorme humanoide Gestalt preschte aus der Deckung eines großen Felsens hervor. Nog reagierte, ohne nachzudenken. Er hob den Phaser und schoss so geschickt, wie es nur lange Erfahrung möglich machte. Der Strahl traf den Jem’Hadar an der Brust und ließ ihn zurücktaumeln. Totes Fleisch schlug auf der Felswand auf. Nog wollte wegschauen, konnte es aber nicht. Sein Blick hing wie gefesselt an dem Kieselsteingesicht.
    Er kannte es. Woher, vermochte er nicht zu sagen, aber er wusste, dass er diesem speziellen Jem’Hadar schon mehrfach begegnet war. Er wusste auch, dass er diese Begegnungen nicht genossen hatte. Es ergab keinen Sinn, aber diese eigenartige Halberinnerung fühlte sich noch realer an als die Fantasien über die Sternenflotte.
    Der Griff des Phasers in seiner Hand wirkte beruhigend. Das war ein Sternenflottenmodell, erkannte er und fragte sich im gleichen Moment, warum er das beurteilen konnte. War er etwa tatsächlich in der Flotte gewesen? Hatte er das Ding deshalb eben so zielsicher benutzen können? Das würde zumindest erklären, warum ihm diese Umgebung so vertraut vorkam, in der einst irgendein Schatten-Nog während einer längst vergessenen Schlacht des Dominion-Krieges sein Bein verlor.
    Vielleicht war ich das. Vielleicht wurde ich verwundet und verlor mein Gedächtnis.
    Verstellt.
    In.
    Der.
    Weltlichkeit.
    Sacagaweas übersetzergefilterte Stimme klang wie ein Glebbening -Wolkenbruch aus lauter Latinumstreifen, hallte in seinem Kopf nach. Und Nog erinnerte sich. Er war in der Kathedrale. Dem Anathema.
    Er war in das fremde Objekt gebeamt worden.
    Demnach konnte nichts von dem, was er hier gerade erlebte, real sein. Der Gedanke hatte etwas Beruhigendes. Was er hier sah, war nur die Auswirkung des Artefakts auf seinen Geist! Oder der Versuch seines Verstandes, die Wirklichkeit einer unendlichen Zahl paralleler Universen zu erfassen.
    Und warum stelle ich mir vor, ich sei ausgerechnet im

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