Kathedrale
flüssige Umgebung. Wie erwartet, war er in diesem See nicht allein. Er bewegte sich vor und zum Rand, spürte die Felswände rings um sich. Den endlichen, aber nicht engen Raum, in dem er sich befand. Dax wusste, dass er sein ganzes Universum sein würde, bis die nächste Symbiose des Weges kam. Die weiten, weniger einengenden Welten dort draußen waren bedeutend verlockender. Der Symbiont spürte eine enge, scheinbar einladende Passage vor sich. Audrid und Lela war unwohl zumute, eine derart enge Umgebung zu betreten, doch Tobins und Jadzias neugieriges Wesen überlagerte die impulsive Vorsicht. Dax bewegte sich voraus, gewillt, sich allem zu stellen, was da kommen mochte.
Sobald er die enge Passage erreicht hatte, wurde der Symbiont schneller. Er dachte an Emony und ihre Liebe für die Kinästhetik. Der enge Kanal weitete sich schnell wieder, und Dax gelangte in ein neues unterirdisches Becken. Es schien unendlich zu sein. Mithilfe seiner Sinne erfasste er andere Formen vor sich, doch es waren keine Symbionten. Tobins Furcht stieg, als die Formen näher kamen, doch Curzons und Jadzias kriegsgestählte Courage parierte sie.
Die Formen wurden größer, komplexer. Es waren weder gliedmaßenfreie Symbionten noch Raubtiere mit Rasiermesserzähnen. Erleichtert registrierte Dax, dass sie Arme, Beine und Köpfe hatten. Sie waren Humanoide, allesamt so nackt wie Symbionten. Und sie waren zu neunt. Sie schwammen um ihn herum, allem Anschein nach emotional aufgewühlt. Die Bewegungen ihrer Arme und Beine schickten chaotische, überlappende Wellen durch das Becken – Vibrationen, die Dax an die Himmelsmusik der Oort-Wolke nahe dem fremden Artefakt erinnerten. Dax streckte seine bioelektrischen Fühler aus und berührte ihre Gesichter.
Als er von einem zum nächsten glitt, erkannte er schnell, wer diese Humanoiden waren. Und obwohl er die Absurdität der Situation begriff, wusste er auch, dass er sich nicht irrte.
»Du wusstest bereits seit einem Jahrhundert, was kommen würde«, sagte Audrid, und irgendwie erklang ihre Stimme direkt im Geist des Symbionten. Es war offenkundig, dass Audrid sich nicht um die Absurdität – um die Unmöglichkeit – ihrer Anwesenheit scherte.
»Eher anderthalb Jahrhunderte«, korrigierte Torias, der neben ihr schwamm.
»Und dennoch hat er nichts getan.« Das war Lela.
»All die Jahre«, sagte Torias. »All die Leben. Und du verbummelst sie in der Galaxis.«
»Warum hast du nicht wenigstens versucht , jemanden zu warnen, Dax?«, fragte Emony anklagend.
Dax war verwirrt. Ich weiß nicht, wovon ihr alle sprecht.
»Das mag sein.« Diese Stimme gehörte Joran Belar – einem Mann, dessen Sinn für Ästhetik nur von seinem psychotischen Blutdurst übertroffen worden war. Dax hatte sich Ende des vorigen Jahrhunderts aus dieser Verbindung befreit.
Du bist die letzte Person, die ich zu treffen erwartet hätte , sagte Dax. Hier und anderswo.
»Du siehst, was du sehen willst, Dax«, erwiderte Joran. »Du warst schon immer ein Meister darin, die Aspekte deines Selbst zu unterdrücken, denen du dich lieber nicht stellen willst.«
»Glasklare Ignoranz«, sagte Ezri in ihrem besten Counselor-Tonfall.
»Warum lässt du sie nicht zu?«, wollte Tobin wissen.
Zulassen? Was zulassen?
Jadzia ergriff das Wort. »Deine Albträume, Dax.«
Dax entsann sich der Visionen zuschnappender Hauer, die nach Lela begonnen hatten. Des Schreckens und der Hilflosigkeit, die stets mit ihnen einhergegangen waren.
Und er erinnerte sich an etwas anderes. Etwas, das ihm seit Audrids Tagen nicht mehr in den Sinn gekommen war. Der Teil von ihm, der Ezri war, fragte sich einen Moment lang, ob die angstvolle Stimmung, die diese Becken bei ihm hervorriefen, irgendwie mit den Ereignissen jenes schrecklichen, lange vergangenen Tages verbunden war. Ob sie mit dem unfassbaren Albtraum verwandt war, der den armen Jayvin Vod mit Haut und Haar verschlungen und Audrid sowie ihre Familie so viele Jahre gepeinigt hatte …
Plötzlich stieg Verads Zorn in ihm auf. Wie konnten es seine alten Wirtskörper wagen, derart schmerzliche Erinnerungen heraufzubeschwören? Meine Albträume sind meine Sache.
»Da irrst du dich«, sagte Curzon. »Schon bald wird die gesamte Galaxis sie erleben.«
»Es sei denn, du verbindest dich wieder mit Ezri«, ergänzte Audrid. »Und warnst alle.«
Weshalb Ezri?
»Weil wir beide an Bord der Defiant sind«, antwortete diese. Ihre Wut war nahezu greifbar. »Hör mal, mir gefällt dieser Verbindungskram
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