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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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zurückversetzt hatte.
    Taran’atar machte einen Schritt zurück, hob sein blutverschmiertes Kar’takin und ließ die Klinge in Nogs linkes Bein sausen, gleich unterhalb des Knies. Imaginär oder nicht, der Schmerz fühlte sich definitiv real an. Nog brach schreiend zusammen.
    Taran’atar beugte sich vor und nahm das abgetrennte Bein, als wäre es eine hart erkämpfte Kriegstrophäe. Mit zufriedenem Grinsen verstaute er es und seine Waffe, dann warf er dem am Boden liegenden Nog ein kleines Metallstück zu.
    Einen Kommunikator der Sternenflotte. Zuerst sah Nog das Gerät an, als stünde er neben sich, sei nicht länger Bewohner seines eigenen Körpers. Dann hob er es auf.
    Sein Geist war leer, sein Sprachvermögen wie weggeblasen. Einzig sein Blut, das rasend schnell aus seiner Wunde und in den Boden sickerte, blieb in seinen Gedanken. Und doch schaffte er es mit zitternden Fingern, das Ortungssignal des kleinen Geräts zu aktivieren. Ob es noch funktionierte und die Defiant erreichte, vermochte er nicht zu beurteilen. Er wusste ja nicht einmal, ob der Kommunikator real war.
    Die Welt kippte zur Seite – wie damals, als er dumm genug gewesen war, beim Trinken mit Vic Fontaines Schlagzeuger gleichzuziehen. »I’ll be seeing you«, glaubte er Taran’atar in absolut unpassender Tenorstimme sagen zu hören. »In all the old familiar places.«
    Und kurz bevor er das Bewusstsein verlor, erkannte Nog, dass er vermutlich damit umgehen konnte.
    Plötzlich merkte Dax, dass sich seine Umwelt verändert hatte. Das blinde und taube Wesen kannte das eigenartige Gefühl gut, von einem Transporterstrahl auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt zu werden. Es kannte sogar unsanftere Beamvorgänge als den, den es eben erlebt haben musste. Doch dieser fremde Beiklang war neu.
    Dax war noch immer frei, so euphorisch frei, wie er es nach seiner abrupten Trennung von Ezri Tigan gewöhnt war. Der Symbiont spürte die Flüssigkeit um sich, trieb sanft in ihr. Doch wo er trieb, hatte sich grundlegend verändert. Es ergab keinen Sinn, aber der Salzgehalt und die Zusammensetzung der Mineralien in diesem Wasser ließen keinen anderen Schluss zu. Selbst mit den begrenzten Sinnen eines Symbionten blieb dieser Ort unverkennbar.
    Mak’ala. Ich bin nach Hause zurückgekehrt, irgendwie, aus den entlegensten Winkeln des Gamma-Quadranten.
    Der Erkenntnis folgte die Sorge. Dax hatte es nie gemocht, Zeit an diesem Ort zu verbringen. Im Gegenteil, er hatte sich stets bemüht, die Intervalle zwischen den Wirten, in denen er darauf angewiesen war, sich hier zu erholen, so kurz wie möglich zu halten. Wer zu lange in diesem komplexen Netzwerk aus Höhlen verweilte, wurde verwundbar. Zumindest hatte es den Anschein.
    Nach Lelas Tod, der ersten von Dax’ Wirten, hatte er in diesen Seen von Raubtieren geträumt – augenlosen Kreaturen, die in den Höhlen umhergeirrt waren, bis ihre Sinne sie zu den unwissenden Symbionten führten. Der Rest des Traums hatte aus offenen Mäulern und scharfen Zähnen bestanden, aus Leben, die plötzlich und schmächlich im nach Fäulnis stinkenden Rachen eines brutalen Räubers endeten.
    Hör auf , sagte Dax sich. Derartige Wesen gab es doch gar nicht mehr. Dafür hatten die humanoiden Trill, die sich um die Seen kümmerten, schon vor langer Zeit gesorgt.
    Doch die Sorge blieb.
    Dax wünschte sich, er hätte vor seiner Trennung von Ezri Tigan eine neue Verbindung arrangieren können. Doch diese war ohne Vorwarnung geschehen. Wie lange die Symbiosekommission wohl brauchte, um ihm einen neuen Wirt zuzuteilen? Nicht lang, hoffte er. Seine vielen Lebenserfahrungen waren zu wertvoll für die Föderation, um sie ungenutzt ruhen zu lassen. Die Kommission wusste das.
    Dax dachte an Ezri. Er hoffte, die plötzliche Trennung ihrer gemeinsamen Einheit war für sie schmerzfrei verlaufen. Und er dankte ihr für all die Mühen, die sie auf sich genommen hatte, als ihre so übereilte Symbiose Tatsache geworden war. Die Begegnung mit dem fremden Objekt hatte diese Symbiose zum Scheitern verurteilt oder ihr Scheitern zumindest beschleunigt. Ezri war nun nur noch ein weiterer Teil von Dax’ Vergangenheit und würde es vermutlich bleiben. Dax schämte sich dafür, aber es hatte etwas Erleichterndes an sich, Ezris mitunter wirre Gedankengänge los zu sein. Der Teil von ihm, der sich an Audrids Vorliebe für friedliche Waldspaziergänge erinnerte, genoss die wiedergefundene Freiheit.
    Dax streckte seine Sinne aus, untersuchte seine

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