Kathedrale
genauso wenig wie dir, aber wir sind fern der Heimat und können es uns nicht leisten, auf eine passendere Kombination zu warten.«
Aber deine Gedanken sind so … gewunden. Unorganisiert. Unsubtil. Ohne dich bin ich besser dran.
»Gleichfalls, Würmchen«, sagte Ezri. »Aber ich bin bereit, ein Opfer fürs Team zu bringen, wenn du’s bist.«
Tobin lachte humorlos. »Unsubtile Gedanken sollten gerade jetzt von Vorteil sein, Dax. Mir scheint, unser ganzes Problem entstand erst aus zu viel Subtilität.«
»Zumindest ist sie der Grund dafür, dass es erst jetzt richtig zum Vorschein kommt«, ergänzte Curzon. »Vielleicht sind wir schon über den Punkt hinaus, an dem wir noch etwas unternehmen können. Aber durch Warten erreichen wir gar nichts.«
»Du weißt, was du tun musst, Dax«, sagte Audrid noch, dann wandten sich alle Neun von ihm ab. Sie schwammen scheinbar mühelos in die Ferne zurück und verschwanden schließlich aus Dax’ Wahrnehmungsbereich.
Von sorgenvollen Gedanken geplagt, entging Dax fast, dass sich weitere Formen näherten. Erst als sie dicht bei ihm waren, bemerkte er sie – und diesmal waren es Dutzende. Abermals nackte Humanoide, doch er kannte kein einziges Gesicht. Da waren Trill beiderlei Geschlechts, aber auch Vertreter anderer Spezies. Dem Wenigen nach zu urteilen, was er an ihren spezifischen Morphologien erkennen konnte, musste es sich um Vulkanier, Andorianer, Tellariten, Rigelianer, Orioner, Ferengi, Romulaner und Klingonen handeln. Selbst Vorta und Jem’Hadar befanden sich in der bizarr anmutenden Leibermenge. Föderationsangehörige, Verbündete, Feinde – manche dieser Wesen konnte Dax nicht einmal Völkern zuordnen.
Und alle waren tot. Ihre Körper waren zerstört, zerrissen von Gewalten, wie Dax sie nur ein einziges Mal zuvor gesehen hatte. Die Erinnerung an damals war unerträglich.
Irgendwo in dem Leichenmeer bewegte sich etwas, und dann glitt ein Körper schnell auf den Symbionten zu.
Dax fragte sich kurz, ob der Raubtieralbtraum zurückgekehrt war, um seine Saat zu ernten. Dann erkannte er die Gestalt: Ezri Tigan war zurück.
»Also, was sagst du, Würmchen?«, fragte sie.
Und Dax ergab sich der Logik, die schon Curzon und Jadzia geprägt hatte. Er begriff, dass er es nicht länger aufschieben konnte. Die Zeit des Schweigens ist vorbei. Wir werden uns den alten Lügen stellen. Gemeinsam.
Ezris Reaktion bestand aus einem Lächeln. Es verschwand in einem Strudel aus Wasserblasen, als das Universum plötzlich von innen nach außen gekehrt wurde.
KAPITEL 22
Ro Laren wusste nicht, wann sie je zuvor derart müde und gleichzeitig angespannt gewesen war. Sicher nicht seit ihrer Zeit beim Maquis. Genau wie damals war Schlaf zu einem Gut geworden, das in kleinen Dosen geschenkt wurde. Den Rest der Nacht hatte Ro im Bett gelegen und über ihre Zukunft gegrübelt, über ihre aufblühende Romanze mit Quark, das religiöse Schisma auf Bajor, die politische Spaltung zwischen Bajor und Cardassia, die bevorstehende Vertragsunterzeichnung, Dizheis und Anichents Wohlergehen, den Verbleib des vermissten Jake Sisko, Hiziki Gards Flirtversuche und die Auswirkungen, die ihre Kündigung auf Kira Nerys haben musste. Kein Wunder, dass sie keinen Schlaf fand.
Die heutigen Ereignisse würden vermutlich zu den signifikantesten zählen, denen sie je beiwohnen würde. Deshalb strotzte Ros Körper trotz aller Müdigkeit vor Energie. Sie hatte ihre Reserve-Uniform gebügelt – für den Fall, dass die, die sie tragen wollte, schmutzig oder beschädigt wurde. Sie hatte sich sogar die Haare frisiert und einen Hauch Make-up aufgetragen, was ihr sonst ein Gräuel war.
Bislang hatte ihr Vormittag aus drei Sicherheitsbesprechungen bestanden. Die erste war der Privattermin in ihrem Büro gewesen, um den Hiziki Gard gebeten hatte – und Gard war trotz der horrend frühen Stunde wahrhaft charmant gewesen. Besprechung zwei fand in der Offiziersmesse statt, wo Ro nahezu alle diensthabenden Wachen und Deputys auf der Station über den aktuellen Stand der Dinge informierte. Wer nicht an ihr teilnehmen konnte, war mittels Ohrhörer und Holofeed akustisch dabei gewesen. Die Sergeants Shul und Etana erwiesen sich bei diesem Termin als große Hilfen, und Ro wusste, dass sie ihnen vorbehaltlos vertrauen konnte.
Ros dritter Termin – ebenfalls in der Offiziersmesse – galt den diversen Sicherheitsteams und Repräsentanten der DS9 besuchenden Würdenträger. Nun, da sie den Blick durch den Raum schweifen
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