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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Nacken auf, als wären sie getarnte Soldaten.
    Wenigstens mit den Monstern hatte Ezri recht , dachte er und klammerte sich an das bisschen Halt, das diese Feststellung ihm gab.
    Hatten seine Freunde die Kathedrale bereits betreten? Immerhin hatten sie dorthingewollt, oder etwa nicht: in eine Kathedrale. Er wusste, dass sie zusammen mit ihm auf der Suche nach Heilung hergekommen waren, und in der Hagia Sophia bewahrte er jede Heilmethode und Behandlungsart auf, die er kannte. Was immer er noch wusste, würde sich darin befinden. Dort oder nirgends.
    Julian musste sich ducken, um durch die Tür zu passen. Sobald er im Gebäude war, richtete er sich auf und stieß sich den Kopf schmerzhaft an der Decke. In der großen Galerie fand sich nun keine Spur des Gerölls, das er bei seinem letzten Besuch gesehen hatte, und sie war so leer wie die Stadt, die sie umgab. Doch die Galerie war auch kaum noch mehr als ein enger Korridor aus behelfsmäßig errichteten Ziegelstein- und Sperrholzwänden. Die niedrige Decke zwang Julian, gebückt zur winzigen Treppe zu gehen …
    … die, wie er nun sah, zu einer winzig kleinen Bibliothekstür führte. Nicht einmal Kukalaka hätte dort hindurchgepasst. Das ist zwecklos , dachte Julian und warf einen Blick über die Schulter.
    Die Tür, durch die er gekommen war, hatte sich inzwischen ebenfalls merklich verkleinert. Panik überkam ihn. Ich bin eingesperrt!
    Er sah zur Seite, wo sich seiner Erinnerung zufolge ein großes, nach draußen gerichtetes Fenster befand. Es war vernagelt, doch das Holz machte keinen stabilen Eindruck. Julian legte sich auf den marmornen Boden, zog die Beine an, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und stieß die Füße mit aller Kraft gegen das Holz.
    Das Haus selbst schien unter dem Druck zu stöhnen. Es war, als wollten sich uralte Steine und Mörtel seinem Fluchtversuch widersetzen. Dann aber gab die Bretterbarriere nach, verging in einem Regen aus Splittern. Vom Schwung seiner eigenen Kraft getragen, flog Julian einer Rakete gleich durch die nun freie Öffnung …
    … und in eine große, weiße, hell erleuchtete Kammer. Als er aufblickte, sah er drei Personen, einen miesepetrigen Vulkanier und zwei Menschenfrauen, an einem langen Tisch sitzen. Sie trugen blaue Sternenflottenuniformen und sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Nun, Mister Bashir?«, fragte der Vulkanier betont. Er klang ungeduldig und erschreckend humorlos. »Was ist es also? Eine präganglionische Faser oder ein postganglionischer Nerv?«
    Die medizinische Fakultät der Sternenflotte , schoss es Julian durch den Kopf. Mündliche Prüfung. Eine spezielle Art Panik kam in ihm auf, die er doch schon vor Jahren aus seinem Denken verbannt hatte.
    »Ich … Ich fürchte, ich weiß es nicht … Ich kann mich der korrekten Antwort nicht entsinnen, Sir.«
    Eine der Frauen – eine ungehalten wirkende Rothaarige mit dickem, kirschfarbenem Lippenstift – starrte ihn an und drückte einen großen roten Knopf an der Seite des Tisches. »Und noch ein Defekter«, sagte sie. »Er muss zu den anderen gebracht werden.«
    Als hätte sie sie herbeigezaubert, standen plötzlich zwei breite, in weiße Krankenhaustracht gewandete Schränke von Männern neben Julian. Sie legten die Hände um seine Oberarme und hoben ihn hoch, bis seine Füße den Kontakt zum Boden verloren. Bevor er protestieren konnte, hatten sie ihn schon aus dem Raum und in einen langen, steril wirkenden, weißen Korridor getragen.
    »Hier entlang, Sir«, sagte der rechte. Auf seinem Kragen prangte ein Aufnäher mit drei Buchstaben: DEE .
    »Wir haben genau den richtigen Ort für Sie«, sagte der andere. Auf seinen Kragen hatte jemand mit einem Stift DUM gekritzelt.
    Vor einem kleinen, offenen Raum, dessen breiter Eingangsbereich im verräterischen blauen Licht eines Sicherheitsfeldes schimmerte, kamen sie zum Stehen. In dem Raum befanden sich vier Personen. Die Pfleger setzten Bashir ab und deaktivierten das Energiefeld, als einer der Zelleninsassen – ein schwarz gewandeter, junger Mann mit Kinnbart – auf einen Tisch sprang. Er trug einen Hut mit breiter Krempe, in dessen Band eine Karte mit der Aufschrift IN DIESEM STIL 10/6 steckte. Seine Augen strahlten nur so vor Anspannung, und er sah Julian nervös an.
    Julian hatte diesen Hut schon mal gesehen. Und die Zeichen auf den Kragen der Pfleger. Ihm war, als wäre das auf den Seiten eines an Eigenartigkeiten nicht armen Kinderbuchs gewesen, das er geliebt hatte, dessen Name sich ihm nun aber

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