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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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das Bein. »Nog, darf ich?«
    »Nur zu, Doc. Bringen Sie’s aber zurück, wenn Sie mit ihm durch sind. Ich finde es beruhigend, das Ding in der Nähe zu wissen. Auch wenn ich’s vielleicht nicht länger benötige.«
    Bashir hielt die Prothese hoch, damit Vaughn sie betrachten konnte. Der Commander nahm sie und drehte sie in den Händen. Er wirkte verwirrt. Shar hingegen schien die Situation nicht weiter zu kümmern, dabei hatte er Nog und sein abgetrenntes Bein doch überhaupt erst auf die Krankenstation gebracht.
    »Was ist passiert?«, fragte Vaughn.
    »Nogs Körper scheint es zu verweigern«, antwortete Bashir. Schweigend ließ er die Worte sacken. Vaughns erhobene Brauen machten deutlich, dass auch der Commander den roten Faden erkannte, der sich ihnen bot: den der körperlichen Abstoßung. »Und das ist noch nicht alles.«
    Vaughn reichte das Bein an Nog zurück. »Sie sagten gerade, sie benötigten es nicht länger. Wie darf ich das verstehen?«
    Grinsend hob Nog die Bettdecke und wickelte den Verband langsam von seinem Beinstumpf. Bashir sah zu Vaughn und Shar, gespannt auf ihre Reaktionen. Shar riss nur leicht die Augen auf und neigte die Antennen neugierig vor. Vaughns Kinnlade fiel hingegen so schnell herunter, als sei sie ein Nickel-Eisen-Meteor.
    Aus Nogs Stumpf entsprang ein Unterschenkel – noch klein, aber perfekt geformt. Binnen der vergangenen Stunde war er um mehrere Zentimeter gewachsen.
    Es dauerte eine Weile, bis der perplexe Vaughn die Sprache wiederfand. »Können Sie … das erklären, Doktor?«
    »Momentan bin ich ratlos«, antwortete Bashir und schüttelte den Kopf. »Sogar die verbrannten Oberschenkelnerven bilden sich neu.«
    »Ich bin versucht, das als Wunder zu bezeichnen«, murmelte Vaughn. Sein Blick traf auf Bashirs. »Und wo wir eines finden, sollten wir nach weiteren suchen.« Was er meinte, lag auf der Hand: Ezri.
    »Ich wünschte, ich könnte es mir leisten, auf Wunder zu hoffen, Captain«, gab Bashir zurück. »Doch leider muss ich mich mit der Wirklichkeit begnügen.«
    Abermals öffnete sich die Tür zur Station. Merimark und Leishman traten ein und brachten einen Behälter mit, den sie mit Antigravs transportierten. Er war einen Meter lang und einen halben tief. Neben Ezris Biobett stellten sie ihn behutsam ab.
    »Da wären wir: Ein medizinischer Transportbehälter für einen Trill-Symbionten«, verkündete Merimark und sah unsicher zur bewusstlosen Ezri. »Sobald Sie den Befehl geben, ist er einsatzbereit, Doktor.«
    Bashir wusste, dass Kaitlin Merimark zu Ezris engsten Freunden an Bord der Defiant zählte. Sie nun so zu sehen, konnte für die junge Frau nicht leicht sein. »Danke, Ensign«, sagte er. Dann wandte er sich Vaughn zu. »Ich werde Nogs Zustand schnellstmöglich genauer durchleuchten. Momentan muss ich mich allerdings dringenderen Aufgaben widmen.«
    Vaughn nickte. »Demnach haben Sie sich entschieden?«
    Bezüglich Ezri. Der Zusatz blieb ungesagt und hing doch bedrohlich in der Luft. »Ja«, antwortete Bashir. »Für die einzig mögliche Alternative.«
    »Ich verstehe«, sagte Vaughn. »Kommen Sie, Shar. Gehen wir zurück an die Arbeit.«
    Der Andorianer nickte. Eine untypische Anspannung schien auf seinen Zügen zu liegen. Was er wohl über Ezris Zustand dachte? Bashir wünschte sich die Zeit, jedes Besatzungsmitglied vorab zu informieren. Zeit, damit Ezri sich persönlich von allen verabschieden konnte. Doch die hatte er nicht mehr. Er hatte sie verschwendet – mit seinen zwecklosen Versuchen, Ezri und den Symbionten zu retten.
    Niedergeschlagen sah er Vaughn und Shar nach, als sie die Station verließen.
    Ezri würde keinen großen Abschied wollen, redete er sich ein. Sie würde ein neues Leben beginnen, sobald Dax nach der Rückkehr von der Mission Gamma die Trill-Heimatwelt erreichte. Dann blieb ihr alle Zeit der Welt, sich mit alten Weggefährten in Verbindung zu setzen.
    Zumindest wünschte er es ihr. Und sich.
    »‚Noch reicht die Zeit, zu suchen eine neu’re Welt‘«, murmelte er. Dann bemerkte er Nogs fragenden Blick.
    »Was ist los, Doc?«
    Bashir begriff, dass er Nog vor der Wahrheit abgeschirmt hatte, um ihn zu schützen. Seufzend gab er nach und sammelte seine Gedanken. »Sie verdienen es, zu erfahren, was wirklich mit Ezri geschehen wird.«
    Was die einzig mögliche Alternative ist.
    Zum vielleicht ersten Mal in seinem gesamten Leben wünschte sich Julian Bashir, er wäre tot. »Ensign Richter«, rief er. »Bereiten Sie Ezri Dax bitte auf

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