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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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die etwa sechs Zentimeter vom Körper entfernt an der Nabelschnur lag. Ezris Körper zuckte reflexartig, als der Trenner seine kleine Polyduranium-Spitze in ihm vergrub.
    »Ich habe soeben die grobmotorischen Nervenstränge getrennt«, meldete Bashir. Seine Stimme kam ihm flach und blechern vor. Er fühlte sich, als stünde er neben sich, wäre ein Student im ersten Lehrjahr und wohnte mit seinem Kurs einer Operation im Trainingshospital der Medizinischen Abteilung der Sternenflotte bei.
    Er wusste, dass er ohne diesen emotionalen Abstand nicht hätte weitermachen können. »Der Trenner erreicht nun die Feinmotorik-stränge.« Ezris Finger zuckten spasmisch, als das zweite Nervenbündel durchtrennt wurde. Er zog den Trenner zurück und schloss kurz die Augen.
    Ich töte sie. Ich hätte sie genauso gut aus einer Luftschleuse werfen können.
    »Die Werte des Symbionten sind niedrig, aber stabil«, sagte Krissten. »Keinerlei Anzeichen eines neuroleptischen Schocks.«
    Bashir zwang seine Selbstzweifel beiseite, öffnete die Augen und konzentrierte sich erneut auf seine Aufgabe. Er trennte die monopolaren Nervenzellen, die den neurophysiologischen Austausch zwischen Ezris und Dax’ Nervensystem koordinierten. Dann schnitt er durch die Glialzellen-Verbindungen, musste allerdings kurz innehalten und sich die richtige Reihenfolge ins Gedächtnis rufen. Haupt-, Neben- und danach die weiteren Netzknoten – ja, so war es korrekt.
    Fast geschafft. Ich will fertig werden, bevor ich dieses Ding gegen mich selbst richte.
    Als Nächstes glitt der Laser in die RDNAL-Organelle, ein Gebilde, das aus einer langen Röhre bestand, die im Kern des Strangs aus Nervenfasern lag. Bashir trennte sie entzwei und versiegelte das Ende auf Ezris Seite. Die eigenartige Nabelschnur fiel auf ihren Unterleib, als sei sie ein unachtsam beiseitegeworfenes ODN-Kabel.
    Abermals suchte ihn Jadzias Stimme heim. Ich habe mich noch nie so leer gefühlt. Er zwang sich, die Erinnerung zu ignorieren – Ezri zu ignorieren, die vor ihm lag, halb tot und halb lebendig, und doch für immer verloren war.
    »Der Symbiont ist nun vollständig vom Wirt getrennt«, meldete er. »Seine Werte haben sich nicht verändert.«
    Krissten drehte sich zu Pfleger Juarez um, der inzwischen schweigend an der Tür stand. »Edgardo, bitte halten Sie den Behälter bereit.«
    Juarez kam näher, um den Symbionten in das rechteckige Gebilde zu bringen, das in der Ecke des Raumes stand.
    »Krissten, bitte bereiten Sie ein Hypospray vor. Zwanzig ml Isoboramin. Ich werde es direkt in das Ende der Schnur injizieren, die mit dem Symbionten verbunden ist.«
    Sie zögerte kurz, nahm das Hypospray und reichte es Bashir. Dann hielt sie den Symbionten, während der Arzt es sanft an die abgetrennte Stelle presste und die Dosis verabreichte.
    Erleichterung erfüllte Bashir, als Krissten Dax endlich an Juarez weiterreichen konnte. Dieser trug den Symbionten sofort zu dem offenen und mit Flüssigkeit gefüllten Behälter in der Ecke.
    Als Krissten wieder zu Bashir sah, lag eine Frage in ihren Augen.
    »Ja?«, hakte er nach, schaute dabei aber zu Ezri hinab. Er sah, wie sich ihr Brustkorb langsam hob und senkte, lauschte ihren leisen Atemzügen.
    »Wir haben dieses Medikament schon einmal angewandt«, sagte Krissten. »Allerdings ohne Wirkung. Warum injizieren wir es erneut?«
    Bashir schüttelte leicht den Kopf. »Das war Iso boramin, Krissten. Diesmal habe ich aber Boramin verwendet. Es sollte die Nekrose des Symbionten abwehren und ihn vor einem verzögerten neuroleptischen Schock schützen, bis er in der künstlichen Umgebung lagert.«
    » Nein , Doktor.«
    Nie zuvor hatte sie ihm so direkt widersprochen. Bashir sah sie an. Ihre Augen waren groß, und sie schien einer Panik nahe.
    »Wie bitte, Ensign?« Er wollte sich seine Verwirrung nicht anmerken lassen, konnte sie aber nicht ganz verbergen.
    »Doktor, Sie haben kein Boramin verabreicht, sonder Iso boramin.«
    Ihm war, als hätte man ihn ins Gesicht geschlagen. »Was?«
    »Dieses Hypospray enthielt zwanzig ml Isoboramin, Sir. Wie Sie befohlen haben.«
    Die Erkenntnis kroch seine Wirbelsäule hinauf, kälter als die Winde an den Tenaran-Eisklippen auf Trill. Boramin. Isoboramin. Irgendwie hatte er sie verwechselt. Die beiden Substanzen hatten ähnliche Bezeichnungen, waren aber so verschieden wie Sauerstoff und Fluor. Sein Fehler konnte gravierende Folgen haben, und das wusste er.
    Bashir sah zu, wie Juarez neben dem medizinischen

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