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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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einen operativen Eingriff vor.« Dann wandte er sich wieder an Nog und begann, ihm so sanft wie möglich klarzumachen, dass Ezri schon sehr bald sterben würde.
    Die Frau, die ich liebe, wird sterben.
    Sie hatten Ezri zurück in den kleinen OP-Bereich gebracht, wo sie nun langsam wieder zu sich kam. Ihre Augen öffneten sich, und sie lächelte. Obwohl sie blass und fiebrig war, kam es Bashir vor, als hätte sie noch nie hübscher ausgesehen.
    Es ist das letzte Mal. Das letzte Mal, dass ich dieses Lächeln sehen werde.
    Sein Herz schlug wie wild, wie ein Hammer auf den Amboss. Trotzdem kämpfte er den Sturm in seinem Inneren nieder und erklärte ihr, was geschehen würde. Ezri lauschte konzentriert und nahm die Kunde weitaus gefasster hin, als Nog und Krissten es getan hatten. Anfangs verwirrte ihn dieser Gleichmut, doch dann begriff er, dass Dax bereits acht Wirtstode hinter sich hatte.
    »Ich verstehe, Julian«, sagte Ezri sanft. »Ich liebe dich. Und ich weiß, dass du tust, was immer getan werden muss … um Dax zu retten.«
    Abermals hörte er Jadzias Stimme. Ein Echo in einem Brunnen, der sechs Jahre tief war. Geben Sie sich nicht die Schuld, Julian. Sie haben alles versucht, was Sie konnten.
    Er hätte alles darum gegeben, diesen Worten glauben zu können.
    »Julian?«
    »Ja?«
    »Ich will nicht wach sein, wenn du … die Verbindung trennst. Nicht wie Curzon. Das war anders.«
    Als Curzon der Symbiont entnommen wurde, war der Wirt bei Bewusstsein gewesen und hatte auf ein sehr langes, sehr erfülltes Leben zurückgeblickt.
    »Ich verstehe«, flüsterte Bashir. Die Worte blieben ihm fast im Hals stecken.
    »Ich will nicht … nicht geleert werden wie damals, als Verad den Symbionten nahm.« Sie verstummte. Bashir sah Tränen auf ihren Wangen.
    Julian , gestand Jadzia in den entlegenen Gängen seines Erinnerungshauses. Ich habe Angst.
    »Ich verstehe«, wiederholte er und spürte, wie eine einzelne, dicke Träne sein Gesicht hinabrann. Gleich darauf folgte eine zweite. Er nahm Ezris Hand, drückte sie sanft, und Ezri erwiderte die Geste. Dann beugte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
    »Ich bin bereit, Julian«, sagte sie schließlich, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.
    Er zog sich die Operationsmaske auf, blinzelte die Tränen weg und nahm das Exoskalpell vom Tablett neben dem OP-Tisch.
    Auf sein Nicken hin befestigte Krissten den Deltawellenerzeuger vorsichtig an Ezris Schläfe. »Ensign Juarez steht bereit, um den Behälter mit der künstlichen Umgebung zu aktivieren«, sagte sie leise. Als er von Ezris Zustand erfuhr, hatte Edgardo darauf bestanden, wieder zum Dienst zu erscheinen. Sein Bein sei genügend geheilt, behauptete er.
    Ezris Lippen formten ein stummes Ich liebe dich . Dann lächelte sie Bashir an.
    »Adieu, Ezri«, sagte er.
    Noch immer lächelnd, glitt sie in die Ohnmacht.
    Auf sein Zeichen aktivierte Krissten das sterile Kraftfeld. Bashir hob das Exoskalpell mit der behandschuhten Hand und war dankbar, dass es ihm diesmal nicht zu entgleiten schien. Schweigend öffnete Krissten Ezris Operationsumhang und legte ihren Unterleib frei. Dann ließ Bashir die Spitze des Skalpells nahezu zärtlich darübergleiten. Eine dünne, rote Linie blieb zurück.
    Einen Moment später kam der Körper des Symbionten zum Vorschein, ein braunes, klumpig wirkendes Objekt, das im hellen Licht des Raumes feucht glitzerte. Er bewegte sich, glitt langsam in Bashirs ausgestreckte Hand und aus Ezri hinaus. Die augen- und gliederlose Kreatur erinnerte in ihrer Hilflosigkeit an einen Kaiserschnitt, den Bashir vor Jahren vorgenommen hatte. Doch dieses »Baby« hier brachte bedeutend mehr Wissen und Lebenserfahrung mit, als er je besitzen würde.
    »Wir werden ungewöhnlich vorgehen müssen«, sagte er zu Krissten und hob den Symbionten an, um ihn näher zu betrachten. Schon jetzt wies die feuchte, bernsteinfarbene Haut an den Stellen, die noch mit Ezri verbunden waren, Anzeichen von nekrotischem Gewebe auf. »Die nervliche Nabelschnur ist bereits derart beeinträchtigt, dass wir die Nervenstränge in bestimmter Reihenfolge trennen müssen, um das Risiko eines neuroleptischen Schocks zu verringern.«
    »Verstanden«, sagte Krissten. Die Operationsmaske ließ ihre Stimme leiser klingen.
    »Den Neurokortikaltrenner bitte.«
    Sie nahm ihm das Exoskalpell ab und reichte ihm den gewünschten Gegenstand. Er hielt den Symbionten sicher in der linken Hand und fuhr mit der Spitze des silbernen Geräts an eine Stelle,

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