Kathedrale
ihm auf. Doch dann wurde ihm klar, dass er nur Zeit brauchte. Schließlich stand er nicht zum ersten Mal vor eigenartigen Daten, oder?
Natürlich nicht.
Krissten runzelte die Stirn. »Ich habe Ihren Quantensignaturscan über die der anderen Besatzungsmitglieder der Sagan gelegt.«
Das Resultat sah falsch aus, auch wenn er es nicht begründen konnte. »Da ist aber noch mehr.«
»Das dort? Das sind die Quantenresonanzscans, die Ensign Tenmei an der Sagan selbst durchführte.«
»Und was sagen sie Ihnen, Ensign«, wollte Bashir wissen. Nichts von alldem ergab einen Sinn.
»Schauen Sie selbst, Doktor.« Sie hob eine Braue. »Sehen Sie, wie die abweichenden Quantenprofile bei jedem einzelnen Scan gleich verlaufen?«
Sein Herz schlug schneller. Noch immer wurde er aus den ganzen Linien und Kurven nicht schlau. »Natürlich«, sagte er und fand kaum Worte. »Ich … Ich hätte nur gern eine zweite Meinung gehört.« Verdammt, was ist mit mir los?
Krissten räusperte sich. »Julian, es scheint mir sehr offensichtlich, dass Sie, Nog, Ezri und der Symbiont das gleiche, eigenartige Quantenresonanzmuster aufweisen wie Tenmei es am Shuttle feststellte. Und es wird stündlich konkreter.«
Erst jetzt bemerkte er, dass Ezri neben ihn getreten war und ebenfalls die Anzeigen studierte. »Also muss all das mit dem interdimensionalen Kielwasser des fremden Objektes zu tun haben, durch das das Shuttle flog.«
»Ich bin kein Wissenschaftler«, gab Krissten zurück, »aber für mich liegt das auf der Hand, ja. Allerdings ist da noch mehr.«
Sie berührte den Monitor, auf dem prompt zwei große, gewundene Helix-Strukturen erschienen. Bashir erkannte sie sofort: menschliche DNA-Stränge. Es erleichterte ihn sehr, überhaupt noch etwas auf Anhieb zu erkennen.
»Ihre DNA-Muster verändern sich«, sagte Krissten und seufzte frustriert. »Und ich wünschte, ich wüsste die Ursache. Oder was es für Sie alle bedeutet.«
»Na ja«, murmelte Bashir. »Für Nog bedeutet es ein neues Bein. Und Ezri und der Symbiont existieren nun unabhängig voneinander.«
»Aber was ist mit dir, Julian?«, fragte Ezri hörbar besorgt.
Abermals änderte Krissten die Anzeige, doch er brachte es nicht über sich, hinzusehen. Er konnte nicht länger leugnen, was mit ihm geschah. Tief in seinem Inneren wusste er es ohnehin und brauchte keine Bestätigung durch irgendwelche Diagnosegeräte.
»Fortschreitender neurologischer Verfall«, sagte er und betrachtete den Teppich neben seinem rechten Fuß. Es war eigenartig befreiend, den Gedanken laut auszusprechen, den er seit zwei Tagen so verbissen vermied. »Wenn das Tempo anhält, kann ich vermutlich schon morgen nicht länger als Leitender Medizinischer Offizier dieses Schiffes tätig sein.«
»Das kannst du nicht wissen«, sagte Ezri.
»Ich kann es spüren .«
»Wir sollten weitere Tests durchführen«, schlug Krissten vor, doch er hörte keinerlei Hoffnung in ihrer Stimme. Sie wusste, dass er recht hatte.
Die Müdigkeit kehrte zurück. Sogar seine Augen schmerzten. »Ensign, ich bin bis zur Planck-Skala durchgescannt worden«, sagte er weitaus schroffer als beabsichtigt.
»Ja, aber …«
»Sehen Sie ein klares Muster neuralen Verfalls oder nicht?«, unterbrach er sie. »Einen systematischen Zusammenbruch synaptischer Verbindungen?« Im Geiste blickte er zu den Fenstern der Hagia Sophia. Hunderte kleiner Kerzen flackerten in ihnen und erloschen nacheinander. Das Bild erschreckte ihn zutiefst.
Krissten nickte stumm und mit offensichtlichem Widerwillen.
»Dann sind wir uns über die Grundlagen also im Klaren. Rufen Sie Ensign Juarez und Lieutenant Candlewood. Sie werden Ihnen bei der weiteren Analyse Ihrer Daten behilflich sein. Ich will wissen, wie lange ich noch habe.«
Damit wandte er sich ab, trat zur Tür und hinaus auf den Gang. Mit einem Mal fühlte er sich unfassbar erschöpft.
»Julian!« Ezri folgte ihm auf dem Fuße.
Er hielt an und legte ihr die Hände auf die Schultern – eine Geste, die beruhigend wirken sollte. »Ezri, ich muss jetzt allein sein. Mich ausruhen.«
»Schön, zu hören, dass du das gelegentlich auch selbst so siehst. Aber hier geht es doch um mehr. Rede mit mir.« Ihrer Stimme fehlte die Sicherheit der vergangenen Monate. Ezri klang so verängstigt und wehrlos, wie er sich fühlte.
»Ich glaube …« Dies war nicht die Zeit für Sturheit. »Ich glaube, ich verwandele mich zurück. In das, was ich vor Adigeon Prime war.«
Ihre Augen weiteten sich. »Vor deiner
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