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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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weiß es besser. Sind Sie wirklich bereit, ihn und sein Gefolge jahrelang auf Knien um Vergebung zu bitten?«
    Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. »Ich habe nie um Vergebung gebeten. Ich tat nichts Falsches.«
    »Exakt. Ich bin froh, dass Sie zugeben, nicht nach den Regeln der Vedek-Versammlung spielen zu müssen. Also haben Sie auch nichts zu verlieren, wenn Sie sich uns anschließen und sich öffentlich für Vedek Solis, unseren Kandidaten für das Amt des Kais, aussprechen.«
    Kira kannte Solis und mochte ihn sehr. Es hatte sie überrascht, als er vor einer Woche zum Anführer der Ohalavaru ernannt worden war. Solis’ Integrität und Aufrichtigkeit waren über jeden Zweifel erhaben; stets hatte er für das Wohl des bajoranischen Volkes gekämpft, während und nach der Besatzung. Noch vor gut einem Jahr hatte er auf der Station um Spenden gebeten. Kira würde den Streit nie vergessen, den sie mit Odo geführt hatte, weil dieser Solis wegen fehlender Genehmigung verhaftete. Solis’ Hilfe hatte Flutopfern die Unterstützung beschert, die sie gebraucht hatten. Wie Odo war auch Solis niemand, der den Papierkram und den schönen Schein über die Bedürfnisse der Leute stellte.
    Dennoch blieb die Argumentation des Generals fehlerhaft, und Kira zögerte nicht, ihn darauf hinzuweisen. »Ich bin Befleckt. Ich wäre Ihnen von keinerlei Nutzen.«
    »Hören Sie nicht länger auf die Propaganda der Strenggläubigen«, drängte Lenaris. Er klang nun fast schon militärisch streng. »Ihnen ist offensichtlich nicht bewusst, wie Bajor wirklich über Ihre Befleckung denkt.«
    Oder wie gründlich ich den Glauben meines Volkes zerstörte , dachte sie. Mit einem Mal hatte sie einen bitteren Geschmack im Mund.
    »Befleckt oder nicht, viele betrachten Sie als Heldin«, fuhr Lenaris fort. »Eine Heldin in Kriegs- und Friedenszeiten. Und nun haben Sie die Chance, einen kulturellen Wandel herbeizuführen.«
    Sie spürte Wut in sich aufsteigen. »Ich wollte nie jemandes Heldin sein. Und ich eigne mich auch nicht zur religiösen Ikone. Das ist Yevirs Baustelle.«
    Er seufzte. »Hatten Sie je das Vergnügen, Li Nalas zu begegnen, Nerys?«
    »Selbstverständlich«, antwortete sie und entsann sich des Tages, an dem dieser tapfere Mann, ein Symbol des Widerstands, von Männern ermordet wurde, die Bajor nach eigenem Geschmack umformen wollten. »Das wissen Sie doch. Wir kannten ihn beide.«
    »Also wissen wir auch beide, dass wir in derlei Dingen manchmal keine Wahl haben.«
    Kira konnte es nicht fassen. »Sie sagen mir, es sei mein Schicksal , die Ohalavaru zu fördern?«
    »Nennen Sie’s, wie Sie wollen«, gab er achselzuckend zurück. »Wir wissen beide, dass Ihre Unterstützung großen Einfluss auf Solis’ Chancen haben würde, der nächste Kai zu werden. Aber vielleicht bevorzugen Sie ja Yevir in diesem Amt. Immerhin ist er recht jung. Er könnte der letzte Kai sein, den Sie erleben werden.«
    Den meisten Argumenten des Generals konnte sie nicht widersprechen. Dennoch fühlte sich die ganze Sache falsch an. Kira brauchte lange, um sich wieder zu sammeln. »Ich kann nicht riskieren, Bajor noch stärker zu spalten«, sagte sie schließlich. »Erst recht nicht so kurz vor dem offiziellen Föderationsbeitritt. Ohne ihn bleibt das Werk des Abgesandten unvollendet.«
    Nun war es an Lenaris, fassungslos zu sein. »Der Abgesandte? Benjamin Sisko? Nerys, ich empfinde nichts als Respekt für Ihren ehemaligen Vorgesetzten, aber er gehört der Vergangenheit an. Sie sollten sich der Zukunft zuwenden.«
    »Genau das versuche ich, Holem. Wären die Ohalavaru objektiv genug, um das große Ganze zu sehen, verstünden sie vielleicht, dass dies nicht der Zeitpunkt für politischen Zwiespalt ist. Vedek Solis versteht das sicherlich.«
    »Vedek Solis bat mich, heute mit Ihnen zu sprechen.«
    Kira seufzte schwach. »Haben er oder Sie je an die Gespräche zwischen Bajor und Cardassia gedacht?«
    »So wenig wie möglich«, antwortete er mit einem weiteren Achselzucken. »Was ist damit?«
    »Momentan gehen sie nicht weiter. Welche Chance auf einen Neustart haben wir, wenn wir uns von unseren internen Disputen derart ablenken lassen?«
    Lenaris wirkte unbeeindruckt. »Wenn die Gespräche mit Cardassia stocken, liegt das mit absoluter Sicherheit an der Unnachgiebigkeit der Cardassianer. Nichts, was jetzt oder in Zukunft auf Bajor geschieht, wird daran etwas ändern.«
    Doch Kira wusste es besser. Sie hatte bereits ausgiebig mit Shakaar darüber

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