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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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aussetzt.«
    Vic winkte eine Kellnerin herbei, deren Rock so kurz war, dass er den Gesetzen der Logik zu widersprechen drohte. Sie trug ein Tablett mit einer eisgekühlten Flasche und drei Champagnergläsern. »Es schmeichelt mir, dass Sie mich für eine Art professionellen Seelenklempner halten«, sagte er, »aber ich bin schlicht ein bescheidener holografischer Student des menschlichen – ich meine humanoiden – Herzens.«
    Ros Brauen stiegen so weit nach oben, dass ihre Stirnfalten fast nicht mehr auffielen. »Soll das heißen, Sie wissen , dass Sie ein Hologramm sind?«
    Vic verneigte sich überschwänglich. »Wie ein weiser Mann mal sagte: Erkenne dich selbst.«
    »Hologramme gibt es in diversen Gaststätten im ganzen Quadranten«, sagte Quark, »aber Vic ist einzigartig.«
    Ro betrachtete die Flasche, die die Kellnerin vor ihr abgestellt hatte. »Frühlingswein?«
    »Ist nicht drin, Liebes. 1962, erinnern Sie sich? Ich mag ein mir meiner selbst bewusstes Hologramm sein, doch ich bin auch auf meine Epoche geeicht. Aber Dom Pérignon ist kein allzu schlechter Trostpreis.«
    Quark verpasste sein Stichwort nicht und hob sein Glas. Ro folgte seinem Beispiel einen Moment später.
    »Auf die Zukunft«, sagte Vic und trank.
    Kaum hatte sie einen Schluck genommen, kehrte Ros trübes Gesicht zurück.
    »Stimmt was nicht mit dem Blubberwasser?«, fragte Vic.
    Sie schüttelte den Kopf und sah nachdenklich in ihr Glas, als wäre sie von der Aufwärtsbewegung der nahezu mikroskopisch kleinen Bläschen fasziniert.
    »Na, da das Problem unmöglich die Gesellschaft sein kann«, sagte Vic im Plauderton, »muss es an meinem Trinkspruch liegen.«
    Ro wirkte nun sogar noch nachdenklicher als zuvor.
    Und plötzlich begriff Quark: Wie üblich hatte Vic den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Auch Vic schien die Erkenntnis nicht zu entgehen. »Dann überlasse ich euch Turteltauben mal eurem gemeinsamen Abend«, sagte er. »Genießt die Show.« Er gab sein Glas an eine vorbeieilende Kellnerin weiter und ging zwischen den Tischen entlang zur Bühne zurück.
    Quark ließ so viel Zeit verstreichen, wie er aushalten konnte. Dann fragte er: »Es bedrückt dich immer noch, oder?«
    »Was meinst du?«
    »Das, worüber wir vor Shakaars großer Ankündigung sprachen. Die Zukunft.«
    Sie nickte, wirkte trostlos. »Es würde schon helfen, wenn du mich überzeugst, dass es überhaupt eine Zukunft gibt .«
    Das gefiel ihm ganz und gar nicht. »Was soll das denn heißen? Hast du auf deinen Sternenflottenkanälen etwa von einer Krise gehört, die das Universum, wie wir es kennen, zerstören wird?«
    Ro nippte an ihrem Champagner. Allmählich wurden ihre Züge sanfter, auch wenn er nicht wusste, ob das an ihm oder dem Getränk lag. »Krisen kommen und gehen. Die Zukunft steht auf einem ganz anderen Blatt, fürchte ich. Ihr muss man sich stellen, wenn das Universum nicht endet.«
    Dem konnte er nur zustimmen. Er hatte ihr bereits erzählt, wie er seine Chancen sah, sich in bajoranischem Gebiet durchzusetzen, wenn erst die Föderation hereinmarschiert kam und ihre bargeldlose, replikatorgeförderte Überflussgesellschaft mitbrachte. Und er hegte keinen Zweifel, dass er dann alles verlor, was er sich in den vergangenen sechzehn Jahren aufgebaut hatte.
    Doch würde ihm das neue Regime auch Ro rauben? Nein, das musste, das würde er verhindern – nur wie blieb noch zu klären.
    »Weißt du schon, was du machen wirst, wenn die Föderation hier das Sagen hat?«, fragte er und war so frei, ihre beiden Gläser nachzufüllen.
    »Ehrlich gesagt, ja«, antwortete Ro und nahm einen großen Schluck Dom Pérignon. »Ich glaube, ich habe mich endlich entschieden.«
    Auf der Bühne begannen Vic und seine Jungs mit einer jahrhundertealten Erdennummer, in der wiederholt gefragt wurde, wer Millionär werden wolle. Die laut Song einzig akzeptable Antwort lautete »Ich nicht«. Vic zufolge hatte ein gewisser Porter das Lied für eine Show namens High Society geschrieben, in der dieser Sin-Ah-Trah mitgewirkt hatte, den Vic so schätzte. Wie die Abneigung eines finanziellen Gewinns und die Mitgliedschaft in der sogenannten höheren Gesellschaft miteinander vereinbar sein sollten, blieb der Song seinen Zuhörern schuldig. Quark hatte Mühe, sich von dem absurden Text nicht provozieren zu lassen. Ro schien er nichts auszumachen. Oder achtete sie gar nicht darauf? Schließlich hatte sie viel Zeit unter geldlosen Sternenflottenmenschen verbracht.
    Quark sah sie an, während Vic

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