Kathedrale
winkte ab. »Bitte. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass Colonels Haltung annehmen, wenn ich irgendwo auftauche. Vor allem nicht Sie .«
Kira lächelte noch breiter. Sie hatte den großen, bodenständig wirkenden Offizier schon immer gemocht. »Na, wenn Sie schon aufs Salutieren verzichten, nehmen Sie hoffentlich wenigstens meinen Glückwunsch anlässlich Ihrer Beförderung an.«
Er berührte das Abzeichen eines Generals, das erst seit einem Monat an seiner grauen Uniform prangte. Dabei machte er ein Gesicht, als hätte eine vayanische Schmeißfliege dort ihren Kot hinterlassen. Kira wusste, dass Lenaris für seine Leistung als Kommandant der Lamnak-Flotte während der Evakuierung Europa Novas befördert worden war. Die Bevölkerung dieser nicht zur Föderation gehörenden Welt war vor ein paar Monaten von Theta-Strahlung bedroht gewesen. Kira selbst war die leitende Kommandantin der gesamten, extrem komplexen Mission gewesen, hatte aber – und auch das war ihr nicht entgangen – keinerlei Beförderung erhalten. Nicht einmal eine Belobigung.
Militärpolitik für Befleckte , dachte sie.
Aber Lenaris war nicht dafür verantwortlich, wie mit ihr umgegangen wurde. Er konnte weder etwas für Yevir Linjarins Wende-halseinstellung in der Vedek-Versammlung noch für dessen Sympathisanten beim Militär. Kira wusste, dass sie aufgrund ihrer offiziellen Exkommunizierung aus der bajoranischen Glaubensgemeinschaft bei beiden Gruppen einen schlechten Stand hatte. Dennoch schienen ihre Gegner nicht den Mumm zu haben, sie ausgerechnet am Vorabend des bajoranischen Föderationsbeitritts aus rein religiösen Gründen ihres Postens zu entheben.
Lenaris’ Beförderung war nur ein weiterer deprimierender Verweis darauf, wie tief sie in den Augen der einflussreichsten Bajoraner gefallen war.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie und deutete einladend in Richtung Sofa. Dann ging sie zum Replikator und bestellte zwei Tassen Nusstee, da sie wusste, dass dies das Lieblingsgetränk des Generals war. »Und warum haben Sie Ihr Kommen nicht angekündigt?«
»Ich ließ nicht von mir hören«, sagte Lenaris und nahm Platz, »weil ich fürchtete, Sie wüssten die Antwort auf Ihre erste Frage bereits. Dann hätten Sie vielleicht irgendeinen Grund vorgeschoben, um mich nicht treffen zu müssen.«
Sie reichte ihm eine der dampfenden Tassen. »Meine Tür steht Ihnen immer offen, Holem. Das wissen Sie.«
»In der Tat, und ich bin dankbar dafür.« Vorsichtig nippte er an der heißen, duftenden Flüssigkeit. Dann lehnte er sich zurück. »Wissen Sie eigentlich, dass ich diese Beförderung fast abgelehnt hätte? Nach Europa Nova machte es den Anschein, als wollte das Oberkommando sie mir nur anbieten, um Ihnen eins auszuwischen.«
»Ihre Ablehnung hätte das Militär nicht veranlasst, netter zu mir zu sein, Holem. Außerdem haben Sie sich diesen Posten mehr als verdient.«
Er zuckte mit den Achseln. »Da bin ich mir nicht so sicher. Aber bevor ich etwas Törichtes sagte, wurde mir bewusst, dass ein General bessere Chancen als ein Colonel hat, die Routinen der alten Garde zu ändern.«
»Mag sein.« Worauf wollte er hinaus?
»Was mich zum Grund meines Besuches bringt«, fuhr er fort und sah ihr über den Rand seiner Tasse hinweg direkt in die Augen. »Vor zehn Tagen entschied ich mich, dem Weg Ohalus zu folgen. Ich verschrieb mein Leben den Lehren seiner Wahrheitssuchenden und der Lebensweise der Ohalavaru.«
Kira nickte. Sie hatte Gerüchte gehört, laut denen mehrere hochrangige Bajoraner mit Yevirs striktem Kurs unzufrieden waren. Einige von ihnen hatten sich aus lauter Frustration hinter die Ohalavaru gestellt – die Gruppe, deren Bildung Kira offenbar inspirierte, als sie vor einigen Monaten Ohalus Prophezeiungen publik machte. Diese Tat hatte ihr die Befleckung eingebracht.
»Das ist nicht gerade ein Geheimnis«, sagte sie und nahm einen Schluck. Allmählich begann sie, sich zu fragen, ob der General überhaupt auf etwas hinauswollte.
»Ich finde, Sie sollten sich uns anschließen.«
Kira hätte fast ihren Tee quer durchs Zimmer gespuckt. » Was? «
Ihre Reaktion schien ihn nicht zu beirren. »Ihre Handlungen gaben den Startimpuls für die Ohalavaru-Bewegung. Ihre Befleckung gab ihr Antrieb und Tiefe.«
Lenaris’ Argumente klangen wahnsinnig. »Meine Taten trieben einen Spalt in die bajoranische Glaubensgemeinschaft.«
Er schüttelte den Kopf. »So behaupten es Yevir und seine Ja-Sager. Ich aber denke, Kira Nerys
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