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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Miene, »aber unsere Alternativen sind erschreckend überschaubar. Ein Kampf könnte unausweichlich sein.«
    Plötzlich grinste Nog so breit, dass seine Zähne zum Vorschein kamen. »Warum sollte man um Zugang zum Haupteingang kämpfen, wenn man sich einfach durch die unbewachte Hintertür hineinschleichen kann?«
    Vaughn erwiderte das Grinsen. Alle Anwesenden, einschließlich Sacagawea, sahen den Chefingenieur erstaunt an.

KAPITEL 16

    Solis Tendren bemerkte sofort, wie viele Vedeks der Versammlung ferngeblieben waren. Die Kammer war kaum halb voll, und einige der Anwesenden waren keine Vedeks, sondern Ranjens. Der Rest war bereits nach Deep Space 9 aufgebrochen, um der Zeremonie beizuwohnen. Auch viele Minister würden dort sein.
    Doch Vedek Yevir war weder hier noch auf der Station. Bellis Nerani besaß ein notariell beglaubigtes Dokument Yevirs, das ihm das Recht gab, den Kai-Kandidaten bei den Abstimmungen zu vertreten. Alle anderen Mitglieder von Yevirs engstem Kreis ehrten die Versammlung mit ihrer Anwesenheit: Bellis, Eran Dal, Frelan Syla, Scio Marses, Kyli Shin und Sinchante Jin waren in nahezu allen Themen seiner Meinung. Stets stimmten sie gleich ab – ein verlässlicher konservativer Block, dessen Stimme auch noch die strengsten Positionen vertrat.
    Solis stand vor einer ungewöhnlichen Herausforderung. Jedes Mitglied von Yevirs engem Zirkel war ein hochrangiger Vedek. Die gebrechliche Frelan zählte zu den ältesten Vertreterinnen der Versammlung und erinnerte Jüngere gern daran, schon Teil der geistlichen Hierarchie gewesen zu sein, als besagte Jüngere noch in die Windeln machten. Scio war beeinflussbar und folgte gern dem Beispiel seiner Gefährten. Kyli war eine nachdenkliche Frau mittleren Alters, die zumindest dem Anschein nach auch Fremdmeinungen Gehör schenkte. Sinchante, ebenfalls eine Frau in mittleren Jahren, galt dagegen als erzgläubige Fanatikerin. Bellis haftete in Solis’ Augen etwas Abstoßendes an. Längere Unterhaltungen mit ihm konnten zur Qual werden, von Debatten in der Versammlungskammer ganz zu schweigen. Der blasse Vedek Eran mochte im direkten Vergleich schon fast als Freigeist durchgehen. Allerdings unterstellte Solis ihm politische Ambitionen.
    Trotz oder gerade wegen der geringen Teilnehmerzahl, dauerte das Treffen außergewöhnlich lang. Eran saß der Versammlung heute vor, wie schon so oft in letzter Zeit. Man sprach über die Folgeschäden an der nordwestlichen Halbinsel, zu denen es im Zuge der Europani-Evakuierung gekommen war, über die fallenden Wasserpegel und die schwindenden Nahrungsvorräte. Niemand nahm das Wort Katastrophe in den Mund, doch es gab eindeutig Grund zur Sorge.
    Solis seufzte. Ich wünschte, wir wären mit unserem Land so großzügig gewesen, als sich diese Skrreea-Bauern vor sieben Jahren in der Gegend niederlassen wollten. Dann gäbe es dort heute Wasser und Nahrung im Überfluss.
    Als Nächstes brachte Vedek Teetow irgendwelchen Unsinn über ein Mädchen vor, das behauptete, in seinem Tempel die Vision eines Propheten gesehen zu haben – und zwar in ihren Mehlküchlein! Die Versammlung wollte schon zum nächsten Thema übergehen, als Teetow plötzlich von Wunderheilungen sprach, die das Mädchen seit der Vision an den Kriegsversehrten seines Dorfes vollzog. Dem folgte eine langwierige Diskussion darüber, wie mit dem scheinbar gesegneten Kind umzugehen sei.
    Vedek Grenchen – ein sympathischer Mann, den Solis in Verdacht hatte, Vedek geworden zu sein, weil er nicht nur die Propheten, sondern nicht minder stark den Prunk und die edlen Gewänder der Geistlichen liebte – sprach die bevorstehenden Feierlichkeiten zu Bajors Föderationsbeitritt an. Die meisten Paraden und Feste würden etwa einen Monat nach der Vertragsunterzeichnung stattfinden – aus Rücksicht auf diejenigen, die die rituelle Zeit der Reinigung einhalten wollten. Grenchen fand, man solle einen neuen Feiertag ausrufen, an dem Bajor von nun an jedes Jahr seine Rolle im großen Netz der Galaxis ehren werde. Die meisten Vedeks stimmten Grenchen zu. Dennoch wurde die offizielle Abstimmung über das Thema auf einen Termin verschoben, an dem sämtliche Mitglieder der Versammlung anwesend sein würden.
    »Gibt es sonst noch etwas, bevor wir schließen?«, fragte Eran und sah sich um. Lagen irgendwo Hände auf dem Tisch, um den Wunsch zu signalisieren, zur Versammlung zu sprechen? Langsam, aber überzeugt, streckte Solis die seinen aus. Eran bemerkte es prompt. Für einen kurzen

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