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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Verzweiflung wallten in ihr auf. »Sir, ich bin Ihnen ohne Dax nutzlos. Ich kann nichts zu dieser Mission beitragen. Ich könnte ihren Ausgang sogar gefährden.«
    Vaughn setzte sich an seinen Tisch und starrte in eine Ecke, als konzentrierte er sich auf etwas, das Lichtjahre entfernt lag. Das Schweigen wurde lang und länger. Ezri rechnete schon damit, er könne sie tadeln, wie es Benjamin Sisko tat, als sie sich nach ihrer misslungenen Therapie von Mr. Garaks Klaustrophobie von DS9 versetzen lassen wollte. Damals hatte sie falsch gelegen. Aber das waren ganz andere Umstände gewesen.
    Damals hatte sie noch Dax.
    Als Vaughn endlich das Wort ergriff, war seine Stimme ungewöhnlich sanft. »Lieutenant, Sie könnten sich gar nicht mehr irren.«
    »Aber ich kann Nog und Shar nicht helfen, die Blockade zu umgehen«, warf sie ein und wunderte sich, dass er so ruhig bleiben konnte.
    Vaughn winkte ihren Protest nur ab. »Das bedeutet weit weniger, als Sie glauben.«
    Sie runzelte die Stirn. »Bei allem Respekt, Sir: Gute Wünsche allein werden uns wohl kaum an der Nyazen-Flotte vorbeilotsen.«
    »Nicht allein, nein«, sagte er kichernd. »Gute Wünsche und ein Schlagstock aus Duranium sind meist effektiver als gute Wünsche allein. Aber darüber sprechen wir hier gar nicht, oder?«
    »Worüber denn dann?«
    »Über Ihre Erfahrungen. Nicht die von Dax. Ihre. Die, die Ezri Tigan machte, während sie diese Kommandouniform trug. Das Wissen, das Sie sich in den vergangenen Monaten aneigneten, gehört Ihnen und Dax zu gleichen Teilen. Und Dax spielte bei Ihrer Sternenflottenausbildung und Ihrer Karriere vor der Destiny überhaupt keine Rolle.«
    Ezri hielt inne, um über seine Worte nachzudenken. »Da haben Sie recht. Aber so viel von dem, was Ezri Dax ausmachte, kam von den anderen Wirten.«
    »Und das fanden Sie hilfreich, nicht wahr?«
    Allmählich bekam sie das Gefühl, auf irgendein Ziel hingesteuert zu werden. »Selbstverständlich. Vereinigte Trill sind immer auch eine Symbiose der Persönlichkeiten der vorherigen Wirte. Zumindest die gesunden. Und sie lernen, sich auf diese zu verlassen.«
    Er verschränkte die Arme. »Warum ist dem wohl so, Lieutenant?«
    »Weil …« Sie hielt inne, begriff endlich. Darauf hatte er es also abgesehen. »Weil jeder Wirt der Symbiose etwas Einzigartiges hinzufügt.«
    Vaughn lächelte väterlich. »Jeder Wirt. Nicht allein Lela oder Audrid, Curzon oder Jadzia. Auch Ezri steht auf der Liste dieser Würdigen. Wissen Sie, wie ich die Sache sehe? Das Entscheidende bei einem vereinigten Trill ist nicht das Wesen in dessen Bauch. Es ist die Person, mit der dieses sich vereint, die es nährt und die ihm die Möglichkeit gibt, mit dem Rest des Universums zu interagieren.«
    Scham und Unsicherheit kämpften in ihr um die Oberhand. »Ich verstehe, was Sie sagen, Sir. Und ich weiß es zu schätzen. Aber was, wenn ich Dax allein nicht das Wasser reichen kann? Tatsache ist doch: Mein Problem lässt sich nicht lösen, indem man mir irgendein Gerät in die Hand drückt, das ich nicht länger zu bedienen weiß, und alle glauben lässt, ich wäre noch immer die Alte. Das mag momentan bei Julian funktionieren, aber …«
    »Julian muss um seinetwillen beschäftigt bleiben«, unterbrach er sie laut. »Sie zum Wohle aller anderen.«
    Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Ich spreche vom Gemeinschaftsgeist, Lieutenant. Von Moral. Insbesondere von Nogs Moral, und ebenso von Shars, Tenmeis, T’rbs, Cassinis, Permenters, Hunters, Candlewoods, Leishmans, VanBuskirks und wem auch immer es noch gelingen könnte, uns endlich ins Innere dieses Objekts zu bringen. Wie, glauben Sie, wird es sich auf deren Arbeit auswirken, wenn Sie plötzlich von der Bildfläche verschwinden?«
    Ezris Mund stand offen. Daran hatte sie gar nicht gedacht – und diese Tatsache war ihr ein weiterer guter Grund, ihren Namen vom Dienstplan zu streichen.
    Doch sie wusste auch, dass Vaughn recht hatte.
    »Sie bleiben im Dienst, Lieutenant«, fuhr er fort, Blick und Stimme hart wie Stahl. »Das ist ein Befehl – und Sie sind doch noch in der Lage, direkte Befehle zu befolgen, richtig?«
    Plötzliche Erkenntnis verdrängte ihre Verzweiflung: Ihre Fähigkeit, Befehle auszuführen, war vielleicht das Einzige an ihr, dem sie noch voll vertraute.
    Ezri schenkte Vaughn ein Lächeln. In seiner Art, genau das Richtige zum rechten Zeitpunkt auszusprechen, ähnelte er Benjamin Sisko. Vielleicht waren Ehrlichkeit und

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