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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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„Oder sie r ächen“, sagte Minnie, und ihre Augen glühten wie Kohlen. „Ein vorgeschobener Bauer kommt nach Algier - die weiße Insel. Und so wie Sie in das weiße Territorium vorgedrungen sind, werden Sie auch bis auf den Grund des Mysteriums vorstoßen - zum
Geheimnis der Acht.“
    Ich sollte die schwarze Dame sein? Was bedeutete das? Lily hatte mir zwar erklärt, es könne sich mehr als eine Dame derselben Farbe auf dem Brett befinden; Minnie hatte aber gesagt, ich solle sie ersetzen. Wollte sie ausscheiden?
    Und wenn sie einen Ersatz suchte, weshalb dann nicht Lily? Lily war es gelungen, auf dem kleinen Steckschach die Figuren den Personen zuzuordnen und die Züge den Ereignissen entsprechend zu rekonstruieren. Ich war im Schach eine Niete. Worin also bestand meine Fähigkeit? Außerdem hatte ich sehr wohl gesehen, daß der vorgezogene Bauer noch eine weite Strecke bis zu dem bewußten achten Feld zurückzulegen hatte. Die anderen Bauern konnten ihm zwar nichts mehr anhaben, aber die Figuren mit mehr Bewegungsfreiheit konnten ihn sehr wohl schlagen. Soviel verstand ich immerhin von Schach.
    Minnie öffnete das Metallkästchen und entnahm ihm vorsichtig ein schweres Tuch, das sie über den runden Messingtisch breitete. Es war ein dunkelblauer, fast schwarzer Stoff, der mit bunten Glasstücken besetzt war - einige rund, andere oval. Das Tuch war mit einer Art metallischem Faden reich bestickt. Die merkwürdigen Muster erinnerten an die Symbole der Tierkreiszeichen und an noch etwas Vertrautes, das ich aber noch nicht richtig einordnen konnte. In der Mitte des Tuchs sah ich zwei große ineinanderverschlungene Schlangen. Sie bildeten eine Acht.
    „Was ist das?“ fragte ich und betrachtete das Tuch neugierig.Lily war aufgestanden und befühlte den Stoff mit den Fingern. "Es erinnert mich an etwas“, murmelte sie.
    „Dieses Tuch“, sagte Minnie und betrachtete uns aufmerksam, „diente ursprünglich als Schutz für das Montglane-Schachspiel. Es lag zusammen mit den Figuren tausend Jahre in einem Versteck, bis es die Nonnen von Montglane während der Französischen Revolution wieder ausgruben. Das Tuch ist durch viele Hände gegangen. Zur Zeit von Katharina der Großen war es sogar mit dem zerlegten Schachbrett in Rußland.“
    „Woher wissen Sie das alles?“ fragte ich und spürte, daß ich meine Augen von dem dunkelblauen Samt nicht mehr lösen konnte - das Tuch des Montglane-Schachspiels. Es war über tausend Jahre alt und trotzdem völlig unversehrt. Es glänzte matt im gedämpften Licht, das durch die Blätter einer Glyzinie fiel. „Und wie haben Sie es bekommen?“ fügte ich hinzu und berührte wie Lily die bunten „Glassteine“.
    „Also weißt du“, flüsterte Lily, „ich habe bei meinem Großvater schon viele ungeschliffene Edelsteine gesehen. Ich glaube, die hier sind echt!“
    „Das sind sie“, sagte Minnie mit einer Stimme, die mich zittern ließ. „Alles an diesem gefürchteten Schachspiel ist echt. Wie ihr wißt, enthält das Montglane-Schachspiel eine Formel - eine Formel der Macht, einer zerstörerischen, bösen Macht, die denen dient, die verstehen, sie einzusetzen.“
    „Warum unbedingt böse und zerstörerisch?“ fragte ich und spürte gleichzeitig, daß von diesem Tuch etwas Besonderes ausging - vielleicht war es nur Einbildung, aber es schien Minnies Gesicht anzustrahlen, als sie sich darüber beugte.
    „Die Frage müßte lauten: Warum ist das Böse, das Zerstörerische nötig?“ sagte Minnie kalt. „Aber diese Kraft hat es schon lange vor dem Montglane-Schachspiel gegeben - ebenso wie die Formel. Betrachtet euch das Tuch genau, und ihr werdet es sehen.“ Sie lächelte seltsam bitter und schenkte uns noch einmal Tee ein. Ihr schönes Gesicht wirkte plötzlich hart und alt. Zum ersten Mal begriff ich, wie hoch der Preis war, den sie für dieses Spiel bezahlte.
    Carioca zerkrümelte unter dem Tisch unbekümmert Kuchen auf meinem Fuß. Ich packte ihn und setzte ihn auf meinen Sessel. Dann beugte ich mich wieder über das Tuch und betrachtete es eingehend.
    Ich sah die goldene Acht. Die Schlangen wanden sich auf dem dunkelblauen Samt wie ein schimmernder Komet am mitternächtlichen Himmel. Um sie herum waren die Symbole von Mars und Venus, Sonne und Mond, Saturn und Merkur... Dann sah ich es!
    "Es sind die Elemente!“ rief ich.
Minnie lächelte und nickte.
„Das Gesetz der Oktave“, sagte sie.
Jetzt machte alles Sinn. Die großen Edelsteine und die goldene Stickerei

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