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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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bloßen Händen etwas Wasser von einem nahen Bach. Aber sie war zu schwach, um zu trinken.
„Ich wußte...“ sagte sie heiser und mit brechender Stimme.
„Ihr wußtet, daß ich kommen würde“, sagte Mireille und strich ihr über die heiße Stirn, während die Äbtissin weiter um Worte rang. „Aber ich bin leider zu spät gekommen. Ihr werdet ein christliches Begräbnis bekommen. Ich werde Euch die Beichte abnehmen, da sonst niemand hier ist.“ Tränen flossen ihr über das Gesicht, während sie neben der Äbtissin kniete und ihre Hand umklammerte. Auch Charlot kniete. Seine Hände lagen auf dem Äbtissinnengewand.
„Mutter, es ist hier in diesem Kleid - zwischen dem Stoff und dem Futter!“ rief er. Schahin trat zu ihnen und zog seinen busaadi, um die Naht zu durchtrennen. Mireille legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn daran zu hindern. In diesem Augenblick schlug die Äbtissin die Augen auf und fing an zu flüstern.
„Schahin“, sagte sie, und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, während sie versuchte, die Hand zu heben, um ihn zu berühren. „Du hast endlich deinen Propheten... Ich werde bald deinen Allah sehen ... bald... ich werde Ihn... von dir grüßen...“ Die Hand fiel schlaff herunter, und ihre Augen schlossen sich. Mireille begann zu schluchzen, aber die Äbtissin bewegte noch die Lippen. Charlot beugte sich vor und drückte seine Lippen auf die Stirn der Äbtissin. „Zerschneidet... nicht... den Stoff...“, waren ihre letzten Worte. Dann bewegte sie sich nicht mehr.
Schahin und Alexander standen stumm und reglos unter den tropfenden Bäumen. Mireille warf sich über den Körper der toten Äbtissin und weinte. Nach einigen Minuten zog Charlot seine Mutter weg. Mit seinen kleinen Händen hob er das schwere Gewand und deutete auf das Futter des Vorderteils. Sie hatte mit ihrem eigenen Blut ein Schachbrett darauf gezeichnet - es war jetzt braun und fleckig vom langen Tragen. In jedem Feld befand sich, mit großer Sorgfalt gemalt, ein Symbol. Charlot sah Schahin an, der ihm das Messer reichte. Das Kind durchtrennte vorsichtig den Faden, mit dem das Futter angenäht worden war. Unter dem gezeichneten Schachbrett kam das schwere Tuch aus mitternachtsblauem Samt zum Vorschein, auf dem die Edelsteine schimmerten.

PARIS Januar 1799
    Charles-Maurice Talleyrand verließ den Sitz des Direktoriums und hinkte die vielen Stufen zum Hof hinunter, wo seine Kutsche wartete. Es war ein harter Tag mit Anschuldigungen und Vorwürfen gewesen. Die fünf Mitglieder des Direktoriums hatten ihn beschuldigt, von der amerikanischen Delegation Bestechungsgelder angenommen zu haben. Er war zu stolz, um sich zu rechtfertigen. Talleyrand erinnerte sich außerdem noch zu gut an die Armut, um seine Sünden zu gestehen und auf das Geld zu verzichten. Er hatte ihre Beschimpfungen versteinert über sich ergehen lassen. Nachdem sie ihr Pulver verschossen hatten, war er wortlos aufgestanden und hinausgegangen.
    Er hinkte mühsam über das Pflaster. Er würde heute alleine speisen, eine Flasche alten Madeira öffnen und heiß baden. An etwas anderes dachte er nicht, als sein Kutscher, der seinen Herrn entdeckt hatte, zur Kutsche eilte. Talleyrand bedeutete ihm, sofort loszufahren, und stieg ohne Hilfe ein. Da erstarrte er.
    „Keine Angst“, hörte er eine leise Frauenstimme - eine Stimme, bei der ihm kalte Schauer über den Rücken liefen. Eine behandschuhte Hand legte sich im Dunkeln auf seinen Arm. Als die Kutsche vorwärts rollte, sah er im Licht der Straßenlampen die zarte Haut und die roten Haare.
    „Mireille!“ rief Talleyrand, aber sie legte ihm den behandschuhten Finger an die Lippen. Ehe er wußte, was er tat, kniete er in der schaukelnden Kutsche vor ihr und bedeckte das heißgeliebte Gesicht mit Küssen. Er vergrub seine Hände in ihren Haaren, murmelte tausend Dinge und glaubte, den Verstand zu verlieren.
    „Wenn du nur wüßtest, wie lange ich nach dir gesucht habe - nicht nur in Frankreich, sondern in jedem Land. Wie konntest du mich so lange ohne ein einziges Wort, ohne Lebenszeichen lassen? Ich war außer mir vor Angst um dich...“ Mireille verschloß ihm mit ihren Lippen den Mund. Er überließ sich der Wärme ihres Körpers und weinte. Er weinte die ungeweinten Tränen sieben langer Jahre und trank die Tränen auf ihren Wangen, während sie sich aneinanderklammerten, wie verlassene Kinder im Sturm auf dem Meer.
    Im Schutz der Dunkelheit eilten sie unbemerkt durch die großen Glastüren in sein Haus. Ohne

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