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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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sehr wohl kannte, hat Voltaires gesamte Bibliothek erworben. Die betreffende Person weiß um die Formel der Macht.
Die Person, von der ich spreche, hat versucht, sowohl mich als auch Mirabeau, der das Enteignungsgesetz verteidigt hat, zu bestechen. Das war ein Versuch, herauszufinden, ob man das Montglane-Schachspiel durch Personen in hoher politischer Stellung und mit niedrigen moralischen Maßstäben konfiszieren lassen könne.“
„Und habt Ihr den Bestechungsversuch zurückgewiesen, Onkel Maurice?“ fragte Valentine und setzte sich mit einem Ruck auf.
„Mein Preis war für die betreffende Person zu hoch.“ Talleyrand lachte, „Ich wollte das Schachspiel selbst haben. Und das will ich immer noch.“
Die Kerzen flackerten und warfen lange Schatten auf Valentine. Talleyrand sah sie an und lächelte nachdenklich. „Ihre Äbtissin hat einen großen Fehler begangen“, sagte er langsam, „denn ich ahne, was sie getan hat. Sie hat das Schachspiel aus dem Kloster weggebracht. Oh, sehen Sie mich nicht so an. Es ist wohl kein Zufall, daß Ihre Äbtissin die weite Reise nach Rußland angetreten hat, wie Ihr Onkel mir berichtet hat. Die Person, die Voltaires Bibliothek erworben hat, die Person, die Mirabeau und mich bestechen wollte, die Person, die in den letzten vierzig Jahren das Schachspiel in die Hand bekommen wollte, ist keine andere als Katharina die Große, die Zarin aller Reußen.“

NEW YORK März 1973
    Es klopfte an die Tür. Ich hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und stand mitten im Zimmer. Drei Monate waren seit Silvester vergangen. Ich hatte die Begegnung mit der Wahrsagerin und die merkwürdigen Umstände beinahe vergessen.
    Es klopfte heftiger. Ich entschloß mich noch zu einem Tupfer Preußischblau. Dann stellte ich den Pinsel in die Dose mit Leinöl zurück und verließ das große Bild, an dem ich arbeitete. Ich hatte die Fenster zum Lüften geöffnet, aber mein Klient Con Edison schien direkt vor dem Haus ordure (das französische Wort für Müll) zu verbrennen. Es stank, und die Fensterbretter waren schwarz vom Ruß.
    Ich wollte keine Besucher empfangen und ging mißmutig zum Flur. Ich wunderte mich, daß der Pförtner die Person, die inzwischen an meine Wohnungstür hämmerte, nicht über das Haustelefon angekündigt hatte. Es wäre seine Pflicht gewesen. Hinter mir lag eine schwere Woche. Ich hatte mich bemüht, meine Arbeit für Con Edison zum Abschluß zu bringen, und mußte mich mit der Hausverwaltung herumschlagen. Außerdem verhandelte ich mit mehreren Firmen über die Einlagerung meiner persönlichen Dinge. Die Abreise nach Algerien stand unmittelbar bevor.
    Mein Visum war vor ein paar Tagen erteilt worden. Ich hatte mich telefonisch von meinen Freunden verabschiedet, denn wenn ich außer Landes war, würde ich sie mindestens ein Jahr nicht wiedersehen. Einen Freund versuchte ich noch immer zu erreichen, obwohl ich wußte, daß er ein so geheimnisvolles und undurchsichtiges Leben führte wie die Sphinx. Ich ahnte nicht, wie dringend ich binnen kurzem seine Hilfe brauchen würde, als die dramatischen Ereignisse über mich hereinzustürzen begannen.
    Im Flur warf ich einen Blick in den Wandspiegel. Meine Haare waren mit Farbspritzern übersät, und auf meiner Nase entdeckte ich einen hellroten Fleck. Ich wischte ihn mit dem Handrücken ab und rieb dann die Hände an der Leinenhose und dem weiten Arbeitskittel trocken, den ich trug. Dann öffnete ich die Tür.
    Boswell, der Pförtner, stand mit erhobener Faust vor mir. Wie immer trug er seine marineblaue Uniform mit den lächerlichen Epauletten, die er sich zweifellos selbst zugelegt hatte. Er sah mich über seine lange, schmale Nase hinweg mißbilligend an.
    „Entschuldigen Sie, Miss Velis!“ er holte kurz Luft - „aber ein hellblauer Corniche blockiert wieder einmal die Auffahrt. Wie Sie wissen, müssen Besucher die Auffahrt für Warenlieferungen freihalten -“
    „Warum haben Sie mich nicht über das Haustelefon benachrichtigt?“ unterbrach ich ihn ärgerlich. Ich wußte leider nur allzugut, wem der Wagen gehörte.
„Das Haustelefon ist in dieser Woche außer Betrieb, Miss Velis.“
„Na und? Weshalb haben Sie es nicht reparieren lassen. Boswell?“
„Miss Velis, ich bin der Pförtner. Der Pförtner ist für Reparaturen nicht verantwortlich. Das ist Aufgabe des Hausmeisters. Der Pförtner empfängt die Besucher und achtet darauf, daß die Auffahrt -“
„Schon gut, schon gut. Sie soll heraufkommen.“ Es gab in New York nur

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