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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Aktenmappe! Ich hatte meine Aktenmappe im Meditationsraum vergessen! In der Tasche lagen nicht nur die aus der Bibliothek entliehenen Bücher, sondern auch meine Notizen über die Ereignisse des Vortags.
Grandios. Etwas Besseres konnte mir nicht geschehen, als daß Solarin diese Unterlagen fand und den Eindruck gewann, daß ich mich mit seiner Vergangenheit sehr viel ausführlicher beschäftigen wollte, als er ahnte. Ich verfluchte meine Gedankenlosigkeit, machte auf dem abgebrochenen Absatz kehrt und lief zurück. Die Dame am Empfang in der Eingangshalle war ganz von einem Besucher in Anspruch genommen. Der Wachmann war nicht zu sehen. Ich redete mir ein, meine Angst, allein in den Meditationsraum zurückzugehen, sei unbegründet. Die Eingangshalle war menschenleer - auch auf der Treppe war niemand zu sehen - kein Mensch!
Ich ging mutig durch die Halle. Als ich das Chagall-Fenster erreicht hatte, warf ich vorsichtig einen Blick über die Schulter und öffnete die Tür. Es dauerte einen Augenblick, bis meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Aber ich sah sofort, daß sich etwas verändert hatte. Solarin war nicht mehr da, meine Aktenmappe auch nicht. Auf dem Steinquader lag mit dem Gesicht nach oben eine Gestalt. Die Angst schnürte mir die Kehle zu. Der große, ausgestreckte Körper trug eine Chauffeuruniform. Mir erstarrte das Blut in den Adern. Ich holte tief Luft und ließ die Tür hinter mir ins Schloß fallen. Ich trat an den Steinquader und betrachtete das weiße, wächserne Gesicht, das von dem Scheinwerfer angestrahlt wurde. Ja, es war Saul, und er war mausetot. Mir wurde übel, und ich zitterte vor Angst. Ich hatte noch nie eine Leiche gesehen. Die Tränen schossen mir in die Augen.
Aber mein erster Schluchzer wurde von der beklemmenden Erkenntnis erstickt: Saul war nicht auf den Steinquader geklettert und hatte einfach aufgehört zu atmen. Jemand hatte ihn dort hingelegt, und dieser Jemand war in den letzten fünf Minuten in diesem Raum gewesen! Ich rannte hinaus in die Eingangshalle. Die Empfangsdame erklärte dem Besucher immer noch etwas. Ich dachte kurz daran, sie auf den Toten aufmerksam zu machen, überlegte es mir aber anders. Ich hatte in Schwierigkeiten geraten können, wenn ich versucht hätte zu erklären, daß der Chauffeur meiner Freundin zufälligerweise hier ermordet worden war und ich ebenso zufällig auf die Leiche gestoßen war. Wie sollte ich erklären, daß ich zufällig am Vortag bei einem ebenso mysteriösen Mord in der Nähe gewesen war und nicht nur ich, sondern auch meine Freundin, deren Vater diesen Chauffeur beschäftigte? Außerdem hatten wir die beiden Einschüsse im Wagen nicht der Polizei gemeldet. Ich entschloß mich für den Rückzug und rutschte buchstäblich die Stufen hinunter zur Straße. Ich wußte, ich sollte sofort zur Polizei gehen, aber ich hatte Angst. Man hatte Saul nur wenige Augenblicke später umgebracht, nachdem ich den Meditationsraum verlassen hatte. Fiske war nur wenige Minuten nach der Unterbrechung des Schachspiels getötet worden. In beiden Fällen befanden sich die Opfer an einem öffentlichen Ort und in unmittelbarer Nähe anderer Menschen. In beiden Fällen war Solarin anwesend, und Solarin besaß einen Revolver...
Also gut, wir spielten ein Spiel. Wenn es so war, dann würde ich die Regeln selbst herausfinden. Ich empfand nicht nur Angst und Verwirrung, als ich gegen den Wind ankämpfte, um mein warmes und sicheres Büro zu erreichen. Ich spürte Entschlossenheit. Ich mußte die geheimnisvollen Nebel durchdringen, die dieses Spiel umgaben. Ich mußte die Regeln und die Spieler kennenlernen. Und das sehr schnell, denn die Züge wurden für meinen Geschmack viel zu gefährlich. Wie konnte ich ahnen, daß dreißig Straßen weiter ein Schachzug dicht bevorstand, der mein Leben völlig ändern sollte ... 
    Bis zum Mittag war ich ein nervöses Wrack. Ich versuchte immer wieder vergeblich, Nim zu erreichen. Ich sah Sauls Leiche vor mir auf dem Stein liegen und dachte darüber nach, was das alles bedeuten sollte und welche Zusammenhänge bestanden.
    Ich wagte nicht, mein Büro bei Con Ed zu verlassen. Von hier konnte ich den Eingang der UNO sehen. Ich hörte alle Nachrichtensendungen und wartete darauf, daß ein Polizeiwagen vor dem UNO-Gebäude vorfahren würde, weil man die Leiche entdeckt hatte. Aber nichts geschah.
    Ich versuchte, Lily zu erreichen, aber sie war nicht zu Hause. In Harrys Büro

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