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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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bekümmert, „sie sind verschwunden, Monsieur.“
„Wie?!“ rief David. „Was soll das heißen?“
„Seit ungefähr zwei Uhr, Monsieur. Sie haben heute morgen einen Brief erhalten und gingen in den Garten, um ihn zu lesen. Wir wollten sie zum Mittagessen holen, aber sie waren nicht mehr da! Vielleicht... es gibt im Grunde keine andere Erklärung... wir glauben, sie sind über die Gartenmauer geklettert. Sie sind bis jetzt nicht wieder zurückgekommen.“
VIER UHR NACHMITTAGS
    Selbst das Jubeln und Grölen der Menge vor dem Abbaye konnte die ohrenbetäubenden Schreie hinter den Gefängnismauern nicht übertönen. Mireille sollte diese Schreie ihr ganzes Leben lang nicht mehr vergessen.
    Die Menschen hatten schon lange aufgehört, gegen das Gefängnistor zu hämmern, und belagerten nun das Gefängnis. Einige saßen auf den Dächern der Droschken, an denen noch das Blut der massakrierten Priester klebte. Auf der Straße lagen die zerstückelten und zu Tode getrampelten Opfer.
    Drinnen hatten vor beinahe einer Stunde die Prozesse begonnen. Ein paar der kräftigeren Männer schoben ihre Mitstreiter auf die hohen Mauern des Gefängnishofs. Dort schlugen sie die Eisenspitzen aus den Steinen, um sie als Waffe zu benutzen. Dann sprangen sie in den Hof hinunter.
    Ein Mann kletterte auf die Schultern eines anderen und schrie: „Öffnet das Tor, Bürger! Heute muß ein Tag der Gerechtigkeit sein!“
Die Menge jubelte, als der Riegel innen zurückgeschoben wurde und die massiven Holzflügel sich öffneten. Die Leute stürmten durch das Tor in den Gefängnishof.
Aber Soldaten mit Musketen trieben die Menge zurück auf die Straße, und das Tor wurde wieder geschlossen. Mireille und die anderen warteten jetzt auf die Berichte der Männer, die auf der Mauer saßen, die farcenhaften Prozesse verfolgten und denen die Hinrichtungen schilderten, die wie Mireille unten warteten.
Mireille hatte ebenfalls an das Gefängnistor gehämmert und wie die Männer versucht, auf die Mauer zu klettern, aber ohne Erfolg. Nun wartete sie erschöpft neben dem Tor und hoffte, es werde sich - wenn auch nur kurz - noch einmal öffnen, damit sie hindurchkonnte.
Ihr Wunsch ging schließlich in Erfüllung. Um vier Uhr sah Mireille plötzlich eine offene Kutsche auf der Straße. Das Pferd wich vorsichtig den überall herumliegenden Leichen aus. Die Frauen auf den eroberten Gefängniswagen jubelten, als sie den Mann in der Kutsche sahen. Auf der Straße wurde es wieder lebendig. Die Männer sprangen von der Mauer, und die zerlumpten Weiber umringten die Kutsche. Mireille sprang auf. Es war David.
„Onkel! Onkel!“ rief sie und drängte sich durch die Menge, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Als David sie entdeckte, wurde sein Gesicht ernst. Er verließ die Kutsche und eilte auf sie zu, um sie zu umarmen.
„Mireille!" sagte er, während die Umstehenden sich um sie drängten, David auf die Schulter klopften und ihn mit Jubel und Beifall begrüßten. „Was ist geschehen? Wo ist Valentine?" fragte er voll Entsetzen, als er sie in den Armen hielt und Mireille hemmungslos schluchzte.
„Sie ist im Gefängnis“, stieß Mireille hervor. „Wir wollten hier eine Freundin treffen... wir... ich weiß nicht, was geschehen ist, Onkel. Vielleicht ist es zu spät.“
„Komm schnell“, sagte David, legte ihr den Arm um die Schulter und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge. Er nickte einigen Männern zu, die er kannte, und drückte ihnen die Hand, und sie wichen zurück, um ihm Platz zu machen.
„Öffnet das Tor!“ rief ein Mann auf der Mauer in den Hof. „Bürger David ist hier! Der Maler David steht draußen!“
Es dauerte nicht lange, bis einer der schweren Torflügel sich öffnete. Die Menge schob und drängte vorwärts, und sie wurden mit etlichen anderen durch das Tor gestoßen. Dann schloß man es wieder mit Gewalt.
Der Gefängnishof war in Blut getaucht. Auf einer kleinen Grasfläche, dem ehemaligen Klostergarten, hielt man einen Priester fest. Sein Kopf lag rückwärts auf einem Holzblock. Ein Soldat in einer blutigen Uniform versuchte ungeschickt, dem Priester mit dem Säbel den Kopf abzuschlagen. Der Priester war noch nicht tot. Nach jedem vergeblichen Versuch richtete er sich wieder auf, Blut schoß aus den Wunden an seinem Hals. Sein Mund stand offen in einem stummen Schrei.
Überall im Hof liefen Leute umher und stiegen über die mißhandelten Leiber, die in grauenhaft verzerrten Stellungen am Boden lagen. Man konnte

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