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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Also...“
„Wenn ich es Ihnen sage“, stieß Mireille hastig hervor und warf wieder einen Blick auf Valentine, „werden Sie dann meine Cousine freilassen?“
„Ich muß die Figuren haben!“ rief er und sah sie mit wilden, kalten Augen an. Das sind die Augen eines Verrückten, durchzuckte es Mireille. Innerlich schrak sie vor ihm zurück, aber sie erwiderte ruhig seinen Blick.
„Wenn Sie sie freilassen, werde ich Ihnen sagen, wo die Figuren sind.“
„Sag es!“ sehne er.
Mireille spürte den stinkenden Atem auf ihrem Gesicht, als er sich vorbeugte. David neben ihr stöhnte, aber sie beachtete ihn nicht. Sie holte tief Luft, bat Valentine um Vergebung und sagte langsam: „Sie sind im Garten hinter dem Atelier unseres Onkels vergraben.“
„Aha!“ rief er. In seinen Augen brannte ein unmenschliches Feuer, als er aufsprang und über den Tisch hinweg drohend zu Mireille sagte: „Du wirst mich doch wohl nicht belügen! Denn wenn du es tust, werde ich dich bis in den fernsten Winkel der Welt verfolgen. Ich muß diese Figuren haben!“
„Monsieur, was denken Sie“, rief Mireille, „ich habe die Wahrheit gesagt.“
„Dann glaube ich dir“, erklärte er. Er hob die Hand, blickte über den Hof, wo die beiden Männer Valentine noch immer auf die Erde drückten und seinen Befehl erwarteten. Mireille blickte auf das schreckliche, unbeschreiblich entstellte Gesicht und wußte, sie würde es nie, nie mehr vergessen.
„Wer sind Sie?“ fragte sie ihn. Der Haß in seinen Augen ließ sie erstarren.
„Ich bin der Zorn des Volkes“, flüsterte er. „Der Adel wird fallen, der Klerus wird fallen, und die Bourgeoisie wird fallen. Wir werden sie unter unseren Füßen zertrampeln. Ich spucke auf euch alle, denn das Leid, das ihr verursacht habt, muß auf euch zurückfallen. Und wenn der Himmel einstürzt, ich werde das Montglane-Schachspiel bekommen! Es wird mir gehören! Wenn ich es dort nicht finde, wo du sagst, werde ich dich verfolgen - und du wirst für deine Lüge bezahlen!“
Seine giftige Stimme widerhallte in Mireilles Ohren.
„Fortfahren mit der Hinrichtung!“ rief er, und die Menge stimmte sofort in lauten Jubel ein. „Tod! Das Urteil lautet: TOD!“
„Nein!“ schrie Mireille. Ein Soldat wollte sie festhalten, aber sie riß sich los. In wilder Panik rannte sie über den Hof. Durch ein Meer brüllender Gesichter sah sie, wie die blitzende Doppelaxt sich über Valentines hingestreckten Körper hob.
Mireille stürmte durch die Menge, die sich um das grausige Schauspiel versammelt hatte, um die Hinrichtung aus nächster Nahe zu sehen. Mit einem Sprung warf sie sich über Valentine, gerade als die Axt fiel.

NEW YORK März 1973
    Am Mittwoch saß ich am späten Nachmittag in einem Taxi und fuhr quer durch die Stadt, um mich mit Lily Rad im Gotham Book Mart, einer Buchhandlung, die ich nicht kannte, zu treffen.
    Am Dienstag nachmittag hatte Nim mich zurückgebracht und mir gezeigt, wie ich meine Apartmenttür so sichern konnte, daß ich sofort wußte, ob jemand in meiner Abwesenheit in der Wohnung gewesen war. Als Vorbereitung auf die Reise nach Algier hatte er mir auch eine Telefonnummer gegeben, mit der ich jederzeit sein Computerzentrum anwählen konnte. (Ein beachtliches Zugeständnis für einen Mann, der selbst wenig von Telefonen hielt!)
    Nim kannte in Algerien eine Frau namens Minnie Renselaas, die Witwe des verstorbenen holländischen Konsuls in Algerien. Die Frau war offenbar wohlhabend, besaß gute Verbindungen und konnte mir helfen, alles in Erfahrung zu bringen, was ich wissen mußte. Mit dieser Information in der Hand erklärte ich mich widerwillig bereit, LIewellyn anzubieten, die Figuren des Montglane-Schachspiels für ihn ausfindig zu machen. Es war mir nicht wohl dabei, denn es war eine Lüge. Aber nur wenn ich das verdammte Schachspiel fand, davon hatte Nim mich überzeugt, würde ich wieder Ruhe haben, von einem längeren Leben ganz zu schweigen.
    Aber seit drei Tagen machte ich mir weniger Gedanken um mein Leben oder um das (möglicherweise nicht existierende) Schachspiel. Ich machte mir Gedanken um Saul. In den Zeitungen war sein Mord nicht gemeldet worden.
    In der Dienstagsausgabe gab es drei Artikel über die UNO, aber sie beschäftigten sich alle mit dem Hunger auf der Welt oder dem Vietnamkrieg. Nicht der geringste Hinweis auf eine Leiche, die man auf einem Steinblock gefunden hatte. Wer weiß, vielleicht wurde der Meditationsraum von der Putzkolonne nie betreten. Aber es war schon sehr

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