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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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und zeigte Granny seinen neuen Nintendo. Als Geburtstagsgeschenk überreichte er ihr eine kleine Pflanze für ihr Hotelzimmer. »Danke, mein Schatz«, sagte Pearl und hielt sie fest, als wäre sie aus reinem Gold. »Wie hübsch sie ist!«
    Auf dem Rückweg in unsere Hotels ging mir etwas auf, was mir wohl nie bewusst geworden wäre, wenn wir nicht aus unseren Wohnungen vertrieben worden wären: Nicht ein Ort macht das Zuhause aus, sondern die Menschen, die man ins Herz geschlossen hat.
    Granny und ich waren zwar noch immer nicht zu Hause, doch wir waren am Leben und wieder vereint.

20
    Eine Geisterstadt
    B is Ende Oktober lebten Katie, Granny und ich in Hotels, entwurzelt von den Terrorangriffen. Doch dann konnten wir endlich wieder nach Hause, auch wenn sich unsere Welt erbarmungslos verändert hatte.
    Ende September hatte ich wie viele andere Bewohner von Battery Park City die Erlaubnis erhalten, in Begleitung der National Guard kurz in meine Wohnung zu gehen, um ein paar wichtige Dinge herauszuholen. Doch dieser Blitzbesuch blieb mir nur verschwommen in Erinnerung.
    Uns waren exakt fünfzehn Minuten zugestanden worden. »Das ist ein Tatort«, erklärte man uns. »Wer Fotos macht, wird verhaftet.«
    Ich eilte in meine Wohnung und packte rasch ein paar Kleidungsstücke, mein Scheckheft und Unterlagen, die ich für meine Artikel brauchte. Dann sperrte ich die Tür wieder zu und verließ das Gebäude. Ich war richtig erleichtert, als ich zurück ins Hotel kam.
    Doch bevor ich unser Viertel verließ, fielen mir zwei Kühllaster auf, die in der Nähe unseres Gebäudes parkten. Als ich einen der Männer von der National Guard danach fragte, sagte er mir, dass darin die menschlichen Überreste aufbewahrt wurden, die man im Katastrophengebiet gefunden hatte.
    Und jetzt, etliche Wochen später, standen die Laster immer noch da – eine morbide Mahnung, dass die Aufräumarbeiten noch lange nicht zu Ende waren.
    An diesem Tag nahm ich die Umgebung wieder richtig wahr, und der Anblick war wirklich traurig.
    Es war kaum zu glauben, dass nur sieben Wochen zuvor die Zwillingstürme mit ihren einhundertzehn Etagen in der Morgensonne geglänzt hatten – Wirtschaftszentren, die das Bild der Stadt geprägt hatten.
    Jetzt war der Himmel leer. Nur noch Ruinen waren zu sehen, der Boden war bedeckt von verbogenen Metallteilen und Schutt, und Heerscharen von Menschen räumten rund um die Uhr auf. Nicht zu sehen waren die Körperteile, die noch unter den Trümmern begraben lagen.
    Als wir uns unserer Wohnanlage näherten, steckte Katie die Schnauze aus dem Taxifenster und schnupperte neugierig die seltsamen neuen Gerüche. Die Straßen waren gespenstisch leer. In der Luft hing noch immer der beißende Gestank von Asche und Ruß.
    Aus späteren Berichten ging hervor, dass die Luft an unserem Ankunftstag noch immer mit Asbest und Zementstaub verpestet war. Doch Katie wedelte heftig mit dem Schwanz: Sie wusste, dass sie jetzt wieder zu Hause war – obwohl nichts mehr war wie früher.
    Der anhaltende Schock und die Angst waren deutlich spürbar. Die Autos mussten Kontrollpunkte passieren, in den Kofferräumen wurde nach Bomben gesucht, Schäferhunde beschnüffelten jedes Paket und jeden Rucksack. Das Viertel war zum Kriegsgebiet geworden, die Bewohner wirkten verstört wie Flüchtlinge, mit ausdruckslosen oder verwirrten Mienen. Niemand lächelte.
    Hinter unserer kreisförmigen Zufahrt sah ich berittene Polizisten, die ihre Pferde um Schutthaufen herumlenkten und die provisorischen, oberirdisch verlegten Telefon- und Stromkabel bewachten. Auf dem einst tadellos gepflegten Rasen am Ufer des Hudson standen mobile Toiletten und hastig errichtete Notfalltelefone.
    Unheil verkündend patrouillierten waffenstarrende Polizeiboote den Hudson, und am Himmel kreisten Hubschrauber der Luftwaffe. Als ich die knatternden Hubschrauberrotoren hörte, fragte ich mich, ob wir nicht zu früh heimgekehrt waren – oder ob wir überhaupt hätten heimkehren sollen.
    Auf dem Weg zu unserem Haus besorgte ich in unserem Drugstore noch ein paar Vorräte. Katie stibitzte wie üblich einen Schokoriegel, der sich in ihrer Reichweite befand. Ich nahm ihn ihr ab und befahl streng: »Nein!« Geknickt senkte sie den Blick, blieb jedoch stur stehen, um es noch einmal zu versuchen.
    Als ich auf der nahezu leeren Straße nach Hause lief – es waren keine Hunde zu sehen, es herrschte kaum Verkehr, es war fast keine Menschenseele unterwegs –, kam mir unser einst so

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