Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
herzustellen.
Betty war nicht nur Katie, sondern auch mir immer eine echte Freundin gewesen. Sie wusste stets einen Rat für mich, ob es das Fressen für Hundesenioren betraf oder das beste Reinigungsspray, wenn mal etwas danebengegangen war.
Ich weiß noch gut, wie geduldig Katie an jenem Tag die Prozedur über sich ergehen ließ. Sie schloss die Augen, als Betty sie in der Badewanne einseifte und kräftig rubbelte. Schwarzes Wasser strömte aus ihrem Fell. Schließlich duschte Betty sie ab, und Katie drehte sich im Kreis wie in einer Autowaschanlage und hielt dem Wasserdruck stand. Zum Schluss hob sie wie üblich gehorsam eine Pfote nach der anderen, während Betty ihr die Krallen kürzte und die Beinfahnen in Form brachte.
Als Betty fertig war, stand Katie wieder in ihrer alten Pracht da – wunderbar sauber, das blonde Fell so leuchtend, dass es fast irreal wirkte. Betty gab ihr einen kleinen Klaps aufs Hinterteil, das Zeichen, dass sie fertig war, und Katie trabte erleichtert aus ihrer Reichweite in die Küche, um sich eine Belohnung abzuholen.
21
Granny in der Notaufnahme
A n Thanksgiving 2001 hatten wir viel, für das wir dankbar sein konnten. Pearl und ich verbrachten den Feiertag mit Ryan und John bei einem Festmahl im Marriott Hotel gegenüber unserer Anlage. All you can eat für 24,95 Dollar, ein Superpreis. Lächelnd hob Pearl die Coupons hoch, damit wir sie alle sehen konnten.
An jenem Nachmittag erinnerte sich die Älteste, die Matriarchin unserer kleinen Gruppe, an die Zeiten, als ihre Mutter noch den Truthahn für Thanksgiving gebraten hatte. Wie sie uns verriet, bestand ihr Geheimnis für eine knusprige Haut darin, sie mit Salz einzureiben.
Sie gab Peter ihr Rezept für eine Maronifüllung, und Ryan aß eine Mahlzeit, die locker für zwei gereicht hätte.
Allmählich normalisierte sich das Leben wieder, und auch Pearls alte Freundinnen kehrten in unser Viertel zurück. Meine Nachbarin von gegenüber, Freda, begrüßte Katie sehr förmlich, und Katie sprang nicht an ihr hoch. Pearls Freundinnen aus unserem Gebäude – Ruth, Bea, Sally, Sylvia und Georgie – tranken wieder gemeinsam mit ihr Tee.
Ebenso wichtig für Pearl war, dass sich ihre neue Freundin Lee um sie kümmerte. Sie begleitete sie zum Friseur, ging mit ihr zum Mittagessen oder spazieren und schaute auch sonst oft bei ihr vorbei. Häufig sprachen sie über den ersten unvergesslichen Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten.
Obwohl sich Granny über all das freute, vor allem aber über Ryan, wenn sie ihn sah und er ihr von seiner Schule und seinen neuen Freunden berichtete, war ihr Energiepegel niedrig.
Eine Woche nach Thanksgiving bekam sie schlimme Bauchschmerzen und klagte, dass sie völlig verstopft sei. Sie musste dringend einen Arzt aufsuchen.
Ich wollte sie begleiten, doch sie wehrte ab. »Ich schaffe das schon«, beharrte sie und schleppte sich allein zum Bus.
Zwei Stunden später rief mich der Arzt an und erklärte mir, dass er Pearl ins Krankenhaus hatte einweisen müssen. Sie war direkt von seiner Praxis ins Downtown Hospital gebracht worden, das in der Nähe von Battery Park City lag. Offenbar war ihr Dickdarm aufgrund einer Entzündung blockiert und musste sofort operiert werden.
»Älteste, älteste Granny!«, rief ich und nahm ihre Hand, als ich in die Notaufnahme kam. Ich musste an die Zeit denken, als sie nach meinem Fahrradunfall nach mir geschaut hatte. »Was, in aller Welt, hast du an einem solchen Ort zu suchen?«
»Ich tue alles für ein kleines Nickerchen.«
»Jedenfalls siehst du weit besser aus als ich damals, als ich im Krankenhaus lag.«
»Das heißt nicht viel«, konterte sie ironisch wie immer. »Und jetzt holst du mich hier raus.«
»Nicht ganz so schnell, Grannsibel. Hier kommen sie ja schon«, sagte ich und machte Platz für eine Krankenschwester, die Pearl für die Operation vorbereiten wollte.
Kurz darauf wurde sie in den Operationssaal gerollt. »Bald geht’s dir wieder gut, Älteste«, sagte ich und drückte ihre Hand. »Ich werde hier sein, wenn du rauskommst. Und ich werde Lee mitbringen.«
»Das ist schön«, sagte sie und erwiderte meinen Händedruck. Dann schlossen sich die Türen hinter ihr.
Doch nach der Operation war Pearl sehr schwach und kämpfte gegen eine Lungenentzündung. Sie konnte nicht selbstständig atmen und musste auf die Intensivstation verlegt werden. Dort wurde sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen und sediert. Lee und ich besuchten sie jeden Tag.
Ihr
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