Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
weiteren Polstersessel Platz zu nehmen. Diese Leute hatten anständige Büromöbel, das musste man ihnen lassen. Auf seinem Schreibtisch erschien ein Becher mit Kaffee, den er in beide Hände nahm.
»Wir müssen noch ein bisschen Papierkram erledigen ein paar Formulare fürs Finanzamt, für die Krankenkasse und so weiter. Anschließend machen wir dann eine Führung, damit Sie eine bessere Vorstellung davon bekommen, wie das hier alles funktioniert. Danach bringe ich Sie dann in Ihr Büro.«
Ich nickte, während ich noch zu verarbeiten versuchte, dass er die Funktionsweise einer Zauberfirma in einem Atemzug mit Steuerformularen genannt hatte. »Sie sind beim Finanzamt registriert?«
»Natürlich. Das Finanzamt hat seine eigenen Zauberer, und die lassen uns nichts durchgehen.« Da ich noch gar nicht darüber spekuliert hatte, ob ich vielleicht keine Steuern zahlen müsste, enttäuschte mich diese Auskunft nicht allzu sehr. Aber Steuern und Magie wollten in meinem Kopf trotzdem nicht so recht zusammengehen. Und die Vorstellung, dass das Finanzamt Zauberer beschäftigte, brachte mich noch mehr aus der Fassung.
Er ließ mich die Formulare ausfüllen und überreichte mir dann eine Broschüre über die Krankenversicherung. »Werfen Sie da später einen Blick rein und geben die ausgefüllten Formulare dann Isabel«, instruierte er mich. Dann grinste er, öffnete eine Schreibtischschublade und zog etwas heraus. »Und hier ist Ihre Dauerkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel.«
Ich nahm sie und steckte sie in meine Handtasche. Jetzt konnte ich mich frei in der Stadt bewegen, ohne darüber nachzudenken, ob auf meiner Mehrfahrtenkarte noch etwas übrig war. Das war fast so gut, als hätte ich wieder mein eigenes Auto. Es aufzugeben war eine der größten Umstellungen für mich gewesen, als ich von Texas nach New York zog.
Rod lehnte sich in seinem Sessel zurück und sagte: »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
»Zu was denn?«
»Ganz egal.«
»Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.«
»Dann lassen Sie uns erst einmal unsere Tour machen. Sie können Ihre Sachen hier liegen lassen.«
Ich folgte ihm durch das Vorzimmer in den Flur hinaus. Im Gehen erklärte er: »Wir machen hier alles, von der Forschung über die Entwicklung und Erprobung neuer Zauberformeln bis zu ihrem Vertrieb und ihrer Überwachung.«
Ich musste mir schwer Mühe geben, um noch mitzukommen, auch wenn die Anstrengung eher geistiger als körperlicher Natur war. »Wie vertreiben Sie denn Ihre Zauberformeln?«, fragte ich. »Oder anders ausgedrückt: Wie verdienen Sie damit Geld?«
»Wir bieten sie natürlich in Zauberläden an, aber auch bei anderen Abnehmern aus dem Einzelhandel.«
Ich blieb stehen. »In Zauberläden? Sie meinen diese Läden, in denen man Kartenkunststücke und Zylinderhüte kaufen kann?«
Er hob eine Augenbraue. »Sind Sie schon einmal in einem gewesen?«
»Nein. Ich hab mich noch nie im Geringsten für Zauberei interessiert, um ehrlich zu sein.«
»Das leuchtet mir ein. Sie sehen statt der Illusion die Realität, sodass es Ihnen keinen Spaß bereitet. Aber Sie wären überrascht, was Sie in einem Zauberladen alles finden können. Die Requisiten sind für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt. Aber wenn man weiß, wonach man sucht, bekommt man jede Zauberformel, die man braucht. Die meisten Menschen, die wegen irgendwelcher gezinkten Karten dorthin gehen, sehen die Zauberformeln nur nicht.«
»Nicht dass diese Formeln mir irgendetwas nützen würden«, grummelte ich.
»Aber sie können auch nicht gegen Sie verwandt werden. Obwohl ohnehin keine unserer Zauberformeln dazu benutzt werden kann, anderen Schaden zuzufügen. Allenfalls kleinere Unannehmlichkeiten. Wir haben eine sehr strenge Qualitätskontrolle.«
»Also kann man einfach in einen Laden gehen und eine Zauberformel kaufen? Wie bezahlt man so etwas denn?«
»Unsere Preise richten sich danach, wie viel wir in die Entwicklung der Formel investiert haben, wie groß ihr Nutzen ist und wie viele Leute sie brauchen können. Eine einfache Zauberformel für den täglichen Gebrauch, mit der man sein Leben etwas einfacher gestalten kann, kostet so ungefähr zwanzig Dollar. Eine komplexere, auf einen besonderen Zweck abgestimmte Formel geht eher in die Hunderte. Wir übernehmen auch Auftragsarbeiten, aber normalerweise arbeiten wir mehr für Unternehmen als für Einzelpersonen.«
»Dollar?«
»Natürlich. Was dachten Sie denn?
Weitere Kostenlose Bücher