Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
vor. Denn erstens gehöre ich nicht zu den Frauen, derentwegen Männer eifersüchtig werden. Um mich hat sich noch nie jemand geprügelt. Zum anderen hatte Owen ja gar nichts gesagt oder getan, das Rods Eifersucht hätte erregen können. Wahrscheinlich bildete ich mir das alles nur ein.
Eine Sekunde später kam Owen hinter uns her: »Oh, fast hätte ich’s vergessen. Mr. Mervyn möchte Katie sehen, wenn ihr mit der Tour fertig seid. Danach hat er für den Mittag ein Meeting der üblichen Verdächtigen anberaumt.«
Rod stöhnte auf. »Dann hätte er mich ja auch mal vorwarnen können. Schließlich können wir nicht alle in die Zukunft sehen. Gut, dass ich um diese Zeit keinen Termin habe.«
»Er hat letzte Woche, wie üblich, alle Terminkalender frei gemacht.«
Während Rod mich aus der Abteilung herausführte, rätselte ich noch eine Weile über diesen Wortwechsel. Als wir durch den Flur gingen, fiel mir auf, dass alle Frauen Rod mit einem Lächeln bedachten und ihn auffordernd ansahen. Ich wünschte mir, ich könnte sehen, was sie sahen. Er erwiderte ihr Lächeln, doch, wie es aussah, eher aus Gewohnheit denn aus echtem Interesse. Offenbar war er noch immer über das verstimmt, was Owen gesagt hatte.
Schließlich brachte ich den Mut auf zu fragen: »Was hatte denn das zu bedeuten?«
Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Das war nur ein internes Gerangel. Der Chef umgibt sich mit einer kleinen Gruppe von Leuten, denen er absolut vertraut und auf die er sich verlässt. Ich bewege mich am Rand dieser Gruppe. Er bezieht mich zwar häufig mit ein, aber er nimmt nie direkt mit mir Kontakt auf. Immer nur über andere, meistens über Owen.«
Aha, das erklärte die Eifersucht. Es ging nicht um mich, es ging um die Arbeit. »Die Personalabteilung sitzt doch immer zwischen den Stühlen«, sagte ich. »Sogar in Firmen, die nicht der magischen Welt angehören. Sie ist zwar wichtig, weil es sonst gar keine Angestellten gäbe, aber diese Abteilung bringt nie einen direkten Profit und wird aus diesem Grund häufig von der Firmenleitung vergessen.«
Seine Laune besserte sich sichtlich. »Tatsächlich?«
»Ja, wirklich. Die Aufmerksamkeit bekommen die Leute, die das Geld reinbringen. Mit dem Marketing ist es genau dasselbe. Wenn man kein Marketing hätte, würde man nichts verkaufen, aber weil diese Abteilung keinen eigenen Gewinn macht, wird sie ignoriert und ihr Budget als Erstes gekürzt, wenn das Geld knapp wird.«
»Dass Owen auf größere Aufgaben vorbereitet wird, während ich nie über das hinauskommen werde, was ich gerade tue, macht es für mich auch nicht leichter. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe meinen Job. Aber ich weiß einfach, dass ich diese Firma niemals leiten werde, Owen jedoch eines Tages schon. Und er wird seine Aufgabe gut machen.«
»Er braucht nur ein wenig mehr Selbstvertrauen.«
Rod schüttelte den Kopf. »Nein, für ihn ist es besser so, wie es ist. Ich glaube sogar, dass sie ihm absichtlich beigebracht haben, schüchtern zu sein. Bei all der Macht, die er besitzt, möchte man nicht, dass er auch noch verwegen ist.«
Mir lief ein Schauder über den Rücken. Doch bevor ich Rod weitere Fragen stellen konnte, kamen wir an eine andere Tür. »Das hier ist die Abteilung Prophetien und Verluste«, sagte er und öffnete die Tür.
»Profite und Verluste?«, fragte ich. Das klang eher wie eine Tabellenkalkulation als wie eine Abteilung.
»Nein, Prophetien und Verluste. Hier werden Markttrends vorhergesagt, und es wird Dingen nachgespürt, die verschwunden zu sein scheinen.«
»Wie Elvis!«, witzelte ich.
»Genau!« Er klang nicht so, als würde er scherzen. Er führte mich in die Büroräume, die geschmückt waren wie ein Zigeunerzelt auf einem altmodischen Jahrmarkt. »Hallo!«, begrüßte er die verträumt aussehende Truppe, die ringsumher auf Samtkissen saß. »Das hier ist Katie, die Neue in der Verifizierungsabteilung.«
Eine elegante Frau schaute zu mir hoch. Sie sah aus, als wäre sie soeben einer Modezeitschrift entsprungen – und zwar einer aus dem nächsten Jahr; zumindest konnte ich mir vorstellen, dass die Mode im nächsten Herbst so aussehen würde, wenn ich die aktuellen Trends weiterdachte. »Fahren Sie heute Abend mit dem Bus nach Hause«, sagte sie.
Ich sah sie erstaunt an. »Was? Oh, ja, klar. Danke. Nett, Sie kennen zu lernen.« Ich bin sicher, dass diese Warnung wichtig war, aber hätte sie mir nicht auch verraten können, wie lang die Röcke werden? Ich hasse es,
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