Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
aufs College gegangen, um Betriebswirtschaft zu studieren, damit ich auch wirklich wusste, was ich da tat. Danach bin ich nach Hause zurück, um dort den Laden auf Vordermann zu bringen. Alle meine Freundinnen aus der Schule sind damals nach New York gegangen. Das hatten sie auch schon lange vorgehabt. Sie dachten, dass das der beste Zeitpunkt dafür war, bevor sie irgendwo eine Familie gründen. Aber ich wusste, dass meine Eltern mich brauchten.«
»Sie sind eine sehr pflichtbewusste Tochter«, sagte er und nickte ernst.
»Na ja, geht so. Letztes Jahr hat eine meiner Freundinnen geheiratet, sodass in ihrer Wohnung ein Platz frei wurde. Ich bin zur Hochzeit angereist, und da haben sie mich überredet, gleich ganz hierher zu ziehen. Meine Eltern fanden das nicht gerade toll, aber ich hatte ihnen alles so hergerichtet, dass sie den Betrieb auch allein weiterführen konnten. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es meine letzte Chance war, mal rauszukommen und wirklich etwas für mich zu machen. Also hab ich’s getan. Und hier bin ich.«
»Das war sicher eine Umstellung für Sie.«
»O ja, das kann man wohl sagen. Dass das für mich ein Kulturschock werden würde, war mir ja schon klar gewesen. Aber dann hab ich auch noch dauernd diese verrückten Sachen gesehen. Um ehrlich zu sein, redete ich mir irgendwann ein, das wäre in New York normal. Da außer mir keiner diese Verrücktheiten wahrzunehmen schien, dachte ich, mir fielen sie nur deshalb auf, weil ich eben noch immer ein richtiges Landei bin.«
»Nein, Sie haben lediglich eine sehr besondere Sichtweise auf die Dinge. Bewahren Sie sich das, Katie. Wie gefällt es Ihnen denn in New York?«
»Ganz toll. Manchmal bekomme ich Heimweh, aber ich fühle mich hier so lebendig. Hier passiert immer so viel, und irgendwie wirkt mein Leben dadurch erfüllter. Ich habe das Gefühl, jeder Tag ist mit viel mehr Leben gefüllt, als das zu Hause jemals möglich wäre.«
»Und Sie finden New York nicht beängstigend und laut?«
»Laut schon, aber beängstigend eigentlich nicht.«
Er schenkte mir ein Lächeln, das mich an Owen erinnerte, wenn er schüchtern war, und sagte leise: »Ich finde es manchmal beängstigend. Es fiel mir schwer, mich hier einzugewöhnen, trotz der Zauberformeln, die Owen für mich angefertigt hat.«
»Sie brauchen einfach jemanden, der Ihnen alles zeigt und dafür sorgt, dass Sie sich hier einleben.«
Er nickte. »Das ist ein sehr weiser Vorschlag, Katie Chandler.«
Auch wenn das wahrscheinlich als Einschleimen beim Chef eingestuft werden würde, holte ich tief Luft und sagte: »Wenn Sie mögen, könnte ich Sie ein bisschen herumführen. Vielleicht können wir ja mal zusammen Mittag essen und dann spazieren gehen.«
Er sah ehrlich erfreut aus. »Ja, das würde mir gefallen. Wir sind jetzt zum Lunch verabredet. Sie müssen noch den Rest der Geschäftsleitung kennen lernen.«
Langsam bekam ich den Eindruck, dass das nicht nur das übliche Blabla gewesen war, als sie mir beim Vorstellungsgespräch erklärt hatten, ich sei wichtig für die Firma. Bei meinem letzten Job war ich meinen direkten Kollegen vorgestellt worden und damit hatte es sich. Doch hier wurde ich jedem vorgestellt, nur meinen Kollegen nicht. Vielleicht hing das damit zusammen, dass ich erst lernen musste, wie die Zauberei funktionierte und was die Firma eigentlich machte. Wenn ich ihnen dabei helfen sollte herauszufinden, was echt war und was nicht, brauchte ich dieses Wissen. Trotzdem war es seltsam.
Er stand auf und reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen. Dann schob er meinen Arm unter seinen und geleitete mich aus dem Büro. Wir fuhren mit der spiralförmigen Rolltreppe abwärts – und er wirkte geschmeichelt, als ich ihm Komplimente für seine Erfindung machte. Anschließend gingen wir eine weitere Treppe hinunter und weitere Gänge entlang, bis wir wieder zu dem großen Saal kamen, wo das Vorstellungsgespräch stattgefunden hatte. Ich würde mir einen Navigator zulegen müssen, wenn ich mich in diesem Gebäude zurechtfinden wollte.
Dieselben Leute, die auch beim Vorstellungsgespräch gewesen waren, saßen um den Tisch versammelt. Vor jedem Sitzplatz stand ein leeres Gedeck. Mr. Mervyn ließ mich zu seiner Linken Platz nehmen. Owen saß zu seiner Rechten. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Essen auf den Tellern, und während alle aßen, stellte Mr. Mervyn mich vor. Ich führte abwechselnd die Gabel zum Mund und beantwortete Fragen zu meiner Person. Das war anstrengender
Weitere Kostenlose Bücher