Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
brauchst.«
»Oh, ich weiß nicht, ob ich wirklich alles habe, was ich brauche«, sagte sie mit einem anzüglichen Unterton, »aber was Zauberformeln angeht, bin ich bestens versorgt. Der, mit dem man die U-Bahn herbeizitieren kann, geht besonders gut. Von dem brauche ich bestimmt bald Nachschub.«
Während die beiden sich unterhielten, sah ich mich in dem Geschäft nach Dingen um, die nicht in einen Geschenkartikelladen zu gehören schienen. Aber alles wirkte völlig normal. Es gab dort hauptsächlich Katzen aus Keramik und Kerzenhalter in der Form von Engeln. Kaum waren Selwyn und ich wieder draußen, entrollte er den Teppich, und wir stiegen auf, um zurück ins Büro zu fliegen.
»Werden Sie wirklich so häufig hintergangen, oder sind Sie alle einfach von Natur aus paranoid?«, platzte ich heraus.
»Es passiert häufig genug, um solche Sicherheitsmaßnahmen angeraten erscheinen zu lassen.«
»Obwohl bei Ihnen diese Verordnung existiert, nach der niemand einem anderen Schaden zufügen darf, gibt es also immer Leute aus der Zauberwelt, die austesten, wie weit sie gehen können?«
Er richtete einen seiner Finger wie eine Pistole auf mich. »Bingo. Sonst würde es doch auch gar keinen Spaß machen, diese Kräfte zu besitzen.«
Ich musste zugeben, dass da was dran war. Was würde ich wohl machen, wenn ich magische Kräfte besäße? Vielleicht wäre ich versucht, das Ablaufdatum auf einem Lebensmitteletikett zu ändern oder am Bankcomputer herumzupfuschen, damit sich mein Konto nicht so schnell leerte. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte jemand anders in einen Frosch verwandeln – Mimi zum Beispiel – oder eingebildeten Mädels, die gut bei den Jungs ankamen, eine schlimme Akne an den Hals hexen. Aber das fiel wahrscheinlich bereits unter die Kategorie »Jemandem Schaden zufügen«. Dieser Gedanke ließ mich zusammenzucken. War ich ein schlechter Mensch, weil das Erste, was mir in diesem Zusammenhang einfiel, gleich darauf abzielte, anderen zu schaden? Vielleicht zählte es ja nicht, wenn es einfach ein Schabernack war, der lediglich vorübergehend Wirkung zeigte, wie eine Illusion, die nach ein paar Stunden wieder verschwand.
Andererseits fiel mir da nicht viel ein. Und selbst wenn ich mit irgendetwas durchkäme, würde mein Gewissen mir keine Ruhe lassen. Damit ich ruhig schlafen konnte, würde ich wahrscheinlich sogar zurück in den Lebensmittelladen laufen und die dreißig Cents nachzahlen, die sie mir wegen des abgelaufenen Datums erlassen hätten. Leider wusste ich, dass es viel zu viele Leute gab, die immer nach einer Möglichkeit suchten, das System zu unterlaufen. Warum sollte es bei Leuten, die über magische Kräfte verfügten, anders sein? Das Ausmaß der Paranoia war ganz gewiss kein gutes Zeichen. Denn die Erfahrung lehrt, dass besonders vorsichtige Leute deshalb so misstrauisch sind, weil sie wissen, was sie anderen antun würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten.
Bis wir wieder im Büro ankamen, war Mittagszeit. Ich nahm meinen Lunch aus dem Kühlschrank und aß beim Lesen, wobei ich darauf achtete, dass keine Krümel auf Owens Bücher fielen. Die Camelot-Geschichte faszinierte mich. Ich hatte schon viele verschiedene Varianten der Artus-Legende gesehen, aber diese war anders. Es war angeblich eher eine Darstellung historischer Ereignisse als eine Legende, und statt um die Heldentaten von König Artus und seinen Rittern kreiste sie mehr um die Aktivitäten von Merlin, dem Zauberer des Königs.
Während Artus seine Tafelrunde formierte, gründete Merlin seine eigene Gesellschaft, eine Zaubererorganisation, die sich der Verbesserung und Kontrolle ihrer Kunstfertigkeit verschrieb. Eine Fußnote wies daraufhin, dass sie den Ausgangspunkt dessen bildete, was heutzutage als die Manhattan Magic & Illusions, Inc. bekannt war. Wie cool! Wenn man bedachte, dass ich in einer Firma arbeitete, die von Merlin höchstpersönlich gegründet worden war.
Nach dieser Entdeckung beschloss ich, die Geschichte der Magie erst einmal beiseite zu legen und stattdessen die Firmengeschichte zu lesen, die Owen mir mitgeschickt hatte. Ich wählte das Kapitel aus, das von der Zeit Merlins handelte. Dort stand, Merlin wäre, nachdem er die Organisation ins Leben gerufen hatte, in eine Höhle aus Kristall gegangen und dort in einen tiefen Schlaf gefallen. Was als eine Art Ruhestand betrachtet wurde. Er sollte erst dann wieder aufgeweckt werden, wenn Artus zurückkehrte, um Britannien siegreich in die Schlacht zu
Weitere Kostenlose Bücher