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Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu

Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu

Titel: Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shanna Swendson
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führen, oder wenn die Organisation, die er gegründet hatte, ihn dringend brauchte.
    Das erinnerte mich an etwas. Es war doch davon die Rede gewesen, der Boss sei aus dem Ruhestand zurückgekehrt, weil die Firma ihn brauchte. Aber das konnte doch nicht dasselbe sein, oder? Ich zog das Biographische Lexikon hervor und schlug Merlin nach. Dort wurden viele verschiedene Varianten seines Namens wiedergegeben. Die Walisische lautete Myrddyn Emrys, was so viel hieß wie Emrys aus Myrddyn. In das moderne Englisch übersetzt bedeutete das Ambrose Mervyn. Der Name »Merlin« schien entweder etwas mit der lateinischen Sprache oder mit einer falschen Transkription aus dem Walisischen zu tun zu haben.
    »Ach, du heilige Scheiße«, murmelte ich leise. Das konnte doch nicht sein. Dann musste er mehr als tausend Jahre alt sein. Aber ich nahm an, dass er vielleicht nicht alterte, während er in dieser Höhle schlief. Mir fielen einzelne Fetzen aus unserem Gespräch wieder ein. Darin hatte er erwähnt, in modernem Englisch laute sein Name Mervyn, als sollte mir das irgendetwas sagen. Und er hatte von der Neuen Welt gesprochen und davon, dass er sich an die lärmende Geschäftigkeit der Stadt erst gewöhnen müsste.
    Wenn Mr. Mervyn tatsächlich Merlin war, dann war es ein Wunder, dass er sich überhaupt so gut zurechtfand, wie er es tat. Den Unterschied zwischen dem mittelalterlichen Britannien und dem New York unserer Tage konnte ich gar nicht ermessen. Hatten sie ihn wenigstens in England aufwachen lassen, bevor sie ihn hierher brachten? Oder war er mitten in Manhattan aufgewacht und hatte sich plötzlich an der Spitze eines multinationalen Unternehmens wiedergefunden, das wenig Ähnlichkeit mit der von ihm gegründeten Gesellschaft hatte?
    Dass ich mir mehr Gedanken darüber machte, wie er zurechtkam, als mich darüber zu wundern, dass ich für den echten Merlin arbeitete, verriet, was ich in den letzten Wochen alles erlebt hatte.
    Ich las seine Biographie zu Ende. Im letzten Absatz stand:
    »Merlin wurde kürzlich aus seiner Höhle geholt, um dem von ihm gegründeten Unternehmen in einer schwierigen Situation beizustehen, welche die magische Gemeinde in ihrer Substanz bedroht.« Das klang beunruhigend und weitaus schlimmer, als mit den Folgen einer Wirtschaftskrise klarzukommen. Man holte den Firmengründer und Geschäftsführer aus seinem Ruhestand, den er in seinem Landhaus in den Cotswolds Hills oder seiner Blockhütte in Vermont verlebte, wenn es eine wirtschaftliche Krise oder einen Skandal innerhalb des Unternehmens gab. Aber was konnte so schlimm sein, dass man einen uralten und legendären Zauberer aus einem mehr als tausend Jahre währenden magischen Schlummer riss und ihn über das Meer in eine Welt brachte, die ihm so fremd sein musste wie ein fremder Planet? Was immer der Grund dafür sein mochte, es musste etwas Schreckliches sein, und das erklärte möglicherweise auch, warum sie so paranoid waren und so dringend Verifizierer wie mich brauchten.
    Mir war schwindlig. Ich hätte in meinen Lunchbeutel geamtet, wenn ich nicht hätte fürchten müssen, damit unnötige Aufmerksamkeit meiner Kollegen auf mich zu ziehen. Ich konnte jedoch nicht widerstehen, mich unter dem Tisch in den Oberschenkel zu kneifen. Vielleicht steckte ich in einem langen, mit vielen Details ausgeschmückten Traum fest. So etwas passierte doch nicht mir, Katie Chandler. Mein Leben war so durch und durch normal, ja, sogar langweilig – bis jetzt. Ich hatte es geschafft, sogar einen magischen Job normal aussehen zu lassen. Mit diesem eintönigen Verifizierungsbüro, das genauso mies war wie jedes andere Sekretärinnenbüro, das ich während meiner verzweifelten Tage in der Zeitarbeitsfirma direkt nach meinem Umzug nach New York von innen gesehen hatte. Nur ich konnte einen Job bei MMI in einen öden Nine-to-five-Bürojob verwandeln.
    Sie hatten wiederholt versichert, Verifizierer wären sehr wichtig für ihre Firma, aber was sollte jemand wie ich denn in einer Situation ausrichten können, die ernst genug war, um Merlin – den Merlin – aus einem magischen Koma zu holen? Ich konnte einen kleinen Betrieb leiten und eine Marketingkampagne in allen ihren Einzelheiten überwachen. Aber damit war mein Können auch schon erschöpft. Wenn sie auf meine Hilfe zählten, waren sie in größeren Schwierigkeiten, als ihnen klar war.
    Auf die Verwirrung folgte Wut. Die Kleinigkeit, dass sie in einer ernsten Krise steckten, hatten sie während des gesamten

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