Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
auf der Kante zu sitzen kam. Dann schwang ich meine Beine hoch. Als Nächstes musste ich herausfinden, wie man sich darauf richtig hinsetzte, denn fliegende Teppiche haben keine Sicherheitsgurte. Mein Rock war schmal und knielang, ein Schneidersitz kam also nicht in Frage. Schließlich ließ ich mich mit seitlich abgewinkelten Beinen nieder.
Selwyn sprang ohne Probleme auf und zeigte dabei genau die Anmut, die ich von seiner Spezies erwartete. Das meiste, was ich über ihn mutmaßte, stammte allerdings aus Büchern und Filmen. Er »fuhr« durch Gestikulieren mit seinen Händen. Der Teppich hob ab und überflog den Verkehr Richtung Uptown. Ich war froh, dass ich nicht unter Höhenangst litt. Ob es an diesem Teppich wohl irgendwelche Sicherheitsvorrichtungen gab, ein unsichtbares Kraftfeld zum Beispiel, das uns vor dem Herunterfallen bewahrte? Es gab jedenfalls nichts, woran man sich hätte festhalten können. Selwyn schien ein Profi im Umgang mit diesem Teil zu sein. Allerdings gehörte er auch zu der Sorte Jungs, die es darauf anlegte, mit ihren Sportwagen auf zwei Rädern durch die Kurven zu brettern, um die Mädchen zu verängstigen und zu beeindrucken.
»Man sollte meinen, dass mir mal eins von diesen Dingern hätte auffallen müssen«, sagte ich, während wir über den Broadway dahinflogen.
»Wie oft sieht man schon nach oben?«, sagte er. Da war was dran. Denn das hatten mir auch Marcia und Gemma gepredigt, als ich hierher zog. Ich hatte ihnen gut zugehört, da ich wusste, dass es ihnen nicht darum ging, mir Angst vor der Stadt einzujagen. Wenn man an den Wolkenkratzern hochstarrte, outete man sich sofort als Tourist und zog todsicher die Aufmerksamkeit der Taschendiebe auf sich. Also hatte ich mich gezwungen, meinen Blick immer starr geradeaus zu halten, so gern ich auch an den hohen Gebäuden emporgesehen hätte.
»Außerdem benutzen wir vorgegebene Routen«, fuhr Selwyn fort. »Das verringert die Chancen, gesehen zu werden.« Nachdem ich ihn einmal was gefragt hatte, redete er ohne Punkt und Komma bis zum Ende der Fahrt weiter. Er erzählte mir von all den Einzelhändlern, die bereits versucht hatten, ihn übers Ohr zu hauen. Nach dem, was er sagte, zu urteilen, benötigte er allerdings gar keinen Verifizierer. In einer ziemlich nobel aussehenden Gegend auf der Upper East Side hielten wir schließlich an. Sobald wir abgestiegen waren, rollte Selwyn den Teppich zusammen, steckte ihn sich unter den Arm und führte mich zu einem Geschenkartikelladen.
Es war so ein Geschäft, das Karten für jeden erdenklichen Anlass, Geschenkpapier und Sachen anbot, die als »Geschenke« deklariert waren, weil sie ansonsten keinen erkennbaren Nutzen hatten. Doch einer der Ständer in diesem Geschäft enthielt Dinge, die nicht gerade wie Grußkarten aussahen. Auf einem Schild darüber stand: »Karten für besondere Anlässe«.
In diesem Ständer steckten in Folie eingeschweißte Heftchen mit Etiketten vorn drauf, die unterschiedlichen Rubriken zugeordnet waren. Es gab beispielsweise Zaubersprüche für den Haushalt, den Verkehr und den Arbeitsplatz oder Zauberformeln, die ein anderes Aussehen verliehen. So sahen also Zauberformeln aus, die auf dem Markt angeboten wurden. Selwyn ließ mich alle Überschriften vorlesen und nickte dann: »Okay, sieht so aus, als wäre alles in Ordnung. Sehen Sie sonst noch irgendwas?«
»Zum Beispiel?«
»Oh, einfach irgendwas, das Ihnen auffällig erscheint. Vielleicht weil es aussieht, als gehörte es eigentlich nicht dazu.« Er sah mir nicht in die Augen, als er das sagte, sodass ich mich fragte, was los war.
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Sie sehen alle irgendwie gleich aus, als wären sie alle von derselben Firma.«
»Gut. Gut.« Er wirkte einen Augenblick lang über Gebühr erleichtert, aber dann setzte er wieder dieses höfliche und zuvorkommende Verkäuferlächeln auf und zog Notizblock und Stift aus der Tasche. »Sagen Sie mir, wie viele Sie jeweils in den unterschiedlichen Kategorien vorfinden.«
Ich bemerkte, dass der Stift die Zahlen ohne sein Zutun notierte, und wäre fast beim Durchzählen der Zaubersprüche für den Haushalt durcheinander gekommen. Als ich gerade die letzte Rubrik durchzählte, kam eine Frau um den Tresen herum und rief: »Selwyn! Was führt dich denn hierher?«
»Madeline, du siehst noch besser aus als sonst«, erwiderte er und beugte sich vor, um ihr die Hand zu küssen. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass du alles hast, was du
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