Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
schüttelte heftig den Kopf, sodass seine Haare durch die Luft flogen.
Owen wandte sich mir zu. »Katie, schauen Sie sich bitte das Buch auf meinem Schreibtisch an und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
Ich stand auf und trat an den Schreibtisch. Bei dem Buch handelte es sich um einen riesigen Wälzer, aber es sah nicht so aus, wie die offensichtlich sehr alten, ledergebundenen Bände in den Regalen, die Owens Büro säumten. Eher nach einem modernen Hardcover. Ich schlug es zu und sah mich bestätigt. Nur der Umschlag fehlte, mit dem solche Hardcover gewöhnlich verkauft werden. Dann las ich den Buchrücken und musste unwillkürlich grinsen.
»Das ist ein Roman von Tom Clancy. Nicht der neueste, aber einer von vor ein paar Jahren. Den hab ich damals meinem Vater zu Weihnachten geschenkt.« Ich schlug das Buch wieder auf und kontrollierte den Copyright-Vermerk. »Es ist nicht mal eine Erstausgabe. Das können sie gebraucht für fünf Dollar kriegen.«
»Danke, Katie«, sagte Owen. Seine Stimme war frostig, und er ließ Wig nicht aus den Augen, der sichtlich zitterte und sich in seinen Sessel kauerte. Ich vermutete, dass meine Aufgabe damit erfüllt war, aber da ich nicht weggeschickt wurde, setzte ich mich zurück in meinen Sessel, um zu sehen, was als Nächstes passierte. »Das ist eine sehr interessante Einschätzung, wenn man bedenkt, dass Mr. Bookbinder es mir eben als eins der drei noch erhaltenen Exemplare eines walisischen Codex aus dem sechzehnten Jahrhundert angepriesen hat, das weitaus mehr als fünf Dollar wert wäre. Sehr hübsche Illusion, Wig. Sie haben mich also hereingelegt. Glücklicherweise hatte ich Katie hier, damit sie mir helfen konnte.«
Owen sprach weiterhin in einem freundlichen Plauderton, aber es war die Art von freundlich, die bedrohlich klingt, weil sie gemessen an der Situation zu ruhig ist. Wigs Angst war geradezu mit Händen zu greifen, auch wenn ich nicht über eine Spur von magischem Talent verfügte. Die Macht hinter Owen konnte ich ebenso spüren, und jetzt war mir auch klar, warum er als der kommende Star gehandelt wurde. Es machte ihn ein bisschen beängstigend und zugleich rasend attraktiv, obwohl ich eigentlich noch nie auf gefährliche Typen stand. Er passte definitiv nicht in das klassische Schlägertypenschema, das ich normalerweise richtig abturnend finde. Nicht in diesem gut aussehenden Anzug. Aber mit dieser Gesichtsfarbe konnte er sich wahrscheinlich innerhalb eines Tages auch prima ein ungepflegtes Aussehen verleihen, wenn er mal eine Rasur ausließ. Musste einer denn tatsächlich auch schlimme Sachen tun, um ein Schlägertyp zu sein, oder reichte es, wenn man das Potenzial dazu hatte? Wenn es das Potenzial war, das zählte, dann war es vielleicht die Selbstbeherrschung, die so sexy war. Denn man wusste, dass er etwas Gefährliches und Gewaltiges tun konnte, aber die Beherrschung hatte, es nicht zu tun. Wenn er auf diesem Gebiet über Selbstkontrolle verfügte, dann vielleicht auch in anderen Bereichen. Ich wand mich in meinem Sessel und hoffte inständig, dass er über keinerlei Talent zum Gedankenlesen verfügte. Falls doch, konnten sie uns gleich beide aufs Dach setzen und unsere rot leuchtenden Gesichter als Warnsignale für herannahende Flugzeuge benutzen.
Owen schüttelte mitleidig den Kopf. Es wirkte echt, nicht wie das spöttische Mitleid, das man jemandem entgegenbringt, den man im nächsten Moment zerstören wird. »Sie müssen wirklich verzweifelt sein, wenn Sie dieses Risiko in Kauf nehmen. Sie haben sich doch sicher gedacht, dass wir Ihnen auf die Schliche kommen würden?«
Wig machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, aber es kam nur ein Keuchen und Stammeln heraus. Ich verstand nicht ein Wort von dem, was er sagte.
»Interessant ist vor allem die Tatsache, dass Sie dazu in der Lage waren, solch eine solide und detaillierte Illusion herzustellen«, fuhr Owen fort. »Das kann nur bedeuten, dass Sie tatsächlich ein Exemplar dieses Codexes vor Augen hatten. Sonst hätten Sie sich das nicht so gut ausdenken können. Sie haben dieses Exemplar aber nicht noch zufällig irgendwo, oder?«
»J-j-j-ja. H-h-h-hab ich.«
Owen lächelte. »Dachte ich mir. Sonst hätten Sie es nicht riskiert, es mir anzubieten. Sie wissen, wie dringend ich es brauche, und Sie wissen auch, dass ich überall danach gesucht habe. Sie haben sich wohl gedacht, Sie könnten mir diese Illusion verkaufen, und wenn der Zauber dann nachließe, wäre ich so scharf darauf, dass ich noch
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