Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Halbwissen und Rätselraten basierende Gerüchte in Umlauf gekommen wären. Stattdessen drehte er sich zu ihnen um und sagte mit gebieterischer Stimme: »Wie es scheint, haben wir einen Verräter in unserer Mitte. Bitte halten Sie die Augen auf und melden Sie alle verdächtigen Aktivitäten an Miss Chandler, die die Ermittlungen leiten wird.
Jetzt können Sie wieder an die Arbeit gehen. Die Sache ist unter Kontrolle.«
Wenn Merlin sich berechtigterweise wie ein alter Zauberer aufführte, der ein Imperium erschaffen hatte, hörten die Leute für gewöhnlich auf ihn. Die Menge zerstreute sich rasch. Als alle weg waren, maunzte ich: »Das war’s dann wohl mit meinen verdeckten Ermittlungen.«
Er seufzte und war nun wieder einfach ein älterer Herr in einer schwierigen Situation. »Ja, aber wir konnten doch unmöglich einfach so tun, als wäre nichts vorgefallen. Daher dachte ich, es wäre das Beste, unsere Strategie an die Situation anzupassen. Sicher werden Sie jetzt mit Berichten über verdächtiges Verhalten bombardiert, aber es ist immer möglich, dass auch ein Körnchen Wahrheit darin liegt. Sie werden Ihren ganzen Scharfsinn benötigen, um die brauchbaren von den unbrauchbaren Informationen zu trennen.«
»Wollen Sie die Ermittlungen, jetzt, wo wir geoutet sind, nicht jemandem übertragen, der auch wirklich weiß, wie so etwas geht?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Ich sehe keine Notwendigkeit, an diesem Punkt irgendetwas zu ändern. Bitte fahren Sie mit Ihren Bemühungen fort.«
Ich sah schon kommen, dass ich Isabel würde anzapfen müssen, um mich über die schmutzige Wäsche jedes einzelnen Firmenangehörigen zu informieren und herauszufinden, wer einen Groll gegen wen hegte und warum. Denn nur wenn ich über diese Interna Bescheid wusste, konnte ich unterscheiden, ob einer seinen Kollegen anschwärzte, um ihm eins auszuwischen, oder ob seine Meldung möglicherweise wichtige Fakten enthielt. Andererseits gab es ja auch noch die Möglichkeit, dass er einen Grund zum Anschwärzen hatte und trotzdem die Wahrheit sagte.
Da kam eine ganz neue Art der Verifizierung auf mich zu, die nichts damit zu tun hatte, ob ich für Magie empfänglich war oder nicht. Vielmehr ging es nun darum, den Leuten in die Herzen zu schauen und die Wahrheit zu erkennen.
Kinderspiel. Schön wär’s. Ich fragte mich, ob es wohl zu spät war, meinen Part in diesem Spektakel mit dem Titel »Wir retten die Welt vor zwielichtiger Magie« niederzulegen.
Als ich zurück in mein Büro kam, hatte ich bereits zwölf E-Mails bekommen und vier Anrufe auf dem Anrufbeantworter. Ich ging alles durch, um mich zu vergewissern, dass nichts Dringendes dabei war, aber es handelte sich um lauter angeblich sachdienliche Hinweise. Ich löschte die Nachrichten nicht vom Anrufbeantworter und verschob die E-Mails in einen neuen Ordner, den ich extra für die Ermittlungen anlegte. Es war fast fünf, und mir war einfach nicht danach zumute, all diese negativen Meldungen durchzugehen. Das hatte Zeit bis zum nächsten Morgen.
Nachdem ich meine Sachen von Trix’ Schreibtisch in mein Büro geräumt hatte, holte ich meinen Mantel und meine Tasche und machte mich auf den Weg nach draußen. Ich staunte nicht schlecht, als ich Owen in der Lobby traf. »Ich kann mich gar nicht entsinnen, wann ich Sie das letzte Mal so früh hab nach Hause gehen sehen. Ich meine, außer als Sie diese Schulterverletzung hatten«, bemerkte ich.
»Dass ich die Abteilung jetzt versiegeln muss, hat den angenehmen Nebeneffekt, dass ich auch zeitig nach Hause komme.«
»Schadet Ihnen wahrscheinlich ohnehin nicht, sich mal auszuruhen.«
Dann kehrten wir unsere morgendliche Routine um und gingen Seite an Seite und fast im Gleichschritt von der Firma zur U-Bahn. »Sie haben jetzt also das zweifelhafte Vergnügen, sich durch diese ganzen Meldungen zu wühlen«, sagte er.
»Ja, ich frage mich, womit ich das verdient habe.«
»Sie behalten immer einen klaren Kopf und haben die Gabe, alle möglichen Arten von Illusionen zu durchschauen«, erwiderte er.
»Das hatte ich nicht so ernst gemeint.«
»Ich dagegen schon. Ich glaube, Sie sind am besten für diese Aufgabe geeignet. Sie kochen noch nicht Ihr eigenes Süppchen, anders als die meisten anderen hier, die schon lange in der Firma arbeiten.«
Ich sah ihn misstrauisch an. »Haben Sie denn auch Animositäten und Feinde und all so was?«
»Sagen wir einfach, es gibt ein paar Leute, denen ich nicht traue. Ich würde ihnen keinen Schaden
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