Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Palmer und ich waren die Einzigen, die alle Details kannten
– und der Spion natürlich. Ich hab niemandem davon erzählt und nehme an, Sie auch nicht, und Mr. Palmer wird sich, wie ich vermute, ebenso in Zurückhaltung geübt haben, wie er es immer tut.«
»Ich glaube, das meiste ist einfach geraten. Irgendwer hat gesehen, wie Owen aus der Forschung & Entwicklung gestürmt ist, und da ja immer die Angst umgeht, wir könnten Eindringlinge oder Spione in der Firma haben, schallt es als Nächstes aus allen Ecken und Winkeln zurück, jemand hätte in Owens Büro eingebrochen. Einen echten Spion ausfindig zu machen, während alle bereits eifrig damit beschäftigt sind, ihren eigenen Spion zu enttarnen, ist so gut wie unmöglich.«
»Das ist erst der erste Tag Ihrer Untersuchung«, wandte Merlin höflich ein.
In dem Moment kam es quäkend aus der Gegensprechanlage: »Katie-Maus, bist du da?«
»Ja, ich bin da. Was ist los, Sam?«
»Ich bin in der Forschung & Entwicklung. Du solltest besser zusehen, dass der Chef herkommt, aber pronto.«
Merlin und ich sahen uns an, dann eilte er zur Rolltreppe. Ohne auf eine Einladung zu warten, stand ich auf und folgte ihm. Ich war erst vor einer Viertelstunde dort unten gewesen. Was konnte in der Zwischenzeit passiert sein?
Normalerweise war die Tür zu dieser Abteilung gesichert; erst musste man seine Hand auf ein Lesegerät legen und dann eine Formel aufsagen. Selbst ich erhielt dort keinen Zutritt, wenn ich nicht von einem Angestellten der Abteilung begleitet wurde oder Owen mich nicht erwartete. Doch jetzt stand die Tür weit offen. Sam und ein bleichgesichtiger Owen standen davor. »Was ist los, Sam?«, fragte Merlin.
»Die Sicherungsanlage zu dieser Abteilung ist kurzgeschlossen worden. Kaputt. Es sieht so aus, als funktioniere alles wie immer, aber jeder kann hier jederzeit rein.«
»Wie lange ist das schon so?«
Sam zog die Schultern so hoch, wie es einem steinernen Dämon möglich war. »Schwer zu sagen. Ich hätte es heute noch nicht einmal entdeckt, wenn der Kleine mich nicht geben hätte, hier einen Rundum-Check zu machen«, antwortete er mit einem Flügelzeig auf Owen.
»Ich hielt das für eine vernünftige Maßnahme«, sagte Owen leise.
»Ja, und es ist gut, dass Sie sie getroffen haben«, bekräftigte Merlin. »Können Sie das reparieren, Sam?«
»Sicher. Kein Problem. Aber erst sollten wir den Rest des Gebäudes ähnlich gründlich überprüfen.«
Merlin nickte. »Tun Sie das.«
»Das würde doch erklären, wie der Spion hier reingekommen ist, oder, Chef?«, sagte Sam, während er sich den losen Drähten zuwandte.
»Und es bedeutet auch, dass nicht nur die Leute zum Kreis der Verdächtigen zählen, die Zugang zu dieser Abteilung haben«, merkte ich an. Na toll, meine Aufgabe war soeben noch schwieriger geworden.
»Wurde dieser Schaden mit Hilfe von Magie oder mit Gewalt angerichtet?«, erkundigte sich Merlin.
»Vielleicht von beidem ein bisschen«, erwiderte der Gargoyle. »Ich stelle jemanden ab, der jeden, der hier reinwill, einzeln durchcheckt. Dann versiegeln Sie die Abteilung am besten bis morgen früh.«
»Ich sorge dafür, dass hier heute alle rechtzeitig rauskommen, dann verschließen wir sie«, sagte Owen.
Während wir dort standen und redeten, warf ich einen Blick über die Schulter und traute meinen Augen nicht. Ich berührte Merlin am Ellenbogen und sagte leise: »Irgendwie hab ich den Eindruck, dass unser Spion kein Geheimnis mehr ist.«
Sowohl draußen im Flur als auch auf dem Gang der Abteilung hatte sich eine bunte Schar von Leuten versammelt. Ich sah Jake mit großen Augen über Owens Schulter spähen. Ari schwebte über der Gruppe, die sich auf dem Gang der Forschung & Entwicklung drängte, und glotzte wie jemand, der langsamer fährt, um eine Massenkarambolage auf der Autobahn zu begaffen.
Draußen im Flur herrschte ein noch größeres Gedränge. Es war, als hätte jemand eine firmenweite Durchsage gemacht und verkündet, in der Forschung & Entwicklung gebe es was umsonst. Gregor und Kim aus der Abteilung Verifizierung waren da. Minerva Phelps (Prophetien & Verluste) stand ganz vorn; wahrscheinlich war sie als Erste da gewesen.
Dortmund, der Zwerg aus der Buchhaltung, stieß den Leuten seine Ellenbogen in die Knie, um sich langsam bis nach vorn durchzuarbeiten.
Wäre Merlin ein Chef wie jeder andere gewesen, hätte er gefragt: »Haben Sie eigentlich keine Arbeit?«, und sie alle weggescheucht, woraufhin nur noch mehr auf
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