Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule
hatte Herr Schubert mehrere Gläser Schnaps getrunken, um sich zu beruhigen.
Im Kamin war es mucksmäuschenstill.
Meine Oma fragte: »Wo geht es in den Keller?«
Frau Schubert zeigte es und meine Oma verlangte von Herrn Schubert, dass er die Reinigungsklappe öffne. Ein halber Eimer Ruß kam zutage, aber keine Katze. Meine Oma sagte: »Du musst jetzt sehr tapfer sein, Katjalein.«
Ich dachte an Emeline von Rosenbaum im Ofenrohr und grämte mich. Und dann habe ich gedacht, das ist alles passiert, weil ich einen Ranzen brauche, wegen der Scheißschule.
Weißer geht’s nicht
Bäumchen steckte im Kamin. Niemand wusste, wie man sie retten konnte. Noch größer als mein Kummer war meine Angst vor Tante Parisius. Die würde mich vor Wut vielleicht ins Gefängnis werfen lassen und einen Schulranzen kriege ich nicht, weil ich im Knast keinen brauche.
Großmutter Habenicht wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sagte: »Fasse dich, mein Kind. Es war ein Unglücksfall.«
Herr Schubert sagte: »Sie war eine wunderschöne Katze. Ich habe sie deutlich vor Augen und sollte sie tatsächlich zu Tode kommen, dann male ich Bäumchen und schenke dir das Bild.«
Ich wollte kein Bild. Ich wollte Bäumchen selber.
Inge Schubert sagte: »Die Katze muss ja noch nicht tot sein. Eine Katze hat sieben Leben, sagt das Sprichwort. Und selbst wenn Bäumchen drei davon verloren hätte. Wie viele blieben dann noch übrig?«
Woher soll ich das wissen. Ich gehe noch nicht zur Schule.
Ich wollte mich nicht trösten lassen und Frau Schubert hätte mich gern aus dem Hause gehabt. Sie schlug eine Pause vor. Jede Familie sollte in der eigenen Wohnung darüber nachdenken, was wegen einer Rettung unternommen werden könnte. Sie würde mit dem Maurer telefonieren. Wir könnten es bei der Feuerwehr versuchen.
Ich dachte, dass ich vielleicht mit Moritz reden könnte. Er ist in Bäumchen verknallt und würde sich gerne mit ihr vermehren. Er könnte Schuberts aufs Dach steigen, den Schornstein erklimmen, seine Augen aufglühen lassen, damit er etwas erspäht in der Finsternis des Schachtes.
Ich war mit der Pause einverstanden. Wenn ich Kummer habe, kriege ich Hunger und meine Oma bäckt bessere Plätzchen als Frau Schubert.
Sie und ihr Mann gaben uns das Geleit bis vor die Haustür. Ich blickte zum Dach und überlegte, wie Moritz dort hinaufgelangen könnte. Er war ein bisschen fett geworden, aber immer noch ein guter Kletterer. Er müsste am Stamm des Tannenbaumes aufsteigen, der dicht am Haus steht und mit den unteren Zweigen die Dachrinne erreicht.
Mit einem Male sah ich ein Funkeln. Ich kniff die Augenlider fest zusammen, um sie vorsichtig wieder zu öffnen. Es war keine Täuschung. Hoch oben, unter dem Tannenast, am Rande der Dachrinne, leuchteten zwei Katzenaugen.
Sie ist es!
»Unsinn«, sagte meine Großmutter Habenicht. »Die Katze auf dem Dach ist pechschwarz.«
Sie ist es. Ich rief: »Bäumchen« und wieder »Bäumchen«, bis das Tier kläglich antwortete.
Jetzt erkannte meine Oma sie auch an der Stimme. Sie sagte: »Erstaunlich. Du hast ihr den Himmel gezeigt, den sie noch nicht kannte. So hat Bäumchen gewusst, wie sie sich retten kann. Sie ist durch den fünf Meter hohen Schornstein aufgestiegen. Dabei hat sie die Farbe gewechselt. Nun liegt die Ärmste in der Dachrinne. Herr Schubert, würden Sie eine Leiter holen?«
Ich rannte, so schnell ich konnte, nach dem Transportkörbchen mit der Gittertür. Als ich zurückkam, war der Maler schon von der letzten Sprosse abgestiegen und ich musste lachen, als ich Bäumchen in den Käfig steckte. Der Künstler war rabenschwarz im Gesicht, am Russenkittel und an den Händen.
Herr Schubert lachte auch.
Wahrscheinlich war er heilfroh, dass er seinen Schornstein nicht abreißen musste.
Zu Hause hielten wir Rat. Wie konnten wir die verrußte Katze wieder weiß kriegen?
»Zieh dich aus«, befahl meine Oma und zog sich selber Kleider und Hemd über den Kopf. Und ich kriegte nicht mal einen Schreck, weil ich gerade erst die nackte Frau des Künstlers auf den Bildern betrachtet hatte.
Ich musste die Katze im Genick packen.
Meine Oma griff die Schauma-Flasche und dann stiegen wir zu dritt in die Wanne. Ich hielt das zappelnde Tier und meine Oma wusch und brauste bei dreißig Grad. Die Katze hat vor Angst geschrien, bis meine Großmutter Habenicht endlich sagte: »Weißer geht’s nicht.«
Wir wickelten Bäumchen in ein Tuch und stopften sie mitsamt dem Badelaken in den
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