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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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kalt und gefühllos bedroht und dann gezwungen hatte, dieses bittere Zeug zu trinken, das offensichtlich daran schuld war, dass sie tagelang dieses benommene Gefühl nicht hatte abschütteln können. Hier hatte jemand einen clever ausgeklügelten Plan eiskalt durchgeführt. Aber dann musste etwas schief gegangen sein.

18
    »Wie kann ich Ihnen helfen?« Dr. Sigrun Nasser war attraktiv, blond und jünger, als Halverstett angenommen hatte. Vielleicht Ende dreißig oder Anfang vierzig. Sie leitete die forensische Abteilung Eins des Rheinischen Landesklinikums in Viersen-Süchteln.
    »Es geht um Brindi. Aber das wissen Sie ja bereits. Ich möchte mir ein Bild von ihm machen.«
    »Ich habe doch schon mehrfach mit Kollegen von Ihnen gesprochen.«
    »Ich bin nicht von der Viersener Polizei und auch nicht vom LKA. Ich bin von der Düsseldorfer Kripo. KK11. Ich ermittle in einem Mordfall.«
    »Und Sie halten Brindi für den Täter?« Die Ärztin sah ihn scharf an. Halverstett fühlte sich wie ein kleiner Schuljunge. Trotz ihrer Jugend strahlte die Frau Autorität und Selbstbewusstsein aus.
    »Ich möchte wissen, ob er der Tat fähig wäre. Aus Ihrer Sicht.«
    Die Frau sah ihn unverwandt an und schwieg. Halverstett schwieg ebenfalls. Er hatte das Gefühl, einer Prüfung unterzogen zu werden, einen Test bestehen zu müssen, bevor sie mit ihm sprach, und er beschloss, das Spiel mitzuspielen. Wortlos erwiderte er ihren Blick. Schließlich schien sie zufrieden, lehnte sich zurück und fragte:
    »Es geht um diese Dagmar Ülzcin, stimmt’s? Sie war mehrfach hier. Ich kannte sie. Es tut mir leid, was mit ihr passiert ist. Und um Ihre Frage gleich zu beantworten: Natürlich könnte Brindi das getan haben. Jeder Mensch kann so etwas tun. Ich. Sie. Jeder. Und Brindi selbstverständlich auch. Sie wissen, warum er hier eingewiesen wurde. Er hatte das Bedürfnis, Frauen zu kontrollieren, indem er sie gefangen hielt und grausam quälte. Allerdings nie mit Tötungsabsicht. Im Gegenteil. Es lag ihm immer viel daran, dass seine Opfer überleben. Deshalb hat ihn der Selbstmord von Carolin Maiwald auch so aus der Bahn geworfen.«
    »Warum hat er diese Dinge getan?«
    »Kontrollbedürfnis, wie ich schon sagte. Ein Zwang, dem er mit seinem Verstand nichts entgegensetzen konnte. Er musste sich immer wieder selbst bestätigen, dass nicht die Frauen ihn beherrschen, sondern er sie. Allerdings verläuft die Therapie meiner Ansicht nach sehr erfolgreich. Oder besser gesagt: verlief. Bisher. Zumindest bis Oktober.«
    »Als er zum ersten Mal ausgebrochen ist?«
    Sie nickte. »Es war uns völlig unerklärlich. Er durfte bereits seit Monaten auf dem Gelände herumlaufen. Nicht allein, natürlich. Immer in Begleitung eines Pflegers. Es hat nie die geringsten Probleme gegeben.«
    »Und danach haben Sie ihn nicht mehr herumlaufen lassen?«
    »Natürlich nicht. Er durfte das Gebäude nicht verlassen. Strengste Sicherheitsvorkehrungen. Wir sind uns unserer Verantwortung durchaus bewusst. Und dann hatte er den Unfall. Oder besser gesagt – «, sie stockte.
    »Dann täuschte er den Unfall vor?«, half ihr der Kommissar auf die Sprünge.
    Sie nickte. »Es passte einfach nicht in sein Persönlichkeitsprofil, verstehen Sie? Er ist seit über drei Jahren hier, und es hat nie irgendeinen Vorfall gegeben. Im Gegenteil. Er schien so dankbar zu sein für die Chance, die er hier bekam. Er war auch ausgesprochen beliebt bei den anderen Patienten. Bei den meisten jedenfalls. Er hatte so etwas wie einen Club gegründet. Das Ganze war eine Art Naturprojekt. Sie haben Blätter und Käfer gesammelt, Vitrinen zum Ausstellen gebaut und alle Objekte katalogisiert. Er ist ganz in dieser Arbeit aufgegangen. Er schien sich hier wohl zu fühlen, wirklich. Deshalb haben wir einfach nicht damit gerechnet, dass so etwas passiert.«

    ***

    Manfred hatte kaum geschlafen. Die halbe Nacht war er im Wohnzimmer auf- und abgegangen und hatte den Fall in Gedanken hin- und hergewälzt. Aber wie er ihn auch drehte, es ergab nie einen Sinn. Es war wie verhext.
    Nachdem er am Abend zuvor bei Roberta und Peter in Grimlinghausen eingetroffen war und ihnen alles erzählt hatte, hatten die beiden ihn überredet, erst einmal auszuschlafen und danach in Ruhe zu überlegen, was zu tun sei. Er hatte seinen Landrover in die Garage gefahren, und sie hatten ihm mit Decken und Kissen ein Bett auf der Wohnzimmercouch hergerichtet. Roberta berichtete Manfred, wie sie die Handschuhe bei der Polizei in Mettmann

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