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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Wagenfenster öffnete und ihr etwas zurief, aber nach kurzem Zögern kam sie in seine Richtung. Sie blickte kurz nach rechts und links, so als wollte sie sichergehen, dass nirgendwo jemand von der Presse lauerte, und stieg dann zu ihm in den Wagen.
    »Was wollen Sie von mir? Ich weiß nichts über Ihre Freundin. Ich weiß nur, dass
Sie
vermutlich der Letzte waren, der meine Schwester lebend gesehen hat.«
    Sie sah ihn nicht an, sondern blickte mit ausdruckslosem Gesicht geradeaus. Ihre Stimme klang weder wütend noch traurig, eher müde und resigniert. Manfred schaute ebenfalls durch die Scheibe auf die Straße. Auf dem Bürgersteig und auf vereinzelten Wagendächern lagen schmutziggraue Schneereste. Die Fahrbahn war trocken, dafür wurde sie von einer Schicht aus schwärzlichem Split bedeckt, den die Stadt zum Streuen verwendete und der leise knirschte, wenn ein Wagen darüber fuhr. Etwa einen Meter vor ihnen pickten zwei Tauben an einer Plastiktüte herum, und etwas weiter links lag mitten auf der Straße eine rot-weiß gemusterteSporttasche. Jedes Mal, wenn ein Wagen vorbeifuhr, flatterten die Tauben aufgeschreckt davon, und die Sporttasche wurde vom Fahrtwind mal ein Stückchen nach links, mal ein Stückchen nach rechts geweht, je nachdem, auf welcher Spur das Fahrzeug sie passierte.
    Manfred suchte vorsichtig nach Worten. »Das mit Ihrer Schwester tut mir wirklich leid. Ich war wütend auf sie, ich habe mich mit ihr gestritten. Aber ich habe sie nicht getötet. Was hätte ich auch davon gehabt? Sie war die einzige brauchbare Spur zu Katrin.«
    »Deswegen könnten Ihnen doch trotzdem die Nerven durchgegangen sein. Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    Manfred beschloss, keinen Streit zu riskieren und lieber das Thema zu wechseln. »Ich brauche Ihre Hilfe. Bitte. Sie wissen etwas, das Sie bisher verschwiegen haben. Etwas, das mir helfen könnte, Katrin zu finden. Sie müssen es mir sagen. Jeder weitere Tag, den sie verschwunden bleibt –.«
    Er brach ab. Die Tauben waren mittlerweile zu fünft. Ein Lastwagen fuhr mit dem linken Vorderrad mitten über die Sporttasche und drückte sie platt.
    Jeanette öffnete ihre Handtasche und fing an, darin herumzukramen. »Ich weiß nur, dass Dagmar davon überzeugt war, dass dieser Kerl unschuldig ist. Sie wollte das irgendwie beweisen. Oder dafür sorgen, dass der Fall neu aufgerollt wird. Irgend sowas. Ich weiß es nicht mehr genau.«
    »Sie wollte dafür sorgen, dass der Fall neu aufgerollt wird? Wie?«
    »Keine Ahnung.« Jeanette zuckte die Achseln. »Sie hat mir das alles am Telefon erzählt. Ich habe kaum zugehört. Mir war das einfach nur lästig. Sie hatte einen Plan. Das hat sie, glaub ich, gesagt.«
    »Sie hat Katrin entführt.« Manfred sah Jeanette an. »Sie hat Katrin entführt, damit die Polizei glaubt, es sei der gleiche Täter wie damals. Damit wollte sie erreichen, dass neu ermittelt wird.«
    Jeanette runzelte die Stirn.
    »Und warum sollte sie dann am gleichen Tag Brindi zur Flucht verhelfen? Das wäre doch total dämlich. Damit hätte sie ihn ja nur verdächtig gemacht und nicht entlastet.«
    Sie beförderte einen kleinen Spiegel und einen Lippenstift aus der Tasche und begann, sich die Lippen nachzuziehen. Dann sprach sie weiter.
    »Ich weiß nicht, was sie vorhatte, aber so blöd war es bestimmt nicht. Sie kann nur eins geplant haben, entweder Brindis Flucht oder diese Entführung. Und wenn Sie mich fragen, dann hat sie sich bestimmt in diesen Typ verguckt und wollte mit ihm fliehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie Idealismus mit Liebe verwechselt und Hals über Kopf jemanden heiratet, weil er ihre Hilfe braucht.«
    Jeanette verstaute den Lippenstift wieder in ihrer Tasche. »Ich muss jetzt los. Pressetermin. Richie, unser Produzent, war ganz schön sauer, dass ich so überstürzt nach Düsseldorf abgehauen bin. Aber seit er weiß, dass meine Schwester ermordet wurde, ist er wieder mit der Welt versöhnt. Die Einschaltquoten waren in letzter Zeit ein wenig mau. Aber was meinen Sie, wie die in die Höhe schnellen werden, wenn die Geschichte erst einmal durch die Presse ist.«
    Jeanette stieg aus und schlug die Wagentür zu. Manfred starrte ihr wortlos hinterher, als sie die Straße entlang zurück zum Hotel ging und dort in ein wartendes Taxi stieg.

    ***

    »Ach, Sie.« Ruth Maiwald zog die Tür weiter auf und bat den Kommissar hinein. »Seit die Sache mit, ich meine, Sie wissen schon, seit dieser Kerl entlaufen ist, haben wir keine ruhige Minute

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