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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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mehr. Dauernd schellt das Telefon, und manche Leute stehen auch einfach vor der Tür. Es ist fast wie damals. Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich hatte gehofft, dass das irgendwann mal vorbei sein würde. Aber es ist nie vorbei.«
    Sie ging voran ins Wohnzimmer.
    »Wollten Sie mit mir sprechen oder mit meinem Mann?«
    »Mit Ihrem Mann eigentlich.« Halverstett ließ seinen Blick durch das Zimmer gleiten. Es war wohnlich eingerichtet und ordentlich aufgeräumt, aber dennoch wirkte es, als sei es kein Heim. Irgendetwas daran war beklemmend steril, wie eine Ecke in einem Möbelhaus. Er wusste, dass dieser Ort für seine Bewohner nie ein Zuhause geworden war, dass der unfertige Kamin sie jeden Tag daran erinnerte, dass sie eigentlich zu dritt hier hatten leben wollen, und er fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn das Ehepaar Maiwald damals fortgezogen wäre.
    »Helmut ist nicht da«, erklärte Frau Maiwald. »Er ist wieder vor dem Präsidium, soviel ich weiß. Seit diese Frau tot aufgefunden wurde, diese Reporterin, ist er vollkommen durch den Wind. In der Zeitung steht, dass es vermutlich Brindi war. Glauben Sie das auch?«
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle«, antwortet Halverstett. »Meine Aufgabe ist es, die Wahrheit herauszufinden.«
    Ruth Maiwald fixierte den Boden vor ihren Füßen. »Die Wahrheit macht diese Frau genauso wenig wieder lebendig wie meine Carolin.«
    Es blieb Halverstett erspart, darauf antworten zu müssen, denn in diesem Augeblick wurde die Haustür geöffnet. Helmut Maiwald trat ein. Er sah übernächtigt aus, beinahe schlimmer als in der Zeit vor über drei Jahren, nachdem seine Tochter sich umgebracht hatte.
    »Helmut! Der Kommissar Halverstett ist da. Er möchte mit dir sprechen.«
    Ruth ging auf ihren Mann zu und wollte ihm die Jacke abnehmen. Doch er hielt sie zurück. Er sah mit einem fast flehenden Blick zu Halverstett. »Vielleicht ist es besser, wenn wir auf dem Präsidium sprechen.« Er ergriff die Hände seiner Frau und sah sie einen Augenblick lang schweigend an. Dann sagte er: »Mach dir keine Gedanken, Ruth. Es ist schon in Ordnung. Alles wird wieder gut.«
    Er wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und verschwand durch die Tür. Als Halverstett ihm folgte, schoss ihm durch den Kopf, dass Maiwalds Worte so merkwürdig endgültig geklungen hatten, wie ein Abschied, und zwar einer für immer.

19
    Katrin starrte immer noch auf die Tür. Ihr Blick glitt über den frisch montierten Griff aus Metall und wanderte dann am Rahmen entlang. Irgendwo war eine Schwachstelle. Sie musste sie nur finden. Das Holz war dunkel und hatte keine Astlöcher. Buche? Eiche? Sie hatte keine Ahnung. Der Spalt unter der Tür war so winzig, dass nicht einmal ein Blatt Papier hindurchgepasst hätte. Ihre Augen suchten weiter. Schließlich stockte sie. Die Scharniere! Sie sahen im Verhältnis zu der massiven Tür ziemlich klein und zierlich aus. Vielleicht ließen die sich aushebeln! Doch womit? Wieder sah sie hinunter zu dem Griff; er war mit zwei dicken Kreuzschrauben befestigt. Sie überlegte fieberhaft, suchte den Boden ab und musterte jede Ecke des Raums. Aber außer dem leeren Regal, dem Schemel und der Liege gab es nichts. Kein lose herumliegendes Metallteil, nichts.
    Dann fiel ihr etwas ein. Ihr Gürtel! Hastig öffnete sie ihn und zog ihn aus der Hose. Kritisch musterte sie den Stift, der sich an der Schnalle befand. Hoffentlich war er nicht zu dick! Es dauerte eine Weile, bis sie die richtige Position gefunden hatte, aber dann gelang es ihr, millimeterweise die Schrauben zu drehen. Erst die eine und dann die andere. Schließlich hatte sie sie so weit herausgedreht, dass sie den Türgriff mit einem kräftigen Ruck lösen konnte.
    Jetzt waren die Scharniere dran. Sie schob den Metallgriff, den sie gerade abgeschraubt hatte, so weit es ging hinter das obere Scharnier und drückte dann fest dagegen. Holz splitterte. Ja! Sie setzte erneut an. Wenig später riss das obere Scharnier aus der Tür und flog scheppernd zu Boden. Hastig begann Katrin, das untere Scharnier zu bearbeiten. Es saß fester als das obere. Katrin musste sich auf den Boden setzen und mit den Füßen gegen das Metallstück treten. Schließlich lockerte es sich, und wenig später brach es ebenfalls aus der Tür.
    Schwitzend betrachtet Katrin ihr Werk. Sie hatte es geschafft! Die Tür stand auf der Seite, wo vorher die Scharniere gewesen waren, bereits einen Spalt breit offen. Vorsichtig griff sie mit den Fingern in die

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