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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Verwesung. Dem Anblick möchte wohl niemand tagtäglich ausgeliefert sein, egal wie sehr er Hinrichtungen als solches schätzen mag. Von dem bestialischen Gestank ganz zu schweigen.«
    »Pfui.« Manfred schüttelte sich. »Die waren echt ziemlich abartig drauf, unsere Vorfahren.«
    »Na, dafür brauchst du nicht ins Mittelalter zurückblicken. Das trifft auf unsere Zeitgenossen leider immer noch zu. Guck dich doch mal in der Welt um.«
    »Okay. Da hast du recht. Glücklicherweise sind zumindest in unseren Breiten die Strafen für Verbrechen deutlich humaner geworden.«
    Katrin zuckte die Schultern. »Kommt drauf an. Aus unserer Sicht natürlich schon. Aber damals waren die Leute davon überzeugt, den Verurteilten damit einen Gefallen zu tun. Sie wollten ihnen durch drakonische Strafen die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Je mehr sie noch vor dem Tod litten, desto weniger hatten sie im Jenseits abzubüßen. So was in der Art.«
    »Wie pervers!« Manfred schnitt eine angewiderte Grimasse. »Ist das auch der Grund für die Folter gewesen? Leute quälen, um ihr Seelenheil zu retten?«
    »Nein.« Katrin schüttelte den Kopf. »Das lag am Rechtssystem. Damals gab es keine Prozesse mit Indizien und Beweisen, so wie wir das heute kennen. Relevant für die Verurteilung war einzig und allein das Geständnis. Also musste man den Verdächtigen auf Teufel komm raus dazu bringen, seine Tat zu gestehen.«
    »Wie absurd.« Manfred stand auf und trat zum Fenster. Katrin folgte ihm. Schweigend blickten sie in den gespenstischen Nebel.
    »Wie viele von diesen ehemaligen Richtplätzen gibt es denn in Düsseldorf?«, fragte Manfred schließlich.
    »Das weiß wohl niemand so genau«, antwortete Katrin. »Aber es kommen einige zusammen. Schließlich waren viele Stadtteile in früheren Zeiten eigene Städte, die teilweise auch eine eigene Gerichtsbarkeit hatten.«
    »Da ist was dran. Und jetzt meinst du, wenn hier ein Serientäter am Werk ist, der ein Faible für alte Richtplätze hat, dann arbeitet der all diese Orte ab?«
    »Ja, so ungefähr. Ich hoffe natürlich, dass ich unrecht habe.«
    »Das hoffe ich auch.«
    »Dann drück mir mal die Daumen, dass ich nicht fündig werde. Sonst muss Halverstett mit seiner Mörderjagd wieder von vorn beginnen.«

     
    *

     
    Marc Simons wurde von der Müllabfuhr aus dem Schlaf gerissen. Jeden Donnerstag hielt sie um Punkt sieben genau unter seinem Schlafzimmerfenster und leerte die großen Container des gesamten Häuserblocks. Sie war nie zu spät. Zuverlässiger als sein Wecker.
    Genervt schwang er sich aus dem Bett und trat zum Fenster. Es war dunkel, und der Nebel hatte sich noch nicht gelichtet. Das gelbe Rundumlicht des Müllwagens zerschnitt die weiße Suppe unter ihm.
    Nackt schlurfte Simons in die Küche. Sein Schädel brummte, und er brauchte dringend einen Kaffee. Benedikt saß bereits am Tisch. Er hielt einen dampfenden Pott zwischen seinen Händen und starrte ins Leere.
    »Schon wach?« Benedikt drehte den Kopf und sah seinen Bruder überrascht an.
    »Die Müllabfuhr. Dienstag ist mein Frühaufstehtag.« Er langte nach der Kaffeekanne, doch sie war leer.
    »Hast du nur eine Tasse gemacht, oder bist du schon seit Stunden wach?«
    »Beides.« Benedikt stand auf. »Geh dich anziehen. Ich mach neuen.«
    Marc trottete aus der Küche, schlüpfte in seine Klamotten und kehrte zurück. »Wo warst du eigentlich gestern Abend? Als ich ins Bett bin, warst du immer noch nicht da.«
    »Du bist aber auch den ganzen Abend weg gewesen, wenn ich mich nicht täusche. Wo warst du denn?« Benedikt holte einen zweiten Kaffeepott aus dem Schrank.
    »War unterwegs. Motive suchen. Für das Buch.«
    »Im Nebel?«
    Marc zuckte mit den Schultern. »Und du?«
    »Musste raus. Ich habe gestern Abend bei Natalie angerufen. Wollte die Kleine sprechen. Aber Jule wollte nicht mit mir reden. Das ist alles so beschissen!« Er schlug mit der Faust gegen den Küchenschrank. Geschirr klirrte.
    » Jule wollte nicht mit dir reden? Bist du sicher? Vielleicht hat Natalie das nur behauptet.« Marc setzte sich an den Tisch. Benedikt blieb stehen und wartete darauf, dass die Kaffeemaschine ihre Arbeit beendete.
    »Ich habe gehört, wie sie Jule gefragt hat.«
    »Scheiße.«
    Benedikt goss Kaffee ein und stellte die Kanne zurück. »Das alles macht mich wahnsinnig. Nach dem Telefongespräch musste ich erst mal raus. Hier drinnen wäre ich durchgedreht. Ich bin wie bescheuert in der Gegend rumgelaufen . Am liebsten wäre ich

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