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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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besaß noch seine Wohnung in der Höhenstraße, doch die nutzte er fast nur noch als Lager für Wäsche und Bücher, die er gerade nicht brauchte. Gelegentlich brachte er auch Besuch dort unter. Katrin war zunächst skeptisch gewesen, als Manfred nach ihrer Entführung einfach mit zwei Koffern Klamotten und fünf Kisten Kram bei ihr aufgetaucht war und gesagt hatte, dass er erst mal hierbleibe , bis es ihr besser gehe. Doch er hatte sich gar nicht erst auf eine Diskussion eingelassen, und sie war viel zu erschöpft gewesen, um ernsthaft zu protestieren.
    Aus diesem ›erst mal‹ waren inzwischen zwei Monate geworden, und Katrin hatte sich daran gewöhnt, dass Manfred neben ihr lag, wenn sie morgens aufwachte. Der Anblick seiner Zahnbürste in ihrem Bad hatte etwas Vertrautes, das sie nicht mehr missen wollte, ebenso wie seine Sammlung exotischer Gewürze, mit der er ihren eher mager ausgestatteten Küchenschrank aufgefüllt hatte. Manfred war bereits so sehr Teil ihres Lebens, dass sein Einzug in ihre Wohnung nur der letzte Schritt gewesen war, ein relativ kleiner Schritt gemessen an dem, was bereits hinter ihnen lag. Sogar das befürchtete Chaos war ausgeblieben.
    Das Telefon klingelte. Es war Manfred. »Ich habe hier noch zu tun. Es gab eine Verhaftung. Dauert noch mindestens ’ne Stunde.«
    »Ja, das habe ich mir schon gedacht. Hat er denn gestanden?«
    »Wer?«
      »Dieser Exfreund der Kindergärtnerin.«
    »Woher weißt du das denn schon wieder?!«
    »Ich habe auch so meine Verbindungen.« Katrin grinste. Sie stellte sich vor, wie Manfred am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte.
    »Dann brauche ich dir ja gar nichts mehr zu erzählen, wenn ich nachher komme«, sagte er jetzt.
    »Das könnte dir so passen! Ich bleibe auf, egal wie lang es dauert. Und ich will jedes Detail wissen. Bis dahin habe ich reichlich zu tun. Ich habe nämlich jetzt einen eigenen Fall.«
    »Was?! Was für einen Fall?« Manfred klang entsetzt.
    »Ich suche einen Vermissten.« Katrin genoss es, ihm die Einzelheiten in kleinen Bröckchen hinzuwerfen. Sie konnte seine Neugier geradezu knistern hören.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Du kennst doch die Frau aus dem Nachbarhaus, Thürnissen heißt die. Ältere Dame, sehr kurze Haare. Sportlicher Typ. Joggt jeden Morgen die Düssel entlang.«
    »Ja, ich glaube, ich weiß, wen du meinst.«
    »Sie will, dass ich jemanden für ihre Schwester suche.«
    »Aha. Und warum geht sie nicht zur Polizei?«
    »Da war sie schon. Und bei drei Detekteien. Doch niemand will ihr helfen.«
    »Und warum nicht?« Manfred klang irritiert.
    »Weil der Vermisste ein Hund ist.«

     
    *
    Der Nebel war zurückgekehrt. Er war nicht ganz so dicht wie am Abend zuvor, doch er verhängte die Stadt gut genug, um dem Mörder ausreichend Deckung zu bieten.
    Karl Binder stieg aus seinem Wagen. Fast zehn Minuten hatte er gebraucht, um in dem Einbahnstraßengewirr um den Schillerplatz einen Parkplatz zu finden, der halbwegs in der Nähe seiner Wohnung in der Humboldtstraße lag. Er hatte einen nervenaufreibenden Tag auf dem Präsidium hinter sich. Zeugenbefragungen zu einer angeblichen Vergewaltigung am Arbeitsplatz. Keine schöne Angelegenheit. Der Arbeitsplatz war ein Supermarkt in Derendorf , das Opfer ein junges Mädchen, eine Schülerin, die dort jobbte, und der Beschuldigte der Metzger, der hinter der Fleischtheke seinen Dienst tat. Angeblich hatte er sich im Kühlhaus an ihr vergangen, irgendwo zwischen Schweinehälften und Hähnchenschenkeln.
    Binder schlug die Wagentür zu und schlenderte die Achenbachstraße entlang. Eigentlich war es ganz angenehm, dass er noch ein paar Schritte laufen musste, bevor er zu Hause ankam. Vielleicht ließen sich die unangenehmen Gedanken an seinen Job im Nebel abschütteln. In letzter Zeit fiel es ihm nicht mehr so leicht, seine Arbeit nach Dienstschluss aus dem Kopf zu löschen. Sie verfolgte ihn, fraß sich in sein Privatleben.
    Eine Frau mit Pudel tauchte unvermittelt vor ihm aus dem Nichts auf, huschte vorbei und war Sekunden später wieder in der weißen Suppe verschwunden. Verrücktes Wetter. Binder konnte sich nicht erinnern, in Düsseldorf jemals einen solchen Nebel erlebt zu haben. Aber in letzter Zeit spielte das Wetter ja überall auf der Welt verrückt.
    Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und drückte seine Aktentasche enger an sich. Er war kein ängstlicher Typ, sonst wäre er nicht Polizist geworden, doch aus unerfindlichen Gründen machte ihn der Nebel nervös. Es

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