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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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dann aber den Versuch ganz schnell wieder auf, weil dabei nicht Rechtes herauskam. Und schon gar nichts »total Süüüüßes«.
    »... außerdem trägt Gottfried ein pinkfarbenes Halsband mit einem Medaillon, in dem ein kleiner Zettel mit seinem Namen und seiner Adresse ist. Und mit einem Foto von mir. Hmmm, was war noch? Mal überlegen. Ach ja: Gottfried hat so nette Sommersprossen im rechten Ohr. Und ...« Sie fing an herumzudrucksen.
    »Und was?«
    »Und wenn er aufgeregt ist, dann muss er immer gleich pinkeln, wo er geht und steht. Schon deshalb kann meine Stiefmutter ihn überhaupt nicht leiden. Kleinliche Kuh!«
    »Am besten gibst du mir vielleicht ein Foto von Gottfried mit. Ich könnte die Hunde in der Nachbarschaft fragen, wer von ihnen Gottfried zuletzt gesehen hat. Und wenn ein Dobermann dabei ist, schaue ich ihm natürlich zuerst mal ins rechte Ohr ...«
    Vanessa guckte mich zuerst empört an, musste dann aber trotzdem lachen. Es machte Spaß, sie zum Lachen zu bringen. Gluckste so schön. Wie Ahornsirup eben.
    »Irgendwie nehmen Sie mich immer noch nicht ernst! Das ist nicht gerade nett. Ich meine, wenn es nach mir ginge, würde ich Ihnen ganz offiziell einen Auftrag erteilen. Hab ich ja schon versucht. Aber Sie wollen ja kein Geld von mir.«
    »Will ich auch nicht. Aber wie wäre es, wenn wir im Erfolgsfall stattdessen mal gemeinsam zum Grillen gehen? Unten an der Isar, und du spendierst die Würstchen. Eines sage ich allerdings gleich: Ich weiß nicht, ob es auf der Welt jemanden gibt, der so schlecht einen Grill anschmeißen kann wie ich. Deshalb bringst du dann besser nicht nur Würstchen, sondern auch ein paar belegte Semmeln mit ...«
    »Einverstanden, das ist ein prima Vorschlag! Sie sind ... irgendwie ... echt in Ordnung, wissen Sie das?«
    »Komisch, das hat meine Mutter auch gesagt, nachdem sie sich erst mal an meinen Anblick gewöhnt hatte. Allerdings hat sie mich natürlich damals geduzt ...«
    Sie gluckste wieder.
    »Kannst du auch, wenn du magst. Ich heiße Arno.«
    »Ich weiß. Sei mir nicht böse, Arno: Wie kommt man zu so einem blöden Namen?«
    Junge, Junge, sie war wirklich goldig!
    »Arno hieß die erste große Liebe meiner Mutter. Arno Stankovski, Trompeter in einer mittelmäßigen Jazz-Combo. Nannte sich aber selbst nie Arno, sondern Dennis.«
    »Ach so. Ehrlich gesagt, mein Name gefällt mir auch überhaupt nicht. Vanessa, Mann, das ist ja so prolo! Ich würde viel lieber Laura oder Sarah heißen. Oder besser noch: Camilla!«
    Ich konnte nicht behaupten, dass ich »Camilla« so viel besser fand. Behielt ich aber für mich. Stattdessen sagte ich: »Kommt eigentlich immer nur auf die Menschen an, oder? Manche Leute sind dermaßen doof, so schöne Namen gibt’s gar nicht, um das auszugleichen. Und dann sind da eben auch noch die anderen ...«
    »Stimmt. Und eigentlich ist Arno auch gar nicht sooo schlimm!«
    »Da bin ich aber erleichtert!«
    Ich gab ihr die Hand und stand auf, um mich aus dem Staub zu machen. Ich hatte mittlerweile einen ganz schönen Kohldampf und wollte deshalb endlich nach Hause. Kurz vor der Tür hörte ich sie hinter mir fragen: »Was ist eigentlich mit deinem Bein, Arno?«
    Zwölfjährige! Hören alles, sehen alles und wollen alles wissen.
    Das Bein, okay! Ich ziehe mein rechtes Bein ein wenig nach. Nicht der Rede wert, nur so, als würde es sich in seiner eigenen Zeit bewegen, und zwar immer mit einer winzigen Verzögerung zum Rest des Körpers. Hat mich zuerst ziemlich angefressen, aber ich hatte ja lange genug die Gelegenheit gehabt, mich daran zu gewöhnen.
    Ich drehte mich zu Vanessa um, die immer noch auf dem Boden saß und mich neugierig anblinzelte.
    »Autounfall. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Sehr schlimm?«
    »Ziemlich. Aber ich habe eigentlich keine Lust, darüber zu reden.«
    Sie schaute mir ein paar Sekunden lang in die Augen, ohne etwas zu sagen. Eines musste man der Kleinen lassen: Wenn’s drauf ankam, gab sie tatsächlich Ruhe.
    Mein Magen knurrte. Wurde echt höchste Zeit, dass ich jetzt bald etwas zu Beißen bekäme.
    »Also, ich muss jetzt wirklich gehen«, sagte ich. »Machs gut Vanessa, bis zum nächsten Mal. Ach, übrigens, noch was: Wäre vielleicht keine schlechte Idee, eine Annonce in der Süddeutschen aufzugeben, inklusive anständiger Belohnung. Wegen Gottfried meine ich. Vielleicht ist er ja jemandem zugelaufen.«
    »Gute Idee, Arno!«, sagte Vanessa. Allerdings hörte sie sich dabei nicht so restlos

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